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Nahverkehrsverband in SorgeDiese 24 Großbaustellen stehen 2024 im Rheinland an

Lesezeit 8 Minuten
17.06.2023
Köln
Der Kölner Hauptbahnhof ist aufgrund der Zweiten Baustufe des elektronischen Stellwerk (ESTW) Köln Hbf tagsüber wegen Umrüstungsarbeiten für Fern- und Regionalverkehr geschlossen.
Foto: Martina Goyert

Der Kölner Hauptbahnhof war in diesem Jahr mehrfach wegen der Arbeiten für die neue Stellwerkstechnik tageweise bis auf den S-Bahn-Verkehr komplett gesperrt. Foto: Martina Goyert

Eklatanter Personalmangel, viele Großbaustellen, erhebliche Finanzprobleme und drohende Streiks - der Nahverkehrsverband go.Rheinland schaltet 2024 auf Krisenmodus.

Der Nahverkehrsverband go.Rheinland schwört die Pendler auf harte Zeiten ein. An eine Ausweitung des Zugangebots ist laut Geschäftsführer Norbert Reinkober in den kommenden Jahren im Rheinland nicht zu denken. Alle Anstrengungen seien darauf gerichtet, den Betrieb im Regionalverkehr und bei den S-Bahnen möglichst stabil zu halten.

Die Gründe dafür sind vielfältig: der eklatante Mangel beim Fahrpersonal und in den Stellwerken, hohe Krankenstände, viele Großbaustellen, die nur schwer zu organisieren seien, weil es auch an Busfahrern für den Ersatzverkehr mangelt und die Unwägbarkeiten, wie es mit der Finanzierung des Nahverkehrs und des Deutschlandtickets nach den Kürzungen im Bundeshaushalt weitergeht, machen der Branche schwer zu schaffen. Ein Überblick.

Das Bauprogramm ab 2024

Allein 24 Großbaustellen stehen im kommenden Jahr im Rheinland an (siehe Grafik). Etliche davon stehen im Zusammenhang mit der für Ende 2024 geplanten Inbetriebnahme der elektronischen Stellwerke am Kölner Hauptbahnhof und auf der linken Rheinseite. Sie sind Grundvoraussetzung für die Digitalisierung des gesamten Bahnverkehrs, die bundesweit bis 2040 abgeschlossen sein soll. Die neue Technik und ein paar Verbesserungen durch den Einbau zusätzlicher Weichen rund um den Kölner Hauptbahnhof sollen den Betrieb aber auch schon ohne digitale Steuerung weniger störanfällig machen. Bei der S-Bahn Köln ist das bereits seit 2021 der Fall.

Probleme könnte das in diesem Jahr beschlossene Programm der Deutschen Bahn zur Sanierung von 42 Hochleistungskorridoren machen, die zu diesem Zweck jeweils für fünf Monate komplett gesperrt werden. Für den Großraum Köln bedeutet das jeweils fünfmonatige Vollsperrungen nahezu aller wichtigen Verbindungen wie Köln-Wuppertal-Hagen im ersten Halbjahr 2026, Troisdorf-Koblenz-Wiesbaden vom Juli bis Dezember 2026, Köln-Düsseldorf-Hamm von Juli bis Dezember 2027, Köln-Bonn-Koblenz-Mainz von Februar bis Juli 2027 und Köln-Aachen im zweiten Halbjahr 2029.

25.4.2022 Norbert Reinkober, Geschäftsführer Nahverkehr Rheinland

Norbert Reinkober, Geschäftsführer des Nahverkehrsverbands go.Rheinland Foto: Stephan Everling

„In diesem Ballungsraum solche Sanierungen durchzuführen, ist allein schon eine Herausforderung. Die Aussicht, dass uns das Geld fehlen könnte, um einen ausreichenden Schienenersatzverkehr zu organisieren, treibt mir den Schweiß auf die Stirn. Noch sind die Finanzmittel nicht abgesichert“, so Reinkober. „Mal ganz davon abgesehen, woher wir die Busflotten und die Fahrer bekommen sollen.“

Auch müssten die Ersatzstrecken „vorher erstmal fit gemacht werden, damit sie den Umleitungsverkehr aushalten“, sagt der go.Rheinland-Geschäftsführer. „Alle internationalen Güterzüge müssen da durch.“ Das werde den Regionalverkehr besonders hart treffen und könne die gesamten Ausbaupläne für den Kölner Knoten durcheinanderbringen.

Der Personalmangel

Bisher seien die Baustellen rund um Köln recht gut gemanagt worden. „Das konnten wir in diesem Jahr und können das wegen der angespannten Personallage auch 2024 nicht mehr garantieren“, sagt Reinkober. „Wir finden keine Busunternehmer, die Ersatzverkehre fahren wollen. In den Leitstellen haben wir einen hohen Krankenstand. Derzeit fehlen in allen Bereichen zehn bis 15 Prozent.“ Vor drei Wochen habe DB Regio NRW den Betrieb auf der Strecke Bonn-Euskirchen komplett einstellen müssen. „So etwas ist eine absolute Katastrophe.“

In den kommenden Jahren werden von den 2200 Lokführern, die Regional- und S-Bahnverkehr in NRW unterwegs, sehr viele in Rente gehen. Sollte die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) sich bei den Tarifverhandlungen mit der Bahn mit ihrer Forderung durchsetzen, die Arbeitszeit schrittweise von 38 auf 35 Stunden zu reduzieren, fehle auf einen Schlag zehn bis 15 Prozent des Personals, sagt Willi Koenen, Leiter Qualität und Sicherheit des SPNV bei go.Rheinland. Die Personalkosten würden um 40 Prozent steigen.

Der Ausbau des Kölner Bahnknotens

Das ist eine der wenigen guten Nachrichten: Bis auf die Oberbergische Bahn (Köln-Gummersbach) sind alle Planungen vergeben und liegen im Zeitplan. Beim S-Bahnausbau zwischen Köln und Bergisch Gladbach haben die ersten Planfeststellungsverfahren begonnen. „Wir haben mit der Bürgerbeteiligung der früh begonnen. Das zahlt sich jetzt aus“, so Reinkober. Der Abschnitt zwischen dem Kölner Hauptbahnhof, Köln-Messe/Deutz über Thielenbruch bis Bergisch Gladbach folge bis Ende des Jahres. „Die Zusammenarbeit mit den Naturschutzverbänden ist hervorragend. Wir sind optimistisch, dass es keine Klageverfahren geben wird.“

Die Eifelstrecken werden auf einer Länge von 113 Kilometer als Folge der Hochwasserkatastrophe vom Sommer 2021 vier Jahre früher bis Ende 2026 elektrifiziert. Auch die Vorbereitungen für den Ausbau der Strecke Aachen-Düren-Köln, die Erft-S-Bahn und der S 6 zwischen Köln und Mönchengladbach kommen voran. Insgesamt stehen laut Reinkober für den Ausbau im Rheinland rund sechs Milliarden Euro zur Verfügung, darunter 2,6 Milliarden für Bahnprojekte im Rheinischen Revier.


Übersichtskarte: Großbaustellen der Deutschen Bahn

Großbaustellen der Deutschen Bahn

1. Overath – Gummersbach - Lüdenscheid (12. Dezember bis 8. April) Sperrung (5 bis 21 Uhr) wegen der Arbeiten an den neuen Stellwerken Köln Hbf und Linker Rhein. Ausfall der Eifellinien (RE 12, RE 22, RB 24) zwischen Köln Messe/Deutz und Hürth-Kalscheuren des RE 5 zwischen Köln Hbf und Remagen, der RB 26 zwischen Köln Messe/Deutz und Sechtem und der RB 48 zwischen Köln Hbf und Bonn-Mehlem. Die RB 30 wird mit Halt in Roisdorf bis Sechtem verlängert.

2. Bahnknoten Köln (15. bis 29. Dezember)Etliche Sperrungen wegen der Erneuerung von Schienen und Weichen. Das betrifft die Linien RE 1, 5, 6, 7, 8, 9 und 22 sowie RB 24, 26, 38 und 48. Auch der Fernverkehr ist betroffen. Die S-Bahn fährt wie gewohnt.

3. Troisdorf – Niederdollendorf – Königswinter - Rhöndorf (15. Dezember bis 22. Januar)

Sperrung für den S 13-Ausbau. Ausfall der Linien RE 8 und RB 27 zwischen Troisdorf und Niederdollendorf. Auch die Linien RB 30 und RB 48 fallen zwischen Bonn Hbf und Remagen bzw. Köln Hbf und Bonn-Mehlem aus. An vereinzelten Tagen eingleisiger Betrieb zwischen Bonn-Beuel und Troisdorf.

4. Euskirchen - Bad Münstereifel (3. Januar bis 1. März)

Sperrung wegen Oberleitungsarbeiten zur Elektrifizierung der Voreifelbahn.

5. Köln Hbf - Erftstadt/Brühl (21. Januar bis 22. März)

Totalsperrung aufgrund von Stellwerksarbeiten. Ausfall der Eifellinien (RE 12, RE 22, RB 24) zwischen Köln-Messe/Deutz und Erftstadt sowie Ausfall des RE 5 zwischen Köln Hbf und Remagen, des RE 8 zwischen Köln Messe/Deutz und Koblenz in der Nebenverkehrszeit, der RB 26 zwischen Köln Messe/Deutz und Brühl sowie der RB 48 zwischen Köln Hbf und Bonn-Mehlem. Die RB 30 wird bis Brühl verlängert und hält auch in Sechtem.

6. Herzogenrath – Alsdorf – Annapark (15. Februar bis 5. Juli)

Sperrung wegen der Elektrifizierung der Euregiobahn. Die RB 20 fällt aus.

7. Köln-Mülheim – Düsseldorf Hbf (11. bis 18. März)

Die Fernbahn ist wegen Weichenarbeiten gesperrt. Der RE 1 und RE 5 fallen zum Teil aus oder werden umgeleitet. Die S 6 fährt wie gewohnt.

8. Kall – Mechernich (23. bis 28. März)

Sperrung wegen Erneuerung der Weichen. RE 12 und 22 sowie die RB 24 fallen aus.

9. Alfter – Witterschlick – Meckenheim (25. bis 31. März)

Ausfall der S 23 wegen der Elektrifizierung der Voreifelbahn. Ab 1. März bereits Einschränkungen zwischen Bonn und Witterschlick.

10. Swisttal-Odendorf – Euskirchen (1. bis 6. April)

Wegen Oberleitungsarbeiten fährt die S 23 gar nicht. Vom 6. April bis 2. Mai kommt es zwischen Meckenheim-Kottenforst, Rheinbach und Meckenheim zu Einschränkungen und Teilausfällen.

11. Köln-Hansaring – Rösrath (12. bis 17. April)

Wegen Brückenarbeiten zwischen Heumar und Rösrath fällt die RB 25 auf diesem Abschnitt aus.

12. Meckenheim – Rheinbach (3. bis 6. Mai/26. bis 29. Juli/4. bis 5. August/15. bis 18. November)

Wochenendsperrungen auf der S 23 wegen Signalarbeiten.

13. Köln-Messe/Deutz – Hürth-Kalscheuren (10. bis 14. Mai)

Sperrung wegen Brückenarbeiten. Die Eifellinien RE 12, RE 22 und RB 24 fallen aus. Der RE 5 und die RB 26 werden in Richtung Norden über die Südbrücke umgeleitet.

14. Köln-Mülheim – Düsseldorf Hbf (24. Mai bis 14. Juni)

Ferngleise wegen Brückenarbeiten gesperrt. Umleitungen und Haltausfälle beim RE 1 und RE 5. Die S 6 fährt wie gewohnt.

15. Troisdorf – Niederdollendorf – Königswinter – Rhöndorf (14. Juni bis 15. Juli)

Wegen des S 13-Ausbaus durchgehende Totalsperrung an fünf

Wochenenden zwischen Troisdorf und Niederdollendorf bzw. an den ersten beiden Wochenenden verlängert um den Abschnitt Königswinter - Rhöndorf. Ausfall der Linien RE 8 und RB 27.

16. Euskirchen – Gerolstein (25. Juni bis 2. September)

Wegen Elektrifizierungsarbeiten fallen die Eifellinien RE 12, 22 und die RB 24 aus.

17. Eschweiler – St. Joris – Stolberg (8. Juli bis 1. November)

Sperrung wegen der Elektrifizierung der Euregiobahn. Der RB 20 fällt aus.

18. Köln-Messe/Deutz – Frankfurter Straße/Steinstraße (6. bis 16. September)

Totalsperrung der S-Bahn-Gleise aufgrund von Stellwerksarbeiten. Ausfall

zwischen Köln-Messe/Deutz und Porz-Wahn sowie Köln-Hansaring bzw. Köln-Messe/Deutz und Frankfurter Straße.

19. Köln – Remagen (13. September bis 11. Oktober)

Sperrung wegen Signalarbeiten. Ausfall der Linien zwischen Köln und

Remagen an vier Wochenenden. In der Nacht vom 27 auf den 28. September zusätzliche Sperrung zwischen Köln Hbf und Hürth-Kalscheuren.

20. Köln-Messe/Deutz – Köln-Mülheim/Bergisch Gladbach (11. Oktober bis 8. November)

Sperrung wegen der Erneuerung der S-Bahngleise. Die S 6 und S 11 fallen aus. Weil die Mülheimer Brücke für die Stadtbahnlinien der KVB auch gesperrt ist, müssen Fahrplankonzepte noch erarbeitet werden.

21. Köln-Messe/Deutz – Erftstadt (13. bis 27. Oktober)

Totalsperrung aufgrund von Elektrifizierungsarbeiten. Ausfall der Eifellinien (RE 12, RE 22, RB 24) zwischen Köln-Messe/Deutz und Erftstadt.

22. Aachen Hbf – Herzogenrath (11. bis 15. November)

Wegen des Austauschs von Schienen fallen die Linien RE 4, RE 18, RB 20 und RB 33 in diesem Abschnitt aus.

23. Köln-Mülheim – Düsseldorf Hbf (29. November bis 5. Dezember)

Ferngleise wegen Brückenarbeiten gesperrt. Umleitungen und Haltausfälle beim RE 1 und RE 5. Die S 6 fährt wie gewohnt.

24. Troisdorf – Niederdollendorf (29. November bis 9. Dezember)

Fortführung der Arbeiten für den S 13-Ausbau und durchgehende Totalsperrung zwischen Troisdorf und Niederdollendorf. Ausfall der Linien RE 8 und RB 27.