Am heutigen Samstagabend gibt es im Oberbantenberger Hof einen kleinen Festabend, zu dem der Handballkreis Oberberg (HKO) eingeladen hat.
Rückblick auf ErfolgsgeschichteHandballkreis Oberberg feiert 100 Jahre Handball im Kreis
Wenn es nach Oberbergs Handballchef Udo Kolpe geht, ist der Festabend eine Momentaufnahme, nur ein kurzes Innehalten, um die nächsten 100 Jahre Handball in Oberberg zu feiern. Trotzdem: Ein kleiner Festabend soll es schon sein, zu dem der Handballkreis Oberberg (HKO) mit Udo Kolpe an der Spitze am heutigen Samstag in den Oberbantenberger Hof eingeladen hat.
Dazu gibt es eine Festschrift mit 141 dichtbedruckten Seiten auf denen zu lesen ist, wie viel seit dem Einzug des Handballs in Oberberg passiert ist. Vor 100 Jahren kam, schreibt Kolpe im Vorwort, der Handball als „kameradschaftliches Sportspiel“ aus Berlin ins Oberbergische. Zunächst seien es nur wenige Vereine und Schulen gewesen, die diese Sportart unter dem Dach des Turnverbandes Aggertal ausübten.
Im Jahr 1928 gab es bereits 22 Handballmannschaften in Oberberg
Lehrer Fritz Schusky führte den Sport an der Oberrealschule in Gummersbach ein, vermittelte die ursprünglich für Mädchen gedachte Sportart, auch bei den Jungen und jungen Männern ein. 1928 gab es bereits 22 Handballmannschaften. 1932 wurde der Ballsport in 25 Vereinen angeboten und die Zahl der Teams war auf 45 angestiegen. Heute sind es 127 Mannschaften von den Minis bis zur Bundesliga, die Handball spielen.
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Die ersten beiden Kreisvorsitzenden waren von 1923 bis 1927 Otto Hobert (TV Niederseßmar) und Fritz Schusky (TV Gummersbach) als Gauspielwart. 1952 beginnt die Zeit, in der Vorsitzende über viele Jahre die Geschicke des Handballkreises leiten. Von 1952 bis 1976 ist es Erich Roth (VfL Gummersbach), von 1976 bis 2004 Karl Heinz Lenz und seit 2004 Udo Kolpe (CVJM Oberwiehl).
Die Entwicklung vom Feld- zum Hallenhandball begann Mitte der 50er Jahre. In der Saison 1956/57 wurden neben dem Feldhandball erstmals drei Hallen-Spielrunden zwischengeschaltet. Ende der 50er- Jahre gab es mit der Grotenbach-Doppelturnhalle zudem die erste oberbergische Sporthalle mit Zuschauerplätzen. 1957 erhielt mit Rolf Jaeger (VfL Gummersbach) der erste oberbergische Handballer die Berufung in die Nationalmannschaft.
1962 wurde erstmals von einer Krise im Feldhandball gesprochen. In der Saison 1966/67 ist die Handball-Bundesliga im Radio zu hören: Der VfL Gummersbach gewinnt die erste deutsche Meisterschaft und den Europokal im Finale gegen Dukla Prag. 1973, so heißt es zum 50. Jubiläum des Handballkreises, hätte nicht erfolgreicher sein können: der VfL Gummersbach feierte die vierte deutsche Meisterschaft, der TuS Derschlag wurde Mittelrheinmeister und der TV Rodt-Müllenbach der letzte Mittelrheinmeister im Feldhandball.
Ein Jahr später gewann der VfL zum vierten Mal den Europa-Cup. Bei den Frauen machte sich das Bundesliga-Team des VfL Engelskirchen einen Namen, wurde Ende der 70er Jahre ein Aushängeschild im deutschen Damenhandball, ehe sich die Engelchen nach zehn Jahren Bundesliga Ende der 80er Jahre auflösten. 1984 wurde wurde die erste Kreisauswahl der Mädchen aufgebaut und fünf Jahre später findet zum ersten Mal die Mini-Handball-Wochenendfreizeit des Handballkreises in Bergneustadt statt.
Als der Handballkreis im Jahr 1998 sein 75-jähriges Bestehen ausrichtet, gab es 148 Mannschaften, dazu kamen damals noch Minis in 13 Vereinen.
Dazu feiert der Beachhandball seine Premiere und wird in den folgenden Jahren zu einem echten Erfolgsmodell mit dem die lange Pause zwischen Saisonende und -start überbrückt wird. 2002 haben sich zwei Teams aus Oberberg für die DHB-Beachhandball-Meisterschaft in Cuxhaven qualifiziert, zudem wird Gerhard Schürholz DHB-Supervisor.
2004 richtet der HKO das Länderspiel der Frauen zwischen Deutschland und den Niederlanden aus. Ab 2005 ersetzt die Talentiade die Kreismeisterschaft der weiblichen und männlichen D-Jugend. Ein Jahr später wird am 19. Februar die Handballakademie des VfL Gummersbach gegründet. In Bergneustadt findet das EHF-Pokalspiel der Frauen zwischen KH Vicianet und Bayer Leverkusen statt. Es ist die erste Mannschaft, die unter der Flagge des Kosovo antritt.
Rasant geht es weiter, die Stiftung „Jugend-Handballsport im Oberbergischen Kreis“ wird gegründet, 2006 die erste Mini-WM für Schulmannschaft ausgerichtet mit der Gesamtschule Reichshof und dem Gymnasium Grotenbach.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft übernachtet 2007 in Wiehl und wird in Köln unter dem Gummersbacher Heiner Brand als Trainer Weltmeister. In Köln aber auch in Oberberg wird das Wintermärchen gefeiert und löst eine Handball-Euphorie aus. Als Ergebnis gibt es im Jahr 2008 mit 171 Mannschaftsmeldungen plus den Minis ein Rekordergebnis.
Von 2009 bis 2011 gewinnt der VfL Gummersbach drei Europapokaltitel und die Feiern auf dem Bismarckplatz erinnern ein bisschen an alte Zeiten. 2013 wird die Schwalbe-Arena als neue Spielstätte der Bundesliga-Handballer eingeweiht.
Doch nicht nur der VfL sorgt für Schlagzeilen: In der Saison 2016/17 qualifiziert sich die weibliche A-Jugend des SSV Nümbrecht für die Jugend-Bundesliga.
2019 steigt der VfL Gummersbach in die Zweite Liga ab, um drei Jahre später mit Trainer Gudjon Valur Sigurdsson souverän in die Erste Liga zurückzukehren und am Ende der Saison auf Platz zehn zu stehen. 2021/22 stoppt die Corona-Pandemie den Spielbetrieb für zwei Jahre.
2023 schließen sich die Handballverbände Mittelrhein und Nordrhein zum Handballverband Nordrhein zusammen. Im Vorstand sind mit Annika Heider, Karl-Walter Marx, Lidger Lückert, Daniel Köpplin und Falko Püher fünf Oberberger zu finden.
100 Jahre Handball in Oberberg, das sind viele Erfolgsgeschichten, aber einiges, was in Vergessenheit geraten ist. Das alles wird in der Chronik dargestellt, die auch alle Vereine, ob sie noch Mannschaften stellen oder nicht, zu Worte kommen lassen. Der Handballkreis Oberberg scheint für die nächsten 100 Jahre gewappnet zu sein.
Erfolgreiche Schiedsrichter aus Oberberg
Der Handballkreis Oberberg ist der kleinste im Nordrhein, doch was die Schiedsrichter angeht, einer der erfolgreichsten. 1926 war die Geburtsstunde des organisierten Schiedsrichterwesens, hat Wolfgang Zapp, früher selbst Bundesliga-Schiedsrichter und langjähriger Kreisschatzmeister, herausgefunden. 1986 war „die erfolgreichste Handballsaison, die je eine Schiedsrichtervereinigung in Deutschland hatte“, schreibt Zapp in seinem Rückblick.
Der Handballkreis Oberberg stellte mit Jürgen Schreiber (SSV Nümbrecht)/Wolfgang Zapp (TV Strombach) sowie Hartmut Markeli (TV Strombach)/Reinhard Stöwer (SSV Marienheide) zwei Erstligagespanne bei insgesamt 22 Gespannen in ganz Deutschland und mit Dieter Baumert (TV Rodt-Müllenbach)/Ludger Lückert (TV Becketal) auch noch ein Zweitligagespann, das fünf Jahre später in die Bundesliga aufstieg.
Brüder stehen gemeinsam auf der Platte
Nach einer Flaute wurde Daniel Köpplin 2004 an der Seite von Schiedsrichterwart Karl-Walter Marx zum Schiedsrichterlehrwart. Der neue Schiedsrichterausschuss entschied, das Einstiegsalter von 14 auf zwölf Jahre zu senken. Bei Spielen wurden die jungen Schiedsrichter von den erfahrenen Kollegen gecoacht. Ein Konzept, das sich schnell herumsprach, Nachahmer fand und über das Daniel Köpplin 2009 beim Tag des Westdeutschen Handballverbands vor Kollegen aus dem gesamten Verbandsgebiet einen Vortrag hielt.
Unter den Neulingen waren die Brüder Ramesh und Suresh Thiyagrajah, die heute in der IHF und im Elitekader des DFB sind. Ebenso wie Christian und David Hannes. Marvin Cesnik/Jonas Konrad gehören dem Elite-Anschlusskader an und mit Sophia Lang/Rosanna Sug pfeifen erstmals zwei oberbergische Schiedsrichterinnen im Bundesligakader. Im Nachwuchskader sind die Bergneustädter Fabian und Tim Foerster, dem Perspektivkader gehören Elias Langer und Lukas Schneider an.