Waldbröl – Jemand müsste noch das Wasser einlassen. Und mal durchfeudeln. Doch eigentlich könnte es losgehen, eigentlich könnte Waldbröls neues Hallenbad, die Balneo-Badewelt, öffnen. Eigentlich. Doch da ist Corona. „Wir wissen zurzeit einfach nicht, wie’s weitergeht – und wann“, sagt Svenja Fischer, Balneo-Projektleiterin bei der Betreibergesellschaft „Schwimmen in Waldbröl“. So sollte das Bad an den Vennstraße zunächst im Herbst 2019, dann nach den Sommerferien im vergangenen Jahr eröffnet werden. Erst waren aber Zusatzarbeiten notwendig, dann kam die Pandemie. „Und jetzt scharren wir alle mit den Hufen“, verrät die Lindlarerin.
Der letzte Feinschliff
Denn die Handwerker sind weg, das Bad ist fertig. Begonnen haben Umbau und Neubau Ende des Jahres 2018. 8,3 Millionen Euro hat die Stadt dafür ausgegeben, 6,5 Millionen hat Waldbröl aus Förderkassen erhalten. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Hochwertig schick sind etwa die Möbel im Bistro, aus blitzendem Edelstahl und hochmodern die Küche dahinter, freundlich und hell die Umkleiden und die Sanitärbereiche.
„Wir möchten eben Kindern und Jugendlichen, ihren Eltern, der ganzen Familie und auch den Senioren einen Ort bieten, an dem man gerne ist“, betont Fischer und hofft, dass die Oberberger nach dem Sport nicht gleich nach Hause fahren, sondern sich auf Kölsch und Currywurst niederlassen auf den etwa 30 Plätzen im Bistro, das zugleich Foyer des Gebäudes ist.
„Hier ist nur noch ein bisschen Feinschliff nötig“, berichtet die Projektleiterin und deutet auf die Scheibenwand zum Kinderbecken: Da solle noch ein Sichtschutz aufgebracht werden, zum Beispiel mit den Umrissen von Waldbröls markanter Skyline mit den beiden Kirchen im Zentrum. Auch die weißen Wände am Durchgang zu den Sanitär- und Umkleideräumen sollen Motive aus der Stadt zieren, dafür wollen Fischer und ihre Mitstreiter nach Fotos fragen. „Zudem bekommen wir ein Maskottchen, aber mehr darf ich dazu noch nicht verraten.“
Blick in die Geschichte
Eingeweiht wurde Waldbröls Hallenbad im Frühjahr 1973, im Sommer 2012 machte der zunehmend marode Zustand der Immobilie erstmals Schlagzeilen: Vermutlich müsse die Stadt Millionen ausgeben, um das Bad zu retten, hieß es damals. Und weil der Stadt auch die Betriebskosten davonliefen, war bald die Rede davon, das Gebäude zu schließen und abzubrechen. Doch dagegen wehrten sich die Waldbröler – mit Erfolg. Ein Arbeitskreis für den Erhalt und den weiteren Betrieb fand sich zusammen, aus dem Ende Mai 2018 auch die Betreibergesellschaft hervorging.
Im Dezember 2016 wurden dem Stadtrat erste Pläne für eine Umgestaltung vorgestellt – Kosten damals: fast 6,5 Millionen Euro. Im Juni 2017 stimmte die Politik dann endgültig für dieses Vorhaben. Bis zum Umbau blieb das Bad in Betrieb. (höh)
Sechs- bis achtwöchiger Test vor Eröffnung
Angebracht werden im Foyer bald LED-Monitore, über die Werbung huschen soll und auf denen zum Beispiel Ergebnisse anzeigt werden, findet etwa ein 24-Stunden-Schwimmen statt. Im neuen Mehrzweckraum stapeln sich derweil Kisten und Kartons, Möbel wollen aufgestellt werden. Diesen Raum will die Betreibergesellschaft vermieten – für Seminare mit zehn Teilnehmern oder für Kindergeburtstage. „Und weil wir auch besondere Veranstaltungen – wie etwa eine Schwimmbadnacht – planen“, haben wir ein richtig gute Musikanlage angeschafft, an die DJs ihre Technik anschließen können“, so Fischer.
Sie rechnet mit 15 Mitarbeitern, die künftig ihre Beschäftigung bei der Gesellschaft haben. „Allerdings wissen wir heute noch nicht, wie viele Schwimmtrainer es sein werden“, führt Fischer aus. „Denn wegen der Pandemie arbeiten die alle gerade in anderen Jobs.“
Kosten entstehen der im Mai 2018 gegründeten und als gemeinnützig anerkannten Gesellschaft nach Angaben Fischers derzeit nicht. „Die Stadt kommt beispielsweise für den Strom auf, denn eine Übergabe an uns hat es noch nicht gegeben“, erklärt die Projektleiterin. Bevor sich jedoch erste Badegäste ins Wasser werfen, muss Balneo einen sechs- bis achtwöchigen Test bewältigen.