Wertvolle Oldtimer rosten hier seit Jahrzehnten vor sich hin. Alles begann mit dem Oldtimer-Grand-Prix 1986 auf dem Nürburgring.
„Lost Place“ nach Nürburgring-RennenMillionär lässt 50 Oldtimer in Wald im Rheinland verrotten
Es ist vermutlich einer der skurrilsten Orte im ganzen Rheinland – und wohl auch ein etwas gruseliger „Lost Place“. Der Autofriedhof im Neandertal zwischen Köln und Düsseldorf. 50 Oldtimer, teils extrem wertvolle alte Rennwagen, verrotten hier auf einem 20.000 Quadratmeter großen Anwesen mitten im Wald.
Wer hier durch die Gegend streift, wird seinen Augen kaum trauen. Die Autos stehen kreuz und quer im Wald herum und befinden sich in einem erbärmlichen Zustand. Die einstigen Schönheiten sind verbeult, verbogen, verdreckt und stark verrostet.
50 Oldtimer verrotten in Wald – Fahrzeuge von Bäumen durchbohrt
Einige Fahrzeuge sind zwischen Bäumen eingeklemmt, hängen schräg auf Hügeln, die Türen sind geöffnet, als hätte der Fahrer sie fluchtartig zurückgelassen. Andere sind von Erde fast vollständig verschüttet, von einem alten Cadillac guckt nur noch die charakteristische Schnauze aus dem Boden.
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Wieder andere Oldtimer sind von Büschen völlig zugewachsen, manche Wagen wurden von Baumwurzeln umschlungen, während andere in der Mitte zerteilt wurden, als Bäume durch sie hindurchwuchsen.
Und dazwischen viele weitere Kuriositäten: Eine Londoner Telefonzelle, Straßenschilder im Nirgendwo, eine alte Zapfsäule und sogar ein Flugzeug ohne Flügel, das mit der Schnauze vorwärts senkrecht in den Boden gerammt zu sein scheint. Und als wäre das Ganze nicht schon merkwürdig genug, entdeckt man zwischen all dem auch noch ein Teil der Berliner Mauer.
Der erste Oldtimer im Autofriedhof Neandertal: Jaguar XK 120
Der erste Gedanke, den wohl jeder Besucher nach ungläubigem Staunen fasst: Warum? Wie ist es zu diesem fremdartigen Skulpturenpark gekommen? Zumal die Kosten immens gewesen sein müssen. Unter den Fahrzeugen befindet sich unter anderem ein Jaguar XK 120, allein dieses Fahrzeug wäre in erhaltenem Zustand heute rund 150.000 Euro wert.
Eine Frage, die jedoch auch der Urheber dieses skurrilen Ensembles nicht ganz eindeutig beantworten kann. Es war wohl eher eine Idee, die sich mit der Zeit entwickelt hat. Hinter dem Autofriedhof der besonderen Art steckt nämlich Michael Fröhlich, der unter anderem als Inhaber einer Modefirma zu viel Geld gekommen ist.
Nach dem Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring landet Jaguar im Wald
Fröhlich ist nicht nur leidenschaftlicher Oldtimer-Liebhaber, in den 1980er-Jahren ist er auch Rennen gefahren. Das absolute Highlight war natürlich der Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring.
Nach dem Rennen im Jahr 1986, aus dem Fröhlich als Sieger hervorging, habe er dann seinen Jaguar bei sich auf dem Waldgrundstück abgestellt. „Das sah geil aus!“, erinnert sich Fröhlich in einem Interview. Normalerweise sehe man Rennwagen eben auf der Rennpiste, Motoren grölen, die Luft stinkt nach verbranntem Gummi – „aber in dieser paradiesischen Ruhe mitten im Wald zwischen all dem Vogelgezwitscher, das sah einfach traumhaft aus!“
Wie auf dem Nürburgring: Porsche und Jaguar liefern sich letztes ewiges Rennen
Damals habe er dann seinen Rennfahrer-Kollegen und alten Rivalen „Hank“ davon erzählt und ihn gefragt, ob er seinen Porsche noch bräuchte und ob er ihn nicht einfach zu seinem Jaguar dazustellen wolle. Der habe sofort Ja gesagt.
Und so sei so etwas wie eine erste Szene in dem Wald im Neandertal entstanden. Denn der Porsche und der Jaguar sind so angeordnet, als würden sie sich in einer Steilkurve auf der Nordschleife am Nürburgring ein letztes ewiges Rennen liefern.
Autofriedhof Neandertal: Darum verrotten hier 50 Oldtimer aus dem Jahr 1950
Kurz darauf sei ihm dann in einer schlaflosen Nacht die Idee gekommen, einfach weiterzumachen. Sowohl der Jaguar als auch der Porsche hätten das Baujahr 1950, was auch das Geburtsjahr Michael Fröhlichs ist.
Sein verrückter Gedanke: Bis zu seinem 50 Geburtstag im Jahr 2000 wollte er in seinem Wald 50 Oldtimer aus dem Jahr 1950 zusammenstellen.
Einige der Modelle habe er geschenkt bekommen. Fröhlich hatte als passionierter Rennfahrer und leidenschaftlicher Autoschrauber viele Verbindungen. Doch viele der Oldtimer habe er auch für viel Geld gekauft, um sie dann in den Wald stellen zu können.
Ausflugsort Autoskulpturenpark Neandertal – Reaktionen gespalten
Der Autoskulpturenpark Neandertal ist inzwischen zu einem beliebten Ausflugsort geworden. Die Oldtimer stehen auf einem privaten Grundstück, doch jeden Sonntag öffnet der Inhaber den Park für die Öffentlichkeit.
Die Reaktionen der Besucher sind bis heute sehr gespalten. Die einen sind begeistert, die anderen macht der Anblick des verwahrlosten Autoensembles geradezu wütend. Michael Fröhlich lässt das jedoch kalt. Er hat sich mit dem exzentrischen Projekt auf jeden Fall ein kaum vergleichbares Andenken geschaffen, soviel ist sicher.