Von Nazis geschändetGummersbach nutzt Denkmal für Standpunkt gegen Rechts
Gummersbach – Am Sonntag jährt sich die Einweihung zum 95. Mal: Am 14. August 1927, wurde im Gummersbacher Hexenbusch ein Denkmal eingeweiht, das den ersten Präsidenten der Weimarer Republik, Friedrich Ebert, und die von Rechtsterroristen ermordeten Minister Matthias Erzberger und Walther Rathenau würdigte.
Die Initiative „Oberberg ist bunt – nicht braun“ möchte an diesen Jahrestag mit einer Gedenkfeier erinnern und trifft sich am Sonntag, 14. August, 14 Uhr, am früheren Standort des Denkmals zwischen Gymnasium und Eugen-Haas-Halle. Vertreterinnen und Vertreter der Gummersbacher Ortsvereine von Grünen, CDU, Linkspartei, FDP und SPD haben ihre Teilnahme zugesagt. Vereinsvorsitzender Gerhard Jenders berichtet über die damalige Zeit: „Angesichts der immer stärker werdenden reaktionären rechtsextremen Umtriebe in Deutschland – immerhin war inzwischen Hindenburg Reichspräsident geworden – gab es in ganz Deutschland die Bestrebung, mit Mahnmalen für die Republik ein Zeichen für die Demokratie zu setzen.“
Nazis rissen die meisten Mahnmal 1933 ab
Auf diesen Denkmalen, die auch in Dortmund, Duderstadt, Essen und Osnabrück errichtet wurden, ehrte man neben Ebert (SPD) auch die Politiker Erzberger (Zentrum) und Rathenau (DDP), die in der Ausführung ihres Amtes ermorden worden waren. Fast alle diese Mahnmale wurden 1933 von den Nazis abgerissen, das Denkmal in Osnabrück wurde 1983 auf Antrag der CDU neu aufgebaut.
Die nationalkonservative „Gummersbacher Zeitung“ berichtet in ihrer Ausgabe vom 15. August 1927 von der Einweihung des Denkmals auf dem alten Tennisplatz im Hexenbusch. Dort hieß es: „Nach der Feier formierten sich die verschiedenen Gruppen unter Vorantritt sämtlicher Fahnen zu einem Festzug durch den Ort, der vereinzelt Flaggenschmuck zeigte.“ Schon bald nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler wurde das Gummersbacher Denkmal geschändet: Noch 1933 wurden die Plaketten abgerissen. 1935 riss man dann auch den Sockel ab, um aus den Steinen eine Rednertribüne für die NSDAP-Kreisparteitage in der Lochwiese zu bauen.
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Gerhard Jenders meint: „Heute wissen wir, welche Verbrechen die NS-Barbaren angerichtet haben. Dennoch finden antidemokratische Tendenzen Zulauf, morden Rechtsterroristen politische Gegner wie den Kasseler Regierungspräsidenten Lübke und Mitbürgerinnen und Mitbürger, die nicht in ihr rassistisches Weltbild passen. Holocaust-Verharmlosung und antisemitische Schablonen finden bis in die Mitte der Gesellschaft hinein Zustimmung.“ Der Jahrestag der Einweihung des Gummersbacher Ebert-Rathenau-Erzberger-Denkmals soll daran erinnern, dass man gemeinsam für Demokratie, Vielfalt und Toleranz, einstehen muss.