Leverkusen – Neu ist er nicht, der Funkenturm der Altstadtfunken in der Neuen Bahnstadt. Aber: Er ist ein Denkmal. Zudem feiern die Jecken im kommen den Jahr bereits den 120. Gründungstag ihres Vereins. Und: Sie haben jetzt endlich, nach fast zehnjähriger Vorbereitung und Arbeit, ihr eigenes Vereinsarchiv im Turm eröffnet.
Kurzum: Das sind allemal genügend Gründe, um an diesem offiziellen, bundesweiten Tag des offenen Denkmals einer der zentralen Anlaufpunkte für all jene Menschen zu sein, die sich in Leverkusen für Historie und Histörchen interessieren.
Sehenswertes auf drei Etagen
Auf drei Etagen ist nun alles zu sehen, was wann und wo bei den Altstadtfunken passierte. Und wer wann was zu sagen hatte. Ein Hingucker sind schon die großen Geschichts- und Zeittafeln, die alle Epochen der Karnevalisten und Karnevalistinnen beleuchten, unterteilt nach Dekaden und unterlegt mit vielen Bildern als Zeitzeugnissen.
Haptisch wird es rund um die Schaukästen gleich daneben: Zum Greifen nah liegen dort Prinzenzepter und Karnevalsorden und Auszüge aus alten Sitzungsprotokollen, die zeigen, wie es etwa am 11. im 11. des Jahres 1925 zuging. „Die zu entziffern, ist gar nicht so leicht“, sagt Peter Luscher, der in der KG nur Knuuvpitter genannt wird. „Viele sind nämlich noch in Sütterlin geschrieben.“ Und diese alte Schrift sei nicht nur so schon schwer lesbar für ungeübte Augen. Hinzu komme noch dies: „Wenn man sieht, dass die Protokollführenden damals mit zunehmender Zeit immer betrunkener wurden, dann wird es ganz knifflig.“
Jeckes Opladen
Die, wenn man so will, karnevalistischen Führungszeugnisse aller Mitglieder werden in Ordnern aufbewahrt – gut gekennzeichnet mit einem Foto im vollen Ornat auf dem Ordner-Rücken und dem KG-Spitznamen darüber. Und wer den Blick rundherum an die Wände schweifen lässt, sieht alte Vereinsfahnen, Prinzenkostüme, Schals, sogar Musikinstrumente.
Und es ist letztlich kein Wunder, dass am Tag des offenen Denkmals viele Besucherinnen und Besucher den Abstecher in die Bahnstadt machen und sich von Luscher, seinem Vereinskollegen Herbert „Stuppes“ Klein, Präsi Harald „Blömsche“ Spanner oder Gregor Schier, dem Experten von der Unteren Denkmalbehörde, zeigen und erklären lassen, wie es zuging und zugeht bei diesen so traditionsreichen Jecken aus Opladen. In Zukunft werden zumindest bei öffentlichen Veranstaltungen entsprechende Führungen bis unters Turmdach angeboten. „Außerdem ist das Archiv für unseren Nachwuchs die Möglichkeit, sich mit unserer Geschichte zu befassen“, sagt Luscher.
OGV feiert Geschichtsfest
Organisiert wird der Tag des offenen Denkmals in Leverkusen indes nicht von den Altstadtfunken, sondern den Mitgliedern des Opladener Geschichtsvereins (OGV), die bei dieser Gelegenheit traditionell ihr Geschichtsfest feiern. Die OGV-Heimat ist die Villa Römer an der Haus-Vorster-Straße. Und hier dreht sich die Aufmerksamkeit dieses Mal um die Ausstellung „StadtKultur in Leverkusen“.
Über mehrere Jahre wurden dafür Exponate zusammengetragen, Zeitungsberichte und Bilder gesammelt und Infotafeln erstellt, die alles abdecken, was zwischen Rhein und Bergischem je eine – weit gegriffene – kulturelle Rolle spielte: die Bayer-Kultur, die städtische Kultur, die Laientheater, die Bayer-04-Fußballkultur.
Und: Kurt Stichnoth. Der hat gar seinen eigenen Ausstellungsraum und empfängt dort am Tag des offenen Denkmals die Menschen, um ihnen zu erzählen wie er nach seiner Geburt vor 90 Jahren aufwuchs. Wie er Wiesdorf früher erlebte. Wie er lernte und studierte, sich mit der Grafikkunst auszudrücken. Wie er Filme über die Stadt dreht. Und natürlich wie er über 40 Jahre lang als Musiker Leverkusen vor allem im Karneval eine eigene Identität bescherte.
Stichnoth zeigt seine Schallplatten und CDs und Bilder von Auftritten auf den Bühnen der Welt: vom Forum über die Peter-Frankenfeld-Show bis nach New York. Er erzählt mit Verve und betont: „Ich habe zwei Weltkriege und zwei Wiesdorfer Rathäuser überlebt.“ Sprich: Er hat etwas zu sagen. Sehr viel sogar. Und alles, was er zu sagen hat, ist goldwert für so eine Ausstellung – und passend wie Pott auf Deckel für diesen Tag des offenen Denkmals.