Zu hohe Mieten in Leverkusen?Weitere Geschäfte verlassen die Wiesdorfer City
Leverkusen – Kommt die Wiesdorfer City glimpflich durch die Krise? Geht man bei mildem Oktoberwetter spätnachmittags durch die Fußgängerzone, stößt man auf voll besetzte Plätze beim Café Extrablatt und beim Chocolate House. Doch das kann über den großen Leerstand nicht hinwegtäuschen.
Seit mehreren Wochen hängt beispielsweise am Vorwerk-Laden ein Zettel: „Wir bedanken uns für Ihre Treue“. Dann verweist man auf weitere Filialen in Köln, die die Leverkusener als Ersatz ansteuern können. Im Dezember 2015 eröffnet, musste das Geschäft im August schließen. Gründe gibt das Unternehmen auf Nachfrage nicht an. Auch die Hallhuber-Filiale ist schon lange dicht, genauso wie ein Mobilfunkladen, der Fielmann allerdings ist nur zeitweise umgezogen.
Erst kürzlich wurde zusätzlich bekannt, dass auch der Stoffknirps in den Luminaden und das „House of Jeans“ seine Türen schließen. Die Gründe: Beim Stoffknirps geht die Betreiberin in Rente, ein Interessent für die Nachfolge sprang aufgrund erhöhter Mieten ab. Auch die Inhaberin des Jeansgeschäfts geht mit 70 Jahren in Rente, die Aussicht auf die steigenden Energiepreise und die Inflation seien in die Entscheidung aber auch mit eingeflossen.
Wiesdorfer City in Leverkusen: Händler trotzen der Krise
„Die Grundsituation ist problematisch, doch das ist kein einzelhandelspezifisches Problem“, darauf weist Frank Schönberger, Vorsitzender der Werbegemeinschaft City, hin. Er meint, in Gesprächen mit der Händlergemeinschaft die Stimmung als „nicht pessimistisch“ herauszuhören. „Viele halten den Standort nach wie vor für gut und wollen ihn weiterentwickeln.“
Ja, es gebe Leerstand, vor allem im Bereich der Luminaden. Schönberger hofft, dass sich mit mehreren Investoren, die Interesse signalisiert haben, etwas bewegt.
Wiesdorfer City: Sehr hohe Mieten
Was die Mieten betreffe, seien die in der Tat „auf einem relativ hohen Niveau stabil“ gewesen. „Die waren schon sehr hoch“, empfindet er. Ob man das in diesen Zeiten noch aufrechterhalten könne, wisse er nicht. Aber er erwartet, dass sich durch die aktuelle Situation die Mieten wieder auf einem Niveau „sortieren“ würden, mit dem man dann leben könne, auch in den Luminaden werde man dann „maßvoll“ sein müssen.
Aktuell werden gewerbliche Mieten pro Quadratmeter zum Beispiel am Wiesdorfer Platz und Friedrich-Ebert-Platz mit Preisen von acht bis 30 Euro angegeben – abhängig von der Größe des Lokals. Das ist deutlich mehr als beispielsweise in Opladen in der Fußgängerzone im Schnitt aufgerufen wird (sechs bis 18 Euro). In den Luminaden mietet man etwas günstiger: Hier werden Quadratmeterpreise zwischen fünf und 15 Euro aufgerufen. Die Zahlen fasst der Arbeitskreis „Gewerbliche Mieten“ in Leverkusen zusammen, sie wurden in diesem Jahr (Stand August) bei Neuabschlüssen von Mietverträgen aktuell erzielt beziehungsweise gezahlt.
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Die Rathaus-Galerie sei ja, was die Mieten betreffe, ein Sonderfall, sagt Frank Schönberger. Neben der reinen Ladenmiete würden hier für Händlerinnen und Händler ja auch andere Kosten wie Werbung und Vermarktung anfallen, die die Rathaus-Galerie vorantreibt. Schönberger setzt auf die gesellschaftliche Einheit: „Wir müssen das gemeinsam durchstehen.“ Der CDU-Politiker mahnt aber auch, eine „Vollkasko-Politik“ könne es nicht geben.
Froh ist der Jurist, dass jüngst im Rat alle verkaufsoffenen Sonntage für das kommende Jahr festgezurrt worden seien. Als Vertreter des stationären Handels sieht der Anwalt die Gefahr, dass bei sinkender Attraktivität irgendwann Amazon das Geschäft beherrsche und die Preise bestimme. „Ich kaufe bei Amazon nicht ein.“
Aber erstmal hoffe er nicht, dass in der Wiesdorfer City noch weitere Schließungen folgen: „Dass Stoffknirps und Vorwerk schließen müssen, war schon schmerzhaft.“