In dem Gummersbacher Mordprozess platzte dem Angeklagten bei der Aussage eines Polizisten plötzlich der Kragen.
Rüffel vom RichterIm Gummersbacher Mordprozess ergreift der Angeklagte plötzlich das Wort

Der 22-Jährige hatte bislang während des Prozesses geschwiegen.
Copyright: dpa (Symbolfoto)
Der 22-Jährige schweigt zu den Vorwürfen in der Anklage. Seine Stimme hatten die Prozessbeteiligte und die zahlreichen Prozessbeobachter bislang nicht zu hören bekommen.
Doch am Donnerstag platzte dem Angeklagten plötzlich während der Vernehmung eines Polizeibeamten (35) der Kragen. Wie aus dem Nichts fuhr der 22-Jährige dem Beamten an die Karre: „Wie soll Ihnen auch was auffallen, wenn Sie nicht mal die Durchsuchung ordnungsgemäß durchführen?“ Dabei haute der junge Mann einmal halbwegs kräftig auf den Tisch, bevor er sich einen Rüffel vom Vorsitzenden Peter Koerfers abholte. Anschließend entschuldigte sich der Angeklagte kleinlaut beim Richter.
Der Angeklagte zeigte sich verärgert über einen Polizisten
Angeklagt ist der 22-Jährige wegen schwerer Brandstiftung und Mordes im Juli 2022. Er soll seinen Großvater (83) zunächst mit dem Schlafmittel Zopiklon sediert und anschließend Feuer im Wohnzimmer des Großvaters gelegt haben. Später soll er dann den Senior aber noch zu retten versucht haben. Der 83-Jährige kam in ein Krankenhaus, verstarb dort aber wenig später an den Folgen einer schweren Rauchgasvergiftung.
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Verärgert zeigte sich der 22-Jährige am Donnerstag über einen Polizisten (35), der ein Blister mit Zopiklon im Besitz des Angeklagten bei der Wohnungsdurchsuchung übersehen haben könnte. Das legt jedenfalls die Aussage der Mutter des Angeklagten nahe. Die hatte ausgesagt, dass sie beim Aufräumen der Wohnung im November 2022 ein Blister mit Zopiklon-Tabletten in einem Körbchen an einem Sideboard gefunden habe. Sechs Tabletten seien noch drin gewesen.
Der Angeklagte soll Schlaftabletten vom Großvater erhalten haben
Von ihrem damals an Schlafstörungen leidenden Sohn habe sie gewusst, dass er das Medikament vom Großvater bekommen habe. Dem Großvater war vom Arzt Zopiklon verschrieben worden, laut Zeugenaussagen weigerte er sich aber, es einzunehmen. Erst als die Mutter aus der Berichterstattung über den Prozess erfuhr, dass ihrem Sohn vorgeworfen wird, den Großvater mit dem Medikament sediert zu haben, habe sie sich an das Blister erinnert und es ihrem zweiten Sohn (28) übergeben.
Der Halbbruder des Angeklagten, der selbst Polizist in Köln ist, hatte das Blister mit den sechs darin verbliebenen Tabletten im August zu seiner Zeugenvernehmung mit ins Gericht gebracht und dort übergeben (wir berichteten), was den Vorsitzenden Richter sehr verärgert hatte. Es handle sich um ein „potenzielles Beweismittel“, hatte Koerfers geschimpft, das schon lange bei der Polizei hätte abgegeben werden müssen. Der Prozess wird fortgesetzt.