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Wahlanalyse für LeverkusenSerap Güler: Chancenlos, aber trotzdem in Berlin

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SPD-Landtagsabgeordnete Eva Lux sonnte sich im Glanz des Siegers, sobald  die Ergebnisse einigermaßen sicher waren. 

Leverkusen – Am Ende hatte er in der Stadt mehr als doppelt so viele Wähler wie Serap Güler: 38.378 Stimmen entfielen auf Karl Lauterbach, das sind 45,2 Prozent. Für Güler entschieden sich nur 19.190 Wählerinnen oder Wähler, also 22,6 Prozent. Damit schnitt die hoch gehandelte Christdemokratin sogar noch leicht besser ab als in ihrem Wohnort Köln-Mülheim, wo sie nur auf 17,7 Prozent kam und Lauterbach 46,1 Prozent einfuhr.

Beeindruckend ist im Kölner Teil des Wahlkreises 101 das Abschneiden von Nyke Slawik, die dort auf 13,9 Prozent kam. Im Vergleich schnitt die Kandidatin der Grünen in ihrer Heimatstadt eher schwach ab: 9,2 Prozent. Freilich hat sich Köln für die Grünen am Sonntag insgesamt als gutes Pflaster erwiesen: Mit 23,2 Prozent landeten sie im Norden des Rechtsrheinischen klar auf dem zweiten Platz hinter der SPD, die mit 28,3 Prozent der Zweitstimmen allerdings auch schlechter abschnitt als die Genossen in Leverkusen, die hier 29,8 Prozent einfuhren.

Die 18,5 Prozent in Mülheim müssen die Christdemokraten noch viel mehr zum Nachdenken bringen als die Parteifreunde in Leverkusen, die mit 24,3 Prozent den zweiten Platz behaupten. Doch ein Minus von sechseinhalb Prozent ist ein echter Warnschuss. Stefan Hebbel sagte zu den starken Verlusten, sie seien auch ein Ausdruck, „dass sich die Gesellschaft in immer mehr kleine Milieus aufteilt“. Darauf als Volkspartei Zugriff zu behalten, sei sehr schwierig, so der Chef der Ratsfraktion.

Bestmarke 32,9 Prozent

Ein Vergleich der Ergebnisse von Serap Güler und Karl Lauterbach im Detail zeigt, dass die enge Vertraute von Armin Laschet ziemlich chancenlos war gegen den Mann, der die Stadt und den Wahlkreis seit 16 Jahren im Bundestag vertritt: Die meisten Stimmen holte Güler in Neuboddenberg: 32,9 Prozent reichten aber nur für einen Gleichstand mit Karl Lauterbach, auf den in der Grundschule in der Wasserkuhl ebenfalls 32,9 Prozent der Stimmen entfielen. Es war das schlechteste Ergebnis, das der Sozialdemokrat in der Stadt erzielte.

Gülers Minusrekord liegt dagegen bei 11,1 Prozent, die im Wahllokal an der Dhünnstraße in Wiesdorf auf sie entfielen. Dort erzielte Karl Lauterbach 48,3 Prozent; besser als Güler schnitt dort auch AfD-Kandidat Christer Cremer ab, der an einer Stelle gar die 20-Prozent-Marke knackte: in Rheindorf-Nord. Cremer hatte auf Platz 15 sogar Hoffnung auf ein Mandat im Bundestag. Aber die Liste zog dann nur bis Position 12.

Mehrmals jenseits der 50

Das beste Ergebnis in den Wahllokalen erzielte Lauterbach in Opladen vor dem Amtsgericht: 51,8 Prozent. Aber auch in einigen Briefwahlbezirken etwa in Wiesdorf bekam der SPD-Mann mehr als 50 Prozent der Stimmen. Ob ihm sein wiederum sehr gutes Ergebnis etwas bringt, ist aber offen. Für ein Ministeramt müsste in Berlin erst einmal eine Ampelkoalition zustande kommen, also eine „moderne“, wie Lauterbach sie nennt. Dann müsste noch ein Ministerium „übrig sein“, um eine weitere Formulierung des Professors vom Wahlabend zu benutzen. Dass er nicht nur Gesundheit könnte, sondern auch Bildung und Forschung steht für ihn fest: „Es wäre ein Armutszeugnis, wenn ich mich nach 16 Jahren Arbeit im Bundestag dafür nicht kompetent fühlen würde.“

Wenn’s aber schlecht läuft, wird sich der strahlende Sieger vom Sonntag in der Opposition wiederfinden – und der daheim deutlich unterlegenen Serap Güler beim Regieren zuschauen. Die CDU-Frau hatte eine bange Wahlnacht zu überstehen, bis klar war, dass ihr noch vor Wochen als komfortabel angesehener Listenplatz acht wirklich für ein Mandat reicht.

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Für Nyke Slawik war’s sehr viel entspannter. Dass Platz elf auf der Liste reichen würde, war angesichts des Rekordergebnisses ihrer Partei klar. Trotzdem konnte sie „noch gar nicht so recht fassen“, dass sie nun nicht mehr den Landtagsabgeordneten Wibke Brems und Matthi Bolte zuarbeitet, sondern selbst wissenschaftliche Mitarbeiter beschäftigen wird. In Berlin. Was sie dort für ihre Stadt erreichen will, ist nach Einschätzung von Karl Lauterbach nur mit einem Kanzler Olaf Scholz möglich: ein umweltverträglicherer Ausbau der Autobahnen. „Den Tunnel können Sie mit Armin Laschet vergessen.“