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„Ich spüre die Berufung“Gummersbacher war Feinkosthändler und will Priester werden

Lesezeit 3 Minuten

In der Gummersbacher Klinik absolviert Eric Bode derzeit ein Praktikum bei der Krankenhausseelsorge. 

Gummersbach – Eric Bode hat viele Talente. Eben hat der Allenbacher als Praktikant der Krankenhausseelsorge im Klinikum Oberberg einem Schwerkranken Trost gespendet. Eine halbe Stunde später bringt er als Busfahrer Kinder von der Schule nach Hause. Viele Gummersbacherinnen und Dieringhausener erkennen in dem 55-Jährigen den Feinkosthändler, der ihnen im Geschäft „Tuttitalia“ viele Jahre lang leckeres Pesto und Chianti verkauft hat. Jetzt aber möchte Bode katholischer Priester werden.

Das heißt, eigentlich könne man nicht sagen, dass es sein Wille sei, präzisiert er. „Ich spüre die Berufung.“ Deshalb studiert er seit fünfeinhalb Jahren an der Theologisch-philosophischen Hochschule in Sankt Augustin katholische Theologie, im März schließt er sein Studium mit der Magisterprüfung ab. Doch ob sich sein Herzenswunsch, Priester zu werden, wirklich erfüllt, steht in den Sternen.

Zwischenstationen Krankenpfleger und Busfahrer

Dabei wollte er das schon, als er 18 Jahre alt war und in einer Klosterschule am Niederrhein sein Abitur nachholen wollte. Das ließ sich zunächst auch gut an, erzählt Bode. Er spielte in der Blaskapelle Posaune, lernte und arbeitete, unter anderem als Chef der Waschküche, erzählt er schmunzelnd. „Ich hatte mir das Klosterleben so vorgestellt, dass wir beten und in der Bibel lesen.“ Dass es Homosexualität unter den Schülern gab, hatte er nicht erwartet, und als er mit einem Pastor darüber sprechen wollte und dieser auswich, fühlte sich der junge Eric mit seiner Verwirrung allein gelassen. Er brach die Schule ab. „Ich entfernte mich von der Kirche“, sagt er. Er machte eine Ausbildung zum Krankenpfleger, arbeitete als Busfahrer, bis der italienische Besitzer eines Lebensmittelgeschäfts in Dieringhausen dem Deutschen Eric Bode zutraute, Olivenöl und Provolone aus Bella Italia an die Oberberger zu bringen.

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Gemeindereferentin Sigrid Jedlitzke macht Eric Bode mit den Aufgaben vertraut.

Bis zum Jahr 2000 tat er das zusammen mit einer Partnerin auch in Gummersbach. „Ich treffe ganz oft Leute, die sagen, dass sie mich immer noch vermissen“, stellt er ein wenig wehmütig fest. Bode fuhr wieder Bus, mit Reisegruppen durch ganz Europa, „nur Schottland und Portugal fehlen, sonst war ich überall“, erinnert er sich. Viel Verantwortung für die ihm anvertrauten Menschen, lange Stunden am Steuer, auch nachts, viel Zeit zum Nachdenken. Auch zum Beten. Die eigentlich als Scherz gemeinte Bemerkung einer Freundin „Am Ende wirst du auf deine alten Tage doch noch Priester“ sei „so etwas wie eine Initialzündung“ gewesen, sagt Bode heute.

Theologiestudium mit 49 Jahren

Mit 49 Jahren begann er Theologie zu studieren, arbeitete dabei weiter als Busfahrer. „Das Lernen fiel mir erst schwer, ich hab mich wie ein kleiner Schüler gefühlt, nasse Hände, Nervosität vor jeder Prüfung.“ In der Corona-Zeit hatte er Online-Vorlesungen nach der Arbeit, manchmal habe er ans Aufgeben gedacht, gesteht er. „Ich habe gezweifelt, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Aber ich fühle mich von Gott gerufen. Deshalb habe ich durchgehalten.“

Und das ausgerechnet in einer Zeit, in der Tausende von Gläubigen der Kirche den Rücken kehren angesichts der Skandale um Kindesmissbrauch und der Missstände im Erzbistum? „Ich will es besser machen. Durch Vorleben zeigen, dass es anders geht.“ Eric Bode ringt um eine Erklärung. „Wenn ich etwas ändern will, muss ich mich einbringen.“ Zurzeit tut er das im Praktikum bei der Krankenhausseelsorge in Gummersbach. Es ist für ihn eine wertvolle Erfahrung, „dass Menschen trotz ihrer Leiden und Zweifeln den Glauben an Gott nicht verlieren“.

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Und danach? Wenn er in ein paar Wochen den Magister in der Tasche hat? Um geweiht zu werden, muss er zwei Jahre lang das Priesterseminar besuchen. Aber gerade hat das Erzbistum Köln seine Bewerbung abgelehnt. Trotz des Priestermangels. „Ich sei zu alt, heißt es“, sagt der 55-Jährige. Er schluckt und versucht, diese Entscheidung zu akzeptieren. „Wenn es dabei bleibt, bin ich eben ein Theologe, der Bus fährt.“