Die Fertigstellung der Turmhelmsanierung ist ein Meilenstein für die evangelische Gemeinde in Gummersbach
KirchturmsanierungEin großer Tag für ganz Gummersbach
Ursprünglich hatte die evangelische Kirchengemeinde in Gummersbach für die Sanierung des Turmes ihrer Kirche Kosten von rund einer Million Euro kalkuliert. Doch die hatten nicht lange Bestand. Am Ende geworden sind es 3,2 Millionen, und die konnten nur gestemmt werden, weil die Gemeinde allein 600 000 Euro Spenden sammeln konnte, darunter allein 100 000 Euro von Wolfgang Merten.
Mit dem Aufsetzen eines Wetterhahns durch Hans-Dieter Schattschneider und Jan Schattschneider vom gleichnamigen Marienheider Dachdeckerbetrieb und dem Befüllen der Weltkugel darunter mit einer Zeitkapsel, die gleich unter dem Hahn am höchsten Punkt des Turmes ihren Platz hat, wurde am Freitag das Ende der Sanierung des Turmhelms besiegelt.
In mehr als 50 Metern nach oben
Während einige Schwindelfreie das Geschehen in mehr als 50 Metern Höhe live erlebten, wurde unten vor dem Gemeindehaus auf das große Ereignis angestoßen. Ab der kommenden Woche wird das Gerüst um die Turmspitze herum abgebaut. Dann geht es mit den Putz- und Malerarbeiten am Turm weiter. Das soll alles über den Sommer fertig werden, so dass dann auch dieser Teil demontiert werden kann, wie Pfarrer Markus Aust erläuterte.
Er ist seit dem Jahr 2016 in Gummersbach und hat die Sanierung der Kirche zu seiner Herzensangelegenheit erklärt, wie Pfarrer Uwe Selbach sagte. Zusammen mit Baukirchmeister Frank Vogt bilden die beiden seit Jahren ein eingeschworenes Team. Aust betonte, dass es gelte, das älteste Gebäude der Stadt zu bewahren, das in Teilen aus dem Jahr 850 stammt und damit bereits erschaffen wurde, bevor Gummersbach erstmals urkundlich erwähnt wurde.
Allerdings machte er auch deutlich, dass die Gemeinde inzwischen an einem Punkt angekommen sei, dass sie nicht mehr könne. Das sei eine schwere Situation. Und dabei seien die Arbeiten längst nicht abgeschlossen, denn während der Sanierung des Turms sei offenbar geworden, dass auch das Hauptschiff saniert werden müsse. Und das mit bis dato noch unklarem Umfang (siehe Kasten). Und so diente der Freitag auch dazu, inne zu halten und sich über das bisher Erreichte zu freuen. Einig waren sich alle darin, dass die Fertigstellung des Turmhelms sowohl für die Kirchengemeinde als auch für die Zivilgemeinde in Gummersbach ein großer Tag sei, denn ohne diese Kirche wäre die Kreisstadt deutlich ärmer. Das Gotteshaus und sein hoch nach oben ragender Turm sei so gesehen auch ein steinerner Fingerzeig gen Himmel, wie Selbach meinte.
Gemeindebrief und ein Stadtwappen in der Zeitkapsel
In die Zeitkapsel gelegt wurden die Gemeindebriefe aus der Bauzeit, ein „Brief“ von Markus Aust an die Nachwelten, ein Exemplar des Buches „Evangelisch in Oberberg“ und eine Broschüre zur evangelischen Kirche, verfasst vom Gummersbacher Historiker Jürgen Woelke. Ein Stadtwappen kam ebenfalls noch in die Zeitkapsel. Das hatte Bürgermeister Frank Helmenstein mit zu der kleinen Feierstunde gebracht, so dass die Kapsel erst einmal wieder aufgeschraubt werden musste, ehe das kleine Gummersbacher Wappen hinein gegeben werden konnte.
Der Bürgermeister betonte, das Geld nicht der entscheidende Faktor sei. Viel wichtiger sei, dass hier in die Zukunft investiert werde. Mit Blick auf das Baujahr 850 sagte der Bürgermeister, dass die Kirche im Grunde immer schon da gewesen sei. „Und das muss auch so bleiben“, sagte Helmenstein, der selbst Gemeindemitglied ist, wie er sagte. Diese Kirche gehöre zum Leben der Gummersbacher vom Anfang bis zum Ende. Dass er eine Zeitkapsel mit befüllen dürfe, sei für ihn ein sehr erhebendes Gefühl gewesen. In seinen rund 20 Jahren Amtszeit sei das am Freitagmittag in der Gummersbacher Altstadt zum ersten Mal für ihn der Fall gewesen.
So geht es weiter
Während der Kirchturm außen dreimal geputzt und einmal gestrichen werden muss, ist das Abstimmen des Geläuts einer der nächsten wichtigen Punkte. Pfarrer Markus Aust kündigt ein fünfstündiges Probeläuten an. Innen, in der Glockenstube, sind die Arbeiten derweil durch. Neu ist, dass man nun auch ganz nach oben in den Turmhelm gelangt. Das war in der Vergangenheit aus Sicherheitsgründen so nicht möglich, wie Aust erläutert.
Bauchschmerzen bereitet den Verantwortlichen aktuell der Zustand des Kirchenschiffs. Ob die Gemeinde den ursprünglichen Plan, nach der Sanierung des Turms eine Pause einzulegen, weiter verfolgen kann, erscheint aktuell ungewiss, wie Aust erkennen ließ. Im Juni wird es einen Gutachtertermin vor Ort geben, der das Gebälk untersuchen soll . Danach werde man wissen, wie schnell gehandelt werden muss. Die Kirchengemeinde dürfte, auch das wurde am Freitag deutlich, mit einer erneuten finanziellen Belastung ihre Grenzen überschreiten.
Sowohl Aust als auch Pfarrer Uwe Selbach wünschen sich, dass die Stadt Gummersbach die Gemeinde weiter unterstützt. Auch im Hinblick darauf, dass das Gotteshaus nicht nur von der Gemeinde genutzt werde, sondern am Ende auch ein Wahrzeichen der Stadt und als Oberbergischer Dom bekannt ist. (ar)