Waldbröl – Ein schneller Klick im Wohnzimmer am Smartphone, der Fahrradstellplatz ist prompt reserviert und auch schon bezahlt. Rauf aufs Rad, in die Pedale getreten und ab in die Stadtmitte. Fahrrad in der gebuchten Box parken, diese abschließen und weiter geht’s mit dem Linienbus. So stellt sich Hartmut Schröder vom Fachbereich Bauen der Stadt Waldbröl etwa die ideale Reise zum Arbeitsplatz vor. Knotenpunkt unterwegs ist eine Mobilstation – eine Drehscheibe gewissermaßen. Denn hier steigen Pendler um, eben vom eigenen Zweirad in den Bus.
„Diese Idee funktioniert aber nur, wenn ich weiß, dass mein Pedelec sicher abgestellt und am Abend noch da ist, wenn ich zurückkehre“, betont der Tiefbauer, dass es für die Verkehrswende nicht immer die ganz großen Konzepte braucht, sondern eher clevere Entwürfe, die ineinandergreifen. An der Friedenstraße plant die Stadt Waldbröl die erste von fünf Mobilstationen im Zentrum. „Bauen möchte ich diese am liebsten früh im kommenden Jahr, in diesem soll die Planung fertig werden.“
Interesse aus allen Kommunen des Oberbergischen Kreises
Am Dienstagabend haben Schröder und Klaus Marenbach vom Ingenieurbüro Donner und Marenbach dem Fachausschuss für Bauen und Verkehr erste Skizzen für einen solchen Knotenpunkt vorgestellt. Schröder: „Auf dem Land brauchen wir mindestens die feste Verknüpfung von Fahrrad und Linienverkehr.“
Gebaut werden soll die erste Mobilstation mit Fördermitteln des Verbandes Nahverkehr Rheinland (NVR). Dieser hatte im Januar 2019 sein Förderprogramm vorgestellt und 455 mögliche Standorte für solche Stationen im Rheinland ausgemacht, 21 davon befinden sich im Oberbergischen Kreis. Bis zum 31. März können die Kommunen – mit dem Kreis als Koordinator – Anträge auf Unterstützung formulieren. Nach Auskunft von Sprecherin Iris Trespe feilen gerade alle Kommunen Oberbergs an ihren Feinkonzepten, um 2022 erste Förderzusagen vom NVR zu bekommen.
Pendant an der Kaiserstraße in Waldbröl
Waldbröls geplante Umsteigepunkte finden sich an insgesamt sechs Stellen, denn die Mobilstation an der Friedenstraße soll ihr Pendant an der Kaiserstraße und da vor der Kreissparkasse haben, damit der Innenstadtverkehr ungestört fließen kann. An der Friedenstraße ist die Fläche des Parkplatzes „Neue Mitte“ dafür vorgesehen, den digitalen Bleistift darf Ingenieur Marenbach derzeit über knapp 2000 Quadratmeter führen.
„Wir haben es hier mit sechs Buslinien zu tun, davon kommen zwei Busse in einem Abstand von nur zwei Minuten an“, schildert Marenbach. Damit sich die Fahrzeuge nicht stauen, hat er an der Friedenstraße zwei barrierefreie Haltebuchten in die Pläne gezeichnet. „So haben auch Fahrgäste, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, ausreichend Zeit für das Umsteigen“, sagt er.
Über die weitere Ausstattung entscheidet später die Fördersumme. An der Friedenstraße wünscht sich Hartmut Schröder aber mindestens eine Ladestation für E-Bikes und E-Autos. Vorstellbar seien auch Taxi-Plätze, eine Leihstation für Fahrräder und eine Werkzeugstation, um kleine Schäden rasch zu beheben. Und auch Autos sollen dort weiterhin abgestellt werden können.
Als Vorbild für die Radboxen nennt Klaus Marenbach etwa den Knotenpunkt in Gummersbach-Derschlag: Da baut die Kreisstadt zurzeit eine von drei Mobilstationen. Gebucht werden diese gesicherten Plätze über eine Handy-App, die der NVR ab dem zweiten Quartal dieses Jahres vertreiben will.