- In einer Serie stellen wir junge Oberberger vor, die sich politisch engagieren.
- Auch, aber nicht nur in den Parteien, gibt es kluge Nachwuchsaktivisten, die die oberbergische Welt ein bisschen verändern wollen.
- Heute: Der Gummersbacher Jungpolitiker Axel Friedrichsen.
Gummersbach – Axel Friedrichsen hat im Gummersbacher Theater seit seinem zwölften Lebensjahr mit den Gummersbacher Philharmonikern und in der Big Band Posaune gespielt. „Das Theater ist für mich ein Stück Heimat, das mit der Schließung verloren gegangen ist“, bedauert der 25-Jährige.
Er fragt: „Woher soll denn das Geld für einen Neubau auf dem Steinmüllergelände kommen? Da liegen doch Werte brach“, überlegt der Student der Wirtschaftswissenschaften und denkt über eine „vernünftige Sanierung, ein gutes Konzept und Marketing“ nach. Ihm liegt an einer funktionierenden Kulturlandschaft in Gummersbach. Mit dem Verlust von Stadthalle und Goller-Haus sei in seinen Augen schon viel zu viel zurückgefahren worden. Für ihn ist das einer der Gründe, sich zu engagieren: Bei der Kommunalwahl kandidiert er in Gummersbach für die FDP.
Schon in der Schule habe er die Diskussionen im Fach Sozialkunde geliebt und dabei seine Begeisterung für liberales Denken entdeckt, „weniger für den Wirtschaftsliberalismus als für die freie Entfaltung des Einzelnen, für die der Staat den Rahmen schafft“, erinnert er sich. Ein Besuch beim Sommerfest der Theodor-Heuss-Akademie verstärkte sein Interesse. Aber den Ausschlag, Mitglied der Jungen Liberalen zu werden – heute ist er stellvertretender Kreisvorsitzender – gab der Misserfolg der FDP bei der Bundestagswahl 2013, als sie den Wiedereinzug in den Bundestag verfehlte. „Da wollte ich helfen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen: Jetzt erst recht!“
FDP attraktiv für die Jugend machen
Damals sei der Kreisverband der Julis sehr geschrumpft gewesen, erinnert sich Axel Friedrichsen. Seit anderthalb Jahren verzeichne er wieder einen größeren Zuwachs. „Das ist vielleicht ein Erfolg des Phänomens Lindner mit seinem digitalen Marketing in den sozialen Medien“, vermutet er. Er selbst wolle mithelfen, die FDP als attraktive Partei für junge Leute zu präsentieren. Auch und vor allem in Gummersbach.
Noch immer bedauert er, dass der Vorstoß der Jungen Liberalen für ein offenes WLAN zwar bei der Innenstadtgemeinschaft auf offene Ohren stieß, nicht aber im Stadtrat. Ein digitales Stadtportal könnte den Einzelhandel beleben. Friedrichsen setzt sich ein für moderne Mobilität und für eine bessere Taktung der RB 25. „Es geht doch darum, dass Gummersbach für junge Leute attraktiv bleibt. Wenn sie hier keine Perspektive haben, ziehen sie weg in die Großstadt.“ Dabei gebe es mit der TH und den ansässigen Unternehmen hier gute Ressourcen.
Gegenwind aus den eigenen Reihen
Anfangs habe er gezögert, in eine Partei einzutreten – aus Angst, sich zu sehr auf eine Linie festlegen zu müssen. „Heute weiß ich, es ist kein festgefahrener Weg.“ Aber auch nicht immer ein einfacher: „Was da nach der Thüringenwahl alles auf die FDP eingeprasselt ist!“ Nur gut, dass sich die Liberalen schließlich distanziert hätten.
Zuweilen spürt der 25-Jährige mit seinen Vorstellungen und Utopien durchaus Gegenwind in der eigenen Partei. Aus dem Parteitag sei er „unbefriedigt rausgegangen“, sagt der junge Liberale. „Auf jeden Fall muss die Politik in Gummersbach für junge Leute transparenter werden und nicht nur den Fokus auf die ältere Generation richten.“
Fokus aufs Gummersbacher Vereinsleben
Von den beiden Bürgermeisterkandidaten Frank Helmenstein und Thomas Hein wollten die Julis im Gespräch unter anderem wissen, wie sie es mit der Kultur, mit dem sozialen Wohnungsbau und dem Einsatz für ein attraktives Gummersbach halten – ohne sich am Ende für einen zu entscheiden.
Seinen eigenen Platz sieht Axel Friedrichsen allemal in der Kommunalpolitik: „Was ich kenne, das kann ich mitgestalten.“ Dazu gehört für den Musiker und Fußballer auch der Einsatz für ein lebendiges Vereinsleben. „In Zeiten des Offenen Ganztags wäre es eine Chance für die Vereine, mit ihrem Angebot viel mehr in die Schulen zu gehen und mit ihnen enger zusammenzuarbeiten.“
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Wenn Axel Friedrichsen Ende des Jahres sein Studium abschließt und eine Stelle in der Personalentwicklung anstrebt, möchte der 25-Jährige im Oberbergischen leben, mit dem Wald vor der Haustür, am liebsten natürlich in seiner Heimatstadt Gummersbach. „Das ist mein Traum, meine Kinder mal in dieser Stadt aufwachsen zu sehen. Gummersbach ist für mich ein Herzensthema!“