MarienheideBerges Antriebstechnik von Südtiroler Tochterunternehmen übernommen
Marienheide – Die Südtiroler nehmen in Marienheide künftig das Zepter in die Hand. Zumindest in der Firma Berges Antriebstechnik, denn zum 1. April hat die Berges Mechanics GmbH mit Sitz im Südtiroler Naturns die Berges Antriebstechnik GmbH & Co. KG in der oberbergischen Gemeinde übernommen. Neue Geschäftsführer sind Manuel Tappeiner und David Tappeiner. Seit vielen Jahren sind die beiden Firmenstandorte eng miteinander verbunden und arbeiten seit ihrer jeweiligen Gründung Hand in Hand.
Die Firma Berges Mechanics hat sich auf mechanisch-stufenlose Verstellscheibentechnik spezialisiert und ist seit 50 Jahren erfolgreich am Markt tätig. Auf eine noch längere und fast 100-jährige Geschichte kann Berges Antriebstechnik am Standort Marienheide zurückblicken: Ihn gründeten 1926 die Brüder Carl und Wilhelm Berges in Marienheide, war über viele Generationen war er bis zuletzt fest in Familienbesitz. Zunächst im Ortskern beheimatet, hat sich die Firma mittlerweile im Industriegebiet in Rodt niedergelassen.
Berges Antriebstechnik wird für zahlreiche Maschinen gebraucht
In der Anfangszeit wurden bei Berges Pressen und Stanzen für die Metall- und Kunststoffverarbeitung hergestellt. In den 1940er Jahren spezialisierte sich die Firma zunehmend auf die stufenlose mechanische Antriebstechnik und fertigte anfangs hauptsächlich symmetrische Regelscheiben.
Standortspezifische Kompetenzen
An zwei Standorten der Firma Berges arbeiten die Mitarbeiter trotz einer Entfernung von 800 Kilometern Hand in Hand an der mechanisch-stufenlosen Antriebstechnik. Während man sich in Marienheide auf die Anfertigung kleinerer, kundenspezifischer Teile spezialisiert hat, werden im Südtiroler Naturns vor allem Großserien hergestellt. Konstruiert wird also in Oberberg, produziert in Südtirol.
Auf Reisen in die weite Welt geschickt werden die fertigen Produkte jedoch aus dem Oberbergischen, denn das Zentrallager befindet sich in Marienheide. Von dort wird der gesamte Export gesteuert.
Den Bezug zur Elektronik hat das Unternehmen vor langer Zeit aufgegeben und sich komplett auf die mechanische Antriebstechnik festgelegt. Karl-Heinz Georg erklärt die Vorzüge: „Wenn es in der Mechanik klemmt, dann schauen wir in die Maschine hinein und erkennen schnell, wo das Problem liegt. Bei der Elektronik ist das oft nicht so schnell erkennbar“, sagt der ehemalige Geschäftsführer und ergänzt: „Verstellscheiben wird es immer geben, denn die haben auch technische und physikalische Vorteile. Sie erreichen bei kleinen Drehzahlen ein hohes Drehmoment.“
Verarbeitet werden in der Produktion bei Berges hauptsächlich die Materialien Aluminium und Grauguss sowie diverse Stahlarten. Seit mehr als zehn Jahren stellt Berges zusätzlich zu den Verstellscheiben auch Bahngetriebe für große Unternehmen her. (lth)
Heute bietet Berges als weltweit einziger Hersteller das gesamte Spektrum der symmetrischen und asymmetrischen Verstellscheibentechnik für Leistungsübertragungen von 0,25 bis 200 Kilowatt an. Die Antriebstechnik kommt in zahlreichen Maschinen zum Einsatz, etwa in Landwirtschaftsmaschinen, Rührwerken, Pumpen oder Textilmaschinen.
Mit der Gründung von Berges Mechanics als Tochterunternehmen 1970 in Südtirol baute die Marienheider Firma ihre Aktivitäten auf dem internationalen Markt aus. An beiden Standorten arbeiten insgesamt 40 Mitarbeiter. 2018 wurde die Firma Berges Mechanics zu einem eigenständigen Unternehmen. Dass sie nun den Marienheider Standort übernimmt, schließt den Kreis einer langen, gemeinsamen Firmengeschichte.
„Im Sinne einer zukunftsfähigen Nachfolgeregelung und im Besonderen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bietet diese Lösung die beste Perspektive für die Firma Berges Antriebstechnik“, berichtet Karl-Heinz Georg, ehemaliger Geschäftsführer am Marienheider Standort. Die Entscheidung für die Südtiroler fiel somit nicht schwer.
Arbeitsweg von 800 Kilometern für Manuel Tappeiner
Für den neuen Geschäftsführer Manuel Tappeiner bedeutet das fortan einen längeren Arbeitsweg. 800 Kilometer legt er wöchentlich zurück, um regelmäßig am Standort Marienheide zu sein, während sein Bruder in Südtirol die Stellung hält. Er sieht die Übernahme als Schritt in eine positive Zukunft: „Mit der Übernahme beginnt ein neuer Abschnitt, auf den wir uns sehr freuen“, betont der 30-Jährige. Und auch Karl-Heinz Georg freut sich auf den „frischen und jungen Wind“ im Unternehmen. „Die Zusammenführung beider Unternehmen eröffnet neue Möglichkeiten der Produktentwicklung und der Marktbearbeitung auf internationalem Parkett“, sagt Georg.
Das könnte Sie auch interessieren:
Ziele hat sich Tappeiner, der seit 2018 im Unternehmen arbeitet, einige vorgenommen. Das erste Ziel sei jedoch, weiter gut durch die Krise zu kommen, denn die Corona-Pandemie hat auch das Unternehmen hart getroffen. Termine vor Ort sind seit der Pandemie kaum möglich und auch persönliche Gespräche mit Neukunden fallen fast alle aus.
Hinzukommt das ständige Risiko einer Infektion. Anfang des Jahres musste n Mitarbeiter aus Marienheide in Quarantäne, für die Aufrechterhaltung der Produktion eine Härteprobe, denn an Aufträgen mangelt es auch in der Krise nicht. Nach Corona möchte Manuel Tappeiner in Digitalisierung und Innovation investieren. „Wir wollen unserem Arbeitsbereich treu bleiben, aber auch neue Ansätze schaffen und überlegen, an welche Stellen wir Leistungsbereiche noch erweitern können.