Praktisch die gesamte ehrenamtliche Führung des DRK Kreisverbands ist zurückgetreten. Die Vorwürfe, die im Raum stehen, wiegen schwer.
„Fehlende Wertschätzung“Rücktrittswelle bei Ehrenamtlern des DRK in Oberberg
Die Vorwürfe wiegen schwer, und vergangene Woche haben in Konsequenz fünf Mitarbeiter des Roten Kreuzes in Oberberg das Handtuch geworfen: Der DRK-Kreisverband steht damit in wichtigen Funktionen ohne ehrenamtliche Führung da.
Zurückgetreten sind einmal der Kreisbereitschaftsleiter, zudem der Katastrophenschutzbeauftragte mit Stellvertreter und der Operative Krisenmanager und sein Stellvertreter. Diese Funktionsträger koordinieren die gesamte Arbeit des Bereitschaftsdienstes, der zum Beispiel bei großen Unfällen und Katastrophen zur Hilfe gerufen wird, in Katastrophenfällen haben sie weitreichende Befugnisse, Menschen und Material zu bewegen.
DRK-Kreisverband bestätigt Rücktritte
Das DRK bestätigt die Rücktritte. Vier ehrenamtliche Mitarbeiter seien zurückgetreten, mit einem hauptamtlichen Mitarbeiter sei die Zusammenarbeit beendet worden, sagt der Vorstand der DRK-Kreisgeschäftsstelle, Martin Skorupski, auf Nachfrage.
Weder die Einsatzbereitschaft noch die Aufgaben im Katastrophenschutz sind nach Darstellung des Roten Kreuzes beeinträchtigt. „Wir arbeiten daran, die fehlenden Funktionen schnellstmöglich zu besetzen“, sagt Skorupski.
Langjährige Mitglieder des DRK Oberberg geben auf
Mit Volker Schmidt, Dirk Weikert, Sascha Habernickel, Matthias Ufer und Matthias Schrödter sind Rotkreuzler zurückgetreten, die teils seit Jahrzehnten in der Hilfsorganisation arbeiten. So ist Sascha Habernickel für seinen langjährigen Einsatz erst im April dieses Jahres mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Er leitete ehrenamtlich unter anderem das Hilfsleistungszentrum in Lindlar-Klause, wo das Rote Kreuz Material und Einsatzfahrzeuge für Unglücke und Katastrophen vorhält.
DRK Oberberg: Zerrüttetes Verhältnis zum Vorstand
Grund für die fünf Rücktritte ist offenbar ein zerrüttetes Verhältnis zwischen den ehrenamtlichen Führungspositionen einerseits und der hauptamtlichen Leitung und dem DRK-Präsidium unter Landrat Jochen Hagt andererseits.
In dem Rücktrittsschreiben, das unserer Zeitung vorliegt, berichten die Fünf, dass die „wertschätzende und vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit dem Vorstand der Kreisgeschäftsstelle und dem Präsidium „nachhaltig gestört“ sei.
Ein Kenner des DRK berichtet, dass die ehrenamtlichen Katastrophenmanager den Kurs des DRK-Kreisverbands kritisch sehen. Die originären Aufgaben der Hilfsorganisation – also die Hilfe im Katastrophenfall – würden vernachlässigt zugunsten anderer Aufgaben. Diese Meinung werde aber nicht von allen Rotkreuzlern geteilt. Die Person ist selbst nicht unter den Zurückgetretenen, will aber ihren Namen nicht veröffentlicht sehen.
Eines der Kernprobleme im Kreisverband sei aber der Umgang des hauptamtlichen Vorstands mit den ehrenamtlichen Helfern. Die hätten „nur zu funktionieren“. Kritik sei nicht erwünscht. Auch der Umgangston sei bisweilen forsch.
Der Vorstand hat eine andere Sichtweise. Das DRK sei „dankbar für alle Helfer/innen, die für das DRK tätig sind. Die Rücktritte der vier ehrenamtlichen Helfer“ bedauere man sehr.
Auch die Zurückgetretenen bedauern ihr Ausscheiden. Der Arbeit im Kreisverband den Rücken zu kehren, das sei keinem der Fünf leicht gefallen, berichtet Dirk Weikert. Das erscheine aber — so das Rücktrittsschreiben — in „der Konsequenz unausweichlich“.