Leverkusen – Das Ende der Kultkneipe Topos trifft viele Menschen aus Leverkusen ins Mark – allen voran diejenigen, die es mit der Kultur halten. Eine von ihnen ist die Opladener Buchhändlerin Heike Noworzyn, die noch am Abend des Ratsbeschlusses, der am Montag das Aus besiegelte, in den sozialen Netzwerken von einem „schwarzen Tag für die Leverkusener Kulturlandschaft“ sprach. Sie war Stammgast im Topos gewesen.
„Ich habe zwei Drittel meines Lebens dort zugebracht“, sagt sie. Sie habe ins an der Kneipenwand hängende Sparfach eingezahlt mit ihren Freundinnen und Freunden, von denn viele selbst auf der Bühne des Ladens gestanden und gespielt hätten. Und man hört am Telefon, dass Heike Noworzyn in diesem Moment weint. Natürlich könne man anderswo Alternativen suchen. „Aber da ist dieses kleine Häuschen, das nun wegfällt. Und das lässt sich eben nicht umpflanzen.“ Das Besondere des Clubs sei fort.
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„So klein der Laden auch war – er war weltumspannend, wenn man überlegt, wie viele Musikerinnen und Musiker von überall her dort aufgetreten sind.“ Dank des unermüdlichen Einsatzes eines kleinen Teams um den 2019 verstorbenen Betreiber Wolfgang Orth, seine Frau Ingrid Orth und die Mitglieder des Vereins Jazz Lev. „Ich bin froh, dass Wolfgang nicht wird mit ansehen müssen, wie das Haus abgerissen wird“, sagt Heike Noworzyn. „ Und ich bin froh, dass ich zur rechten Zeit am rechten Ort war, um die Geschichte des Topos mitzuerleben.“
Topos als Weltkulturdenkmal
Ebenfalls eng verbunden mit der Historie des Jazzclubs ist der aus Hitdorf stammende Kabarettist Wilfried Schmickler. Er betont: „Ohne das Topos und seine Musik, ohne Wolfgang und Ingrid wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin. Weil ich ärmer im Kopf wäre.“ Er bezeichnet den Kult-Club als „Weltkulturdenkmal“. „Das Topos war schließlich weit über die Grenzen Leverkusens hinaus bekannt und stand somit für die Weltoffenheit der Stadt. Es war das, was man außerhalb der Bayer-Produkte – Fußball, Kopfschmerztabletten und Unkrautvernichtungsmittel – aus Leverkusen kannte.“ Für ihn sei das Ende ein „Frevel“. „Man sprengt ja auch nicht den Bayer-Löwen oder planiert den Japanischen Garten.“
Diese Bekanntheit des Topos bestätigt Klaus „Major“ Heuser, ehemals Gitarrist von Bap, der früher selbst musikalischer Gast in jenem Laden an der unteren Hauptstraße war, „in dem die Bühne aussah, als ob gerade mal eine Person darauf passe – und am Ende standen da sogar zehn Menschen.“Heuser wurde um die Ecke im St.-Josef-Krankenhaus geboren und wuchs die ersten Lebensjahre in der Carl-Leverkus-Straße auf. Und auch wenn er später nach Köln übersiedelte und „selber nie einen engen Bezug“ zum Topos gehabt habe, so könne er doch bestätigen: „Diesen Laden kannten fast alle Musiker, die ich in Köln traf.“ Dass er nun wegfalle, sei so, als werde in der Südstadt das Chlodwig Eck dicht gemacht.
Traurig ist nicht zuletzt auch Musiker Pit Hupperten, der sich erinnert: „Ehe ich bei den Bläck Fööss einstieg, bin ich im Topos regelmäßig aufgetreten.“ Mehr noch: „Unter anderem dort habe ich meine Anfänge als Musiker bestritten.“ Als er von der Entscheidung im Stadtrat erfahren habe, sei das „heftig“ gewesen. Er hoffe nun zwar, dass die Mitglieder des Jazz Lev anderswo einen Ersatz-Ort für Konzerte und ähnliche Veranstaltungen fänden. Indes: „Es ist letztendlich traurig, dass sich niemand findet, um so eine Einrichtung am Leben zu halten.“