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Tag der BewerbungAusbilder sehen beim Fachkräftemangel Silberstreif am Horizont

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Auch in der Sporthalle des Berufskollegs tummelten sich die Interessenten an den Infoständen.

Leverkusen – „Tafel putzen, Stühle hoch, Fenster zu und Tschüss.“ Gelb, grell und geradeheraus wirkte der Hinweis am Klassenzimmer des Berufskollegs Opladen.

Die Talente erkunden

Das war am Samstag aber allenfalls eine Fußnote angesichts der Flut an Plakaten, Handzetteln und Broschüren, die beim Tag der Bewerbung geboten wurden. Aber beim Übergang von Schule zu Beruf ist es so: Tafelputzen ist wichtig, die eigenen Talente erkunden auch.

Mit vielen Fragen im Gepäck konnten die Besucher an simulierten Bewerbungsgesprächen teilnehmen.

Dabei gaben zahlreiche Unternehmen aus der regionalen Industrie, dem Pflege- Gesundheitssektor, städtischen Betrieben oder der Polizei Einblick in ihre Ausbildungsgänge, das jeweilige Berufsbild und die Perspektiven. Bewerbungsgespräche wurden simuliert, und wer seine Bewerbungsunterlagen mitgebracht hatte, konnte sie durchsehen lassen. Das Berufskolleg selbst informierte über Aufnahmekriterien, Zugangsberechtigungen und Online-Verfahren. Zufrieden waren die Veranstalter über die Resonanz. Angesichts des Fachkräftemangels haben Firmen und Schulen in den vergangenen Jahren den Schulterschluss gesucht, tauschen sich aus und gehen auf den beruflichen Nachwuchs schon sehr viel früher zu als noch vor einigen Jahren.

Wieder mehr Bewerbungen bei der EVL

Die Strategie geht offenbar auf. Christoph Hoffmann, Ausbildungsleiter im E-Bereich der Energieversorgung Leverkusen (EVL), sieht wieder einen Silberstreif am Horizont. Hatte die EVL bei ihren Ausbildungsgängen früher locker über hundert Bewerber, sind es heute zehn. „Aber das Tal ist durchschritten, es geht wieder aufwärts.“ Insgesamt sei das Interesse zur Technik aber verhalten, stellt Hoffmann fest. An Computer und Smartphone werde die Begeisterung für die Technik nur oberflächlich geweckt. In Ferienpraktika versuche man mehr Verständnis für die Technik zu wecken. „Aber da könnten ruhig noch viel mehr Firmen mitmachen. Das ist eine echte Chance für junge Menschen“, sagte Hoffmann. Allein das Wuppermann Bildungswerk hat 140 Auszubildende im Haus und Klaus Platz informierte über die Ausbildung im Verbund: „Es ist sehr sinnvoll, hier zu sehen, welche Betriebe es im direkten Umfeld gibt und vielleicht auch schon erste Kontakte zu knüpfen.“

Hürden sind vor Ort geringer

Beim Tag der Bewerbung seien die Hürden, auf den Betrieb, für den man sich interessiere zuzugehen, nicht so hoch. Ein Drittel der Schüler kamen laut Platz in Begleitung ihrer Eltern. Das sehen die Betrieb gern, denn im gemeinsamen Gespräch lassen sich die Potenziale der Nachwuchskräfte noch besser ausloten, Fehlentscheiden womöglich früher erkennen. Für Stella Denerutsou, die ihre Wurzeln in Griechenland hat, ging die berufliche Entscheidung voll auf. Die Auszubildende informierte am Stand des Schuhfachgeschäfts Deichmann. „Ich bin im dritten Ausbildungsjahr als Kauffrau im Einzelhandel.“ Wichtig für ihr Berufsbild ihr gewesen, dass sie „gerne etwas mit Menschen zu tun haben will.“ Gute Beratung, ist sie überzeugt, setze sich durch. Eine junge Familie, die Schuhe für das Kleinkind kaufe, fahre mit der Bestellung aus dem Internet schlecht. „Ein Daumen breit Platz nach vorne braucht es im Schuh“ , rät sie für die kleinen Kunden.

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Farina Andrae warb am Stand der Logistik-Firma Alfred Talke für die Ausbildung zum Berufskraftfahrer. Zwar seien mittlerweile auch drei Frauen im Team, aber den Fachkräftemangel könne das nicht wettmachen. Die längere Abwesenheit von Familie und Freunden machten es mittlerweile schwer, Interesse für den Beruf zu wecken.