Geschäftsführer kündigtAlte Drahtzieherei in Wipperfürth braucht einen neuen Chef
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Wipperfürth – Die Alte Drahtzieherei braucht einen neuen Chef. Geschäftsführer Harald Klinke hat nach eigener Aussage in dieser Woche gekündigt – nach 16 Jahren an der Spitze des Kultur- und Veranstaltungszentrums. Seine Beschäftigung bei der Wipperfürther Bürgerstiftung – dem Träger der Alten Drahtzieherei – ende damit im Sommer, sagte Klinke der BLZ.
Der Trennung vorausgegangen waren offenbar Streitigkeiten über den Etat, allen voran über die städtischen Zuschüsse für den Kulturbetrieb an der Wupperstraße. Vereinbarte Zuwendungen seien im Laufe der Jahre immer stärker gekürzt worden, kritisierte Klinke.
Mangelnde Transparenz vorgeworfen
In der 2007 eröffneten „Drahte“ stünden inzwischen einige Reparaturen an, die bei der intensiven Nutzung der Räume normal seien. In Auftrag geben und bezahlen wolle diese Arbeiten jedoch niemand, so der Geschäftsführer.
Ohnehin liege der alleinige Fokus auf den Zahlen. Klinke betonte dagegen, dass er die Alte Drahtzieherei als Bühne mit umfassendem kulturellen Auftrag sehe. „Da können nicht nur die etablierten Top-Kräfte spielen, die immer die Bude voll machen. Wir müssen auch den Bands und Künstlern Raum bieten, die erst auf dem Weg nach oben sind.“
Die Vorwürfe, dass der Etat gekürzt worden sei, weist CDU-Fraktionschef Friedhelm Scherkenbach zurück. Die CDU habe immer hinter der Alten Drahtzieherei gestanden und sie unterstützt. 195 000 Euro pro Jahr habe die Stadt nach Beschluss der politischen Gremien bezahlt. Doch die seit Jahren geforderte Transparenz, was die Finanzen angehe, habe es nie gegeben. Auch ein erkennbares Konzept sei ihm nicht bekannt. Vielleicht sei es ganz gut, dass es nun einen Neuanfang und eine Neuausrichtung geben könne.
SPD-Fraktionschef Frank Mederlet widersprach ebenfalls der Aussage, dass die Stadt den Etat gekürzt habe. Das Geld sei stets pünktlich bezahlt worden, Verwaltung und Politik seien verlässliche Partner mit transparentem Vorgehen gewesen. Dass Harald Klinke gekündigt habe, nehme man zu r Kenntnis. Er sei aber zuversichtlich, dass es einen Neuanfang geben und auch künftig ein kulturelles Angebot in der Alten Drahtzieherei geben werde.
Die Alte Drahtzieherei
Der Umbau der Alten Drahtzieherei der Firma Radium zu einem Kultur- und Veranstaltungszentrum wurde mit mehr als zwei Millionen Euro durch das Land NRW gefördert.
Die Förderung ist an bestimmte Bedingungen gebunden sind. Dazu gehört unter anderem das Ehrenamt. Als Trägerverein des Veranstaltungszentrums wurde die Bürgerstiftung gegründet, neben der Beschaffung des Stiftungskapitals auch noch einen Kredit aufgenommen hatte. Eröffnet wurde die Veranstaltungshalle im Oktober 2007. Der Startschuss der Politik zum dem Projekt erfolgte bereits 2002.
Betrieben wird die Alte Drahtzieherei von der gleichnamigen GmbH, deren Geschäftsführer Harald Klinke ist.
Der finanzielle Ausgleich sei immer erfolgt, sagt Harald Koppelberg, Fraktionschef der UWG. Auch wenn sich die Politik vor Jahren für eine Kürzung ausgesprochen habe. Ein Neuanfang biete auch eine Chance und das Konzept mit Stiftung und GmbH könne auf den Prüfstand gestellt werden.
Bei allen Schwierigkeiten sei die Alte Drahtzieherei ein Erfolgsrezept und habe Stadt und Region gut getan, betont Bürgermeister Michael von Rekowski in einer ersten Stellungnahme. Die Aussage von Harald Klinke zum Etat sei nicht zutreffend. Politik und Verwaltung könne man in Sachen Alte Drahtzieherei auch keine mangelnde Transparenz vorwerfen.
Dr. Markus Braun, Vorsitzender der Bürgerstiftung, die Träger der Alten Drahtzieherei ist, wies den Vorwurf der mangelnden Transparenz mit Nachdruck zurück. Alle wirtschaftlichen Zahlen seien quartalsweise dem Kämmerer und der Politik vorgelegt worden. Die Zuschüsse seien gekürzt worden. Es gebe eine Nettozahlung von 65 000 pro Jahr an die Stiftung für die Drahtzieherei. Der Rest werde etwa durch Raumnutzung erbracht.
Vorstand und Beirat der Stiftung bedauerten außerordentlich, dass Harald Klinge gekündigt habe. Er sein ein zu 100 Prozent verlässlicher Partner, der die ersten fünf Jahre ehrenamtlich und danach hauptamtlich für die Alte Drahtzieherei gearbeitet habe. Die Politik habe großen Druck auf den Geschäftsführer ausgeübt, kritisiert er. Und dass Kultur ein Zuschussgeschäft sei, müsse jedem klar sein. Die Kattwinkelsche Fabrik in Wermelskirchen etwa werde von der Stadt jährlich mit rund 500 000 Euro gefördert und auch Gummersbach lasse sich die Halle 32 richtig viel Geld kosten.
In den letzten Jahren seien trotz hochkarätigen Angebots von Brings über Bernd Stelter, Jürgen Becker bis Herbert Knebel und vielen anderen rund 50 000 Besucher in die Alte Drahtzieherei gekommen. Knapp zehn Prozent davon aus Wipperfürth. Und mit Partys, wie in den Anfangsjahren noch ging, lasse sich die Kultur nicht mehr gegenfinanzieren.