Von der Ersatzbank ins öffentliche Interesse: Julian Köster vom VfL Gummersbach überzeugte im EM-Spiel gegen Polen.
Der 21-Jährige trug maßgeblich zum Sieg des DHB-Teams bei.
Auch andere Vereine nehmen den Youngster nun in den Blick.
Gummersbach – Eben noch stolz, überhaupt dabei zu sein, jetzt plötzlich selbst die große Schlagzeile: Julian Köster vom VfL Gummersbach hat sich mit seinem Auftritt für die Deutsche Handball-Nationalmannschaft im EM-Spiel gegen Polen von der Ersatzbank in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gespielt.
Der 21-Jährige traf sechs Mal, überzeugte vor allem auch in der Abwehr und trug maßgeblich zum 30:23 (15:12)-Sieg des DHB-Teams bei. In der gesamten Partie überzeugte der Youngster mit einer starken Leistung und wurde am Ende verdient als „Spieler des Spiels“ gekürt.
Erst Ende 2021 Debüt in Handball-Nationalmannschaft
Dabei feierte der junge Handballer, der mit dem VfL immer noch in der Zweiten Liga auf dem Platz steht, erst Ende vergangenen Jahres sein Debüt in der Handball-Nationalmannschaft. Dass er dort absolut richtig ist, hat er schon jetzt bewiesen.
„Ich glaube, es war heute ein schwieriges Spiel. Dass es dann für mich persönlich auch so klappt und ich der Mannschaft so helfen kann, ist unglaublich“, sagte der Rückraumspieler kurz nach der Partie gegen Polen gegenüber den Medien vor Ort.
Erste Handballerfahrungen beim TuS Brauweiler
Dem Schritt in deren Rampenlicht waren für Julian Köster besonders aufregende zwölf Monate vorangegangen. Erst Anfang Februar 2021 war der 21-Jährige, der seine ersten Handballerfahrungen beim TuS Brauweiler sammelte, trotz einer noch andauernden verletzungsbedingten Pause in der Zweiten Liga von Bayer Dormagen zum VfL Gummersbach gewechselt.
Er wurde gesund, arbeitete sich schnell in die Mannschaft und verpasste am Ende mit den Oberbergern nur knapp den Aufstieg in die Bundesliga.In der neuen Saison, in der er sich mit dem VfL schnell an der Spitze festgesetzt hatte, kam dann schnell und plötzlich der eigentlich erst übernächste Schritt: der Sprung in die Nationalmannschaft. Köster profitierte vom Neuanfang nach den Olympischen Spielen und bekam Ende September die Einladung zu einem Lehrgang, kurz darauf folgte das Debüt gegen Portugal.
VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson setzte von Beginn an auf Julian Köster
„Es war ja schon toll, wie es in der Zweiten Liga nach meinem Wiedereinstieg lief. Aber dass ich dann im selben Jahr auch noch eine Einladung zur Nationalmannschaft bekomme, das hätte ich nie zu träumen gewagt“, sagte Köster kurz vor seiner Abreise zur Europameisterschaft beim Blick zurück.
In Gummersbach hatte VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson von Beginn an auf Köster gesetzt. „Ich bin unserem Trainer sehr dankbar dafür, dass wir jungen Spieler so viel Einsatzzeit bekommen und auch Fehler machen dürfen“, sagt Köster über den Coach. „Ich wollte den nächsten Entwicklungsschritt machen und das habe ich getan“, so Köster, der bei der EM gleich noch einen weiteren Entwicklungsschritt draufpackt.
Der kam mit dem Spiel gegen Polen. Nach den vielen Corona-Fällen musste Bundestrainer Alfred Gislason auf die Ersatzspieler aus dem erweiterten Kader setzen – wie Köster. „Das waren natürlich ganz bittere Nachrichten. Umso schöner ist es, wenn das Team so zusammenrückt, dass Jungs auch nachkommen können und so unterstützen können wie heute“, sagte Köster nach dem Spiel.
Auch in Gummersbach sieht man sehr genau hin, wie gut er sich bei der EM präsentiert. „Es freut mich extrem für ihn“, sagt VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler. Köster habe hart gearbeitet, um diese Chance zu bekommen: „Und er hat es überragend umgesetzt.“
Gute Werbung für den VfL Gummersbach
Auch für den VfL, so Schindler, sei so das „eine sehr gute Werbung“: „Man sieht, dass Spieler sich in Gummersbach sehr gut entwickeln können.“ Wie es für Köster bei der EM weitergeht, wird Schindler aufmerksam verfolgen: „Ich hoffe, dass es für ihn und die Nationalmannschaft positiv weitergeht und die anderen Spieler von Corona verschont bleiben.“
Und danach? Köster, der sich vor der Europameisterschaft schon in den Blickwinkel der größeren Vereine gespielt hatte, hat beim VfL noch einen Vertrag bis 2023. Vor der EM sagte er dazu noch: „Ich bin froh, dass ich bei Gummersbach einen Vertrag habe, dann kann ich mich auf das Wesentliche konzentrieren und habe nicht noch andere offene Themen. Ich fühle mich in Gummersbach sehr wohl, es macht mir beim VfL einfach Spaß.“