Die Wüste aus der Luft erkundenBallonsportler aus Oberberg reisen nach Saudi-Arabien
Reichshof – Thomas Lepperhoff lässt sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. „Wir haben immer noch kein Visum“, sagte der Vorsitzende des Ballon-Sport-Clubs Reichshof am Samstag. Am Hangar neben dem Sportplatz hatte er sich mit Bruder Torsten und Tochter Hannah für die letzten Vorbereitungen zur Reise nach Saudi-Arabien getroffen. Am heutigen Donnerstag soll es losgehen. Bedenken hatte Lepperhoff wegen der fehlenden Papiere aber keine: „Das ist scheinbar eine Mentalitätsfrage – da unten läuft alles sehr gründlich, aber immer auf den letzten Drücker.“
Lepperhoff spricht aus Erfahrung, bereits vor zwei Jahren hat er an der Veranstaltung „Winter at Tantora“teilgenommen. Etwa fünf Autostunden nordwestlich von Medina wollen rund 150 Ballonfahrer aus aller Welt eine Woche lang die Wüste aus der Luft erkunden. „Langweilig ist das nicht“, berichtet der 57-Jährige. Nicht weit vom Startplatz bei der Oase Al-'Ula an der antiken Weihrauchstraße befinde sich die Ausgrabungsstätte Mada'in Salih mit monumentalen Felsengräbern, die als Unesco-Weltkulturerbestätte für die Öffentlichkeit vom Boden aus nicht zugänglich ist.
Ballonfahren: „Da ist jede Fahrt ein Abenteuer“
Im Dezember hat er sich über einen niederländischen Ballonhändler beworben und Ende Januar eine Einladung bekommen. „Für das Casting musste ich Fotos von dem Ballon und der Crew einschicken“, erläutert er. „Eine Hülle mit Bierwerbung wäre ein glattes Ausschlusskriterium gewesen.“ Beim Flug muss er sich von seiner Tochter trennen: Während sie die Route von Berlin über Kairo nimmt, fliegt er mit seinem Bruder von Frankfurt über Katar. Torsten Lepperhoff, Geschäftsführer des Vereins, überlegt, Höhenmesser und GPS auf Koffer und Handgepäck zu verteilen, damit wenigstens etwas ankommt: „Der Zoll dort ist bei elektronischen Geräten äußerst kritisch.“
Während der Vorbereitungen schaut auch der Morsbacher David Flöttmann vorbei und hilft den dreien. Er interessiert sich schon seit einiger Zeit für das Ballonfahren und überlegt, dem Verein mit knapp 20 Mitgliedern beizutreten. „Von Anfang an durfte ich voll mit anpacken“, lobt er und schwärmt von dem Teamgeist: „Da ist jede Fahrt ein Abenteuer – vor allem auch, weil man nie weiß, wo man landet.“ Thomas Lepperhoff ist Neuzugängen gegenüber aufgeschlossen: „Wir können Nachwuchs sehr gut gebrauchen.“
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Für Hannah Lepperhoff ist es die erste Reise nach Saudi-Arabien. Sie hat sich ausgiebig im Internet und beim Auswärtigen Amt informiert und daraufhin einen Kaftan und ein Kopftuch gekauft: „Gottseidank muss ich das während den Ballonfahrten nicht anziehen.“ Ansonsten geht auch die 28-Jährige das Unternehmen mit Vorfreude und gelassen an: „Ich bin mal gespannt, was mich da erwartet.“ Ihr Vater schwärmt: „Das frische Fladenbrot mit eingebackenen Feigen ist eine absolute Wucht.“