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Titandioxid in LeverkusenKronos gerät wegen Farbstoff-Verbot unter Druck

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Ein Werk, ein Produkt: Pro Jahr stellt Kronos 160.000 Tonnen Titandioxid her. Doch der Stoff gerät immer mehr ins Zwielicht. 

Leverkusen – Der erste Schlag trifft Kronos nicht: Das absehbare Verbot von Titandioxid in Lebensmitteln hat auf das Leverkusener Werk überhaupt keine Auswirkungen, sagt Ulrich Kabelac. Mit Blick auf den gesamten Konzern spricht der Chef der Produktion an der Titanstraße von „minimalen“ Effekten: nur „circa ein Prozent unseres Absatzes“ werde in Lebensmitteln verwendet. Hergestellt werde E 171, wie der weiße Farbstoff auch bezeichnet wird, in einem kanadischen Werk von Kronos Titan.

Ausstoss soll wieder auf 200.000 Tonnen steigen

In spätestens fünf Jahren soll das Kronos-Werk an der Titanstraße wieder seine ursprüngliche Kapazität von knapp 200.000 Tonnen im Jahr haben. Ende 2020 wurde die Herstellung von Titandioxid nach dem Sulfat-Verfahren eingestellt. Bis dahin wurden 35.000 Tonnen des Weiß-Farbstoffs in diesem Prozess hergestellt, bei dem die berüchtigte Dünnsäure als Abfallprodukt entsteht. Für die rund 100 Beschäftigten, die mit dem Sulfat-Prozess befasst waren, habe man intern Lösungen gefunden, so Werkschef Ulrich Kabelac. Der Aufbau neuer Kapazitäten im Chlorid-Verfahren bedinge Investitionen im zweistelligen Millionenbereich. Sie zeigten, dass der Kronos-Konzern zu seinem Leverkusener Werk stehe, so Kabelac. Insgesamt beschäftige man rund 800 Personen. (tk)

Trotzdem stört es den Leiter des Leverkusener Standorts, dass sein Produkt, von dem hier derzeit rund 160.000 Tonnen im Jahr hergestellt werden, mehr und mehr in Verruf kommt. Erst recht, weil sich die Europäische Behörde für Nahrungsmittelsicherheit gar nicht so bestimmt äußert wie man denken könnte angesichts des nun anstehenden Verbots: Wenn es in Lebensmitteln eingesetzt wird, „gilt Titandioxid als nicht mehr sicher“, heißt es in einer Efsa-Verlautbarung vom 6. Mai. Der Grund: Man könne eine Schädigung des Erbguts nach dem Verzehr von Titandioxidpartikeln „nicht ausschließen“. Bedenken haben Forscher bei den kleinsten, also Nanopartikeln, die nach Efsa-Aussagen indes höchstens 50 Prozent beim Titandioxid ausmachen.

Es gibt andere Studien

Aus Sicht von Ulrich Kabelac ist das keine eindeutige Beweislage. „Es gibt eine andere, durchaus legitime Meinung dazu.“ Das zeigten „zahlreiche Studien“, und die würden vom Verband der Mineralfarbenindustrie – weil Titandioxid ein Farbstoff ist, vertritt diese Vereinigung einen Großproduzenten wie Kronos – auch beharrlich ins Feld geführt. Die Wirkung ist überschaubar: Julia Klöckner hat sich die Efsa-Einschätzung außergewöhnlich schnell zu eigen gemacht und ein Titandioxid-Verbot in Lebensmitteln gefordert. Kronos-Werkschef Kabelac empfindet die Forderung der Bundeslandwirtschaftsministerin als „dem Wahlkampf geschuldet“. Ignorieren kann er sie nicht, zumal eine weitere Neuregelung vor der Tür steht: Seit 1. Oktober ist Titandioxid in einigen pulvrigen Formulierungen als krebserregend eingestuft, ein entsprechender Hinweis muss auf die Verpackungen. Dabei geht es um die gesundheitlichen Risiken, die sich aus dem Einatmen des Stoffs ergeben können.

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Förderlich fürs Image seines einzigen Produktes sei das ganz sicher nicht, weiß Kabelac. So ein Warnhinweis verstelle die Sicht auf das tatsächliche Risiko beim Gebrauch von Produkten, in denen sich der Weißmacher befindet. Und das sind abseits von Lebensmitteln sehr viele: Cremes, Zahnpasta, Arzneien, Waschmittel, vor allem aber Wandfarben und Lacke.

Mit Blick darauf, dass die EU-Behörden gesichert immer nur davon sprechen können, dass gesundheitliche Schäden durch Titandioxid „nicht ausgeschlossen werden“ können, legt sich Kabelac fest: „Das ist kein toxisches Material.“