Denklingen – Die Denklinger Karnevalsgesellschaft hat gestern einen neuen Narrensport etabliert: vom Winde verwehte Kamelle fangen. Wer das schaffen wollte, brauchte schon einiges an Geschick. Denn trotz Sturmwarnung und zum Teil heftiger Schauer zog der Karnevalszug seine Runde durch den Ort – bejubelt von einer deutlich dezimierten Schar von Jecken als in den Vorjahren. Doch lief alles mehr heiter als stürmisch ab.
Bange hatten die Verantwortlichen am Vormittag die Wettervorhersagen verfolgt, mit Sorge die Zugabsagen aus Bergisch Gladbach, Köln und anderen Orten vernommen. Doch kurz vor dem Zugstart um 14.11 Uhr sah das Planungskomitee aus KG, Ordnungsamt und Polizei für Denklingen keinen Grund, den Zug aufs Abstellgleis zu setzen.
Ordnungsamtschefin Larissa Weber hatte mit dem Deutschen Wetterdienst telefoniert – die richtig starken Böen sollten Oberberg erst abends erreichen. Trotzdem mussten einige Gruppen vorsichtshalber zu lose befestigtes Dekomaterial von ihren Wagen abnehmen oder Sonnenschirme zuklappen.
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Es wäre auch zu schade gewesen, hätten die originell kostümierten Fußgruppen und bunten Festwagen wieder den Heimweg antreten müssen. Die geschätzt 3000 Jecken an den Straßenrändern bekamen eine bunte Show mit durchaus ernsten Anklängen. „Fridays gegen Altersarmut“ hatte sich etwa die Gruppe „Orspeler“ auf den Mottowagen geschrieben und die Frage gestellt: „Werden wir im hohen Alter von unseren arbeitslosen Enkeln zur Arbeit gebracht?“ Die „Dorffründe“ erinnerten per Computerspiel an Abgase: „Klimafreundlich, fair und smart, das gibt es nur bei Mario Kart.“
Borkenkäferplage: „Lümmel and Friends“
Gleich zwei Gruppen nahmen die Borkenkäferplage aufs Korn. „Lümmel and Friends“ frohlockten am aufgeforsteten Wagen: „Heute hat der Käfer Pause, jetzt macht der Wald die große Sause“. Dafür bekamen die Käfer beim Beißer-Kegelclub Obdach: Die Freunde um Dirk Ringsdorf hatten sich sogar eine kippbare Fichte auf den Wagen montiert – die auch ganz ohne Käfer fiel.
Ein Hingucker unter den Fußgruppen war das Rathaus-Team um Bürgermeister Rüdiger Gennies. Sie hatten sich Heißluftballonkörbe an den Leib geschnallt. Die Denklinger Feuerwehrfrauen gaben sich als Nixen – als Kontrast zu den Vogelscheuchen aus Oberagger.Mit insgesamt 30 Gruppen war der Denklinger Zug gewohnt stark bestückt.
Reichlich Kamelle
Dass die Hoch-Zeiten mit mehr als 40 Gruppen vor einigen Jahren passé sind, schiebt KG-Sprecher Juppi Steinfort auf die verschärften Sicherheitsauflagen – und erzählt von einer ernüchternden Episode, die sich vor zwei Wochen zugetragen habe: Bei der Überführung des Senats-Wagens von Derschlag nach Denklingen habe die Polizei dem KG-Chef und dem Fahrer Strafzettel verpasst, weil der Wagen ohne Kennzeichen unterwegs war. „Dabei hatten wir ein Tüv-Gutachten, dass alles verkehrstüchtig ist“, sagt Steinfort. Beim Zug durfte der Senats-Wagen also ohne Strafandrohung rollen.
Wie von allen Wagen flogen auch vom Vehikel des Prinzenpaars reichlich Kamelle. Prinz Rüdiger I. aus dem Hause Kuhn und seine Caroline hatten ihr Sessionsmotto bekanntlich an den Film Titanic angelehnt – da passte der stürmische Regen dann doch irgendwie.