Gummersbach – Mit 18 Jahren steht Tibor Ivanisevic vor der Entscheidung, auf eine Wirtschaftsakademie zu wechseln oder seinen Weg im Handball zu suchen. „Handball geht nur einmal im Leben “, sagt der Torhüter zu seiner damaligen Entscheidung, sich auf den Sport zu konzentrieren.
Dabei sei er ein richtig guter Schüler gewesen, nur Mathe habe ihm ein paar Probleme gemacht. Die Entscheidung für den Handball führte ihn nach einigen Stationen in Europa im Sommer zum VfL Gummersbach. In der Mannschaft und in der Stadt fühlt sich der 31-Jährige schon sehr wohl.
Erst mit 16 Jahren zum Handball gekommen
Erst mit 16 Jahren war Tibor Ivanisevic, der in Bosnien geboren wurde, in Belgrad zum Handball gekommen. „Über einen Schulfreund, mit dem ich einfach mal zum Training gegangen bin“, erzählt er. Zuvor habe er als Kind zwar Fußball gespielt, dann aber lieber mit seinen Freunden am Computer gesessen.
Schon im zweiten Training erklärte der 16-Jährige seinem Trainer, dass er gerne im Tor stehen möchte. Sechs Monate später wurde er zu einem Camp der serbischen Jugendnationalmannschaft eingeladen. Nach zwei Jahren bei RK Vozdovac in der serbischen Superleague wechselte er 2010 zu Roter Stern Belgrad und entschied sich endgültig für den Weg des Handballprofis. „Ich habe damals die Chance bekommen und sie genutzt“, sagt er.
Junger Torhüter am Schdeideweg
Nach drei Jahren stand der Verein vor wirtschaftlichen Problemen und der junge Torhüter erneut an einem Scheideweg. Er wechselte nach Ungarn zu Oroshazi FKSE. „Da mein Vater mit Tibor einen ungarischen Vornamen für mich ausgesucht hatte, wurde ich sehr gut aufgenommen“, blickt er auf seine erste Station im Ausland zurück. Als er dann auch noch mit seinem Mitbewohner und Mannschaftskollegen ungarisch gelernt hatte, ging es sogar noch besser.
2015 führte ihn sein Weg ins Tor von RK Borac Banja Luka. „Das war eine gute Saison, Banja Luca ist eine Handballstadt wie Gummersbach, die viele bekannte Handballer hervorgebracht hat“, blickt er zurück . Von dort ging es über den ungarischen Club Gyöngyösi KK zum dänischen Spitzenclub Skjern Handbold.
Mit Wetzlar in der Bundesliga
„Zum ersten Mal in meinem Leben war alles organisiert, ich musste mich um nichts kümmern, sondern konnte mich ganz auf den Handball konzentrieren.“ Nicht nur das, Ivanisevic spielte mit Stars wie Bjarte Myrhol zusammen, wurde dänischer Meister, kam bis ins Viertelfinale der Championsleague und trat bei der Europameisterschaft für Serbien an.
„In anderthalb Jahren hatte ich so viel erreicht, wie ich kaum zu träumen gewagt hatte“, sagt Tibor Ivanisevic. Als ihm dann noch sein großes Idol Kasper Hvidt nach einem Spiel die Hand gab und lobte, schwebte der Torhüter auf Wolke sieben. Doch auf der Liste seiner drei Wünsche fehlten noch zwei. „Ich wollte in der Nationalmannschaft und in der Bundesliga spielen und einmal in Barcelona antreten“, erzählt der 31-Jährige. Mit dem Wechsel zur HSG Wetzlar kam er in die Bundesliga.
Wunsch nach Wechsel
„Das waren drei schöne Jahre“, sagt er. Die nicht ganz so schön begannen. In der ersten Saison riss er sich ein Außenband im rechten Knie. Aus zwei Monaten Verletzungszeit wurden vier und bis er wieder seine alte Leistung aufrufen konnte, verging einige Zeit. Nach zwei Jahren wurde sein Vertrag verlängert, doch als Wetzlar jetzt mit Till Klimke auf ein Eigengewächs und großes deutsches Talent setzte, reifte in Tibor Ivanisevic der Wunsch nach einem Wechsel.
„Beim Torwart ist es wie beim Wein, je länger er reift, desto besser“, sagt der 31-Jährige lachend. Um das zu zeigen, müsse er aber spielen. Im Dezember habe er mit VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler und Trainer Gudjon Valur Sigurdsson gesprochen. Als dann Wetzlar zustimmte, ihn vorzeitig aus dem Vertrag zu lassen, unterzeichnete er in Gummersbach. „Der VfL ist eine Bundesligamannschaft, die in der Zweiten Liga spielt“, sagt er, dass er für beide Ligen unterschrieben habe. Das war als Gummersbach die Zweite Liga anführte.
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„Ich habe bis zuletzt gehofft, dass es mit dem Aufstieg klappt.“ So sieht Ivanisevic die abgelaufene Saison für den VfL als große Schule an. „In diesem Jahr müssen wir es besser machen“, sagt und fügt hinzu: „Jeder Schmerz macht dich doch nur stärker.“
Noch habe er nicht viel Zeit gehabt, Gummersbach und Umgebung zu erkunden, sagt Ivanisevic. In seiner freien Zeit lese er gerne, einfach alles was ihm in die Finge komme. Zudem ist er ein Fan der Formel 1 und hier von Charles Leclerc. Der sitze nicht nur in einem Ferrari, sondern fahre die Nummer 16. „Die gleich Nummer, die ich auch habe.“ Wenn er Zeit habe, koche und grille er gerne für sich und für Freunde. Außerdem möge er Hunde, sagt der 31-Jährige, dass er seinen Husky vermisse, der in Belgrad bei seiner Familie sei.