Endlich schnelles InternetMorsbach will Breitbandausbau selbst in die Hand nehmen
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Morsbach – Der Frust ist groß in der Morsbacher Politik. „Wenn wir das Angebot annehmen würden, dann passiert doch erstmal nichts“, ärgerte sich CDU-Ratsmitglied Mario Klein. Gemeint ist der weitere Breitbandausbau auf Morsbacher Gemeindegebiet, der am Mittwoch Thema im Bau- und Umweltausschuss war und für den sich im Rahmen eines Vergabeverfahrens nur ein Telekommunikationsunternehmen beworben hatte – für die zusätzliche Versorgung von 532 Haushalten, in denen eine Übertragungsrate von 30 MBit/s bisher nicht erreicht wurde.
Politiker nicht überzeugt
Mal abgesehen davon, dass 55 Adressen von diesem Angebot gar nicht umfasst werden, war es auch der Preis, der am Ende keinen der Politiker überzeugte. Das zunächst nichts passieren wird, bestätigte sogar Bürgermeister Jörg Bukowski: Wenn die Gemeinde den Vertrag dennoch abschließe, habe das Unternehmen vier Jahre Zeit, den Ausbau abzuschließen. Da machte auch Jan Schumacher, BfM-Fraktionsvorsitzender, seinem Unmut Luft: „Wir werden von Jahr zu Jahr vertröstet.“ Dennoch wollte die SPD-Fraktion das Angebot annehmen – allerdings eher aus Verzweiflung. „Entweder es kommt – auch wenn es teuer erkauft ist – oder es kommt gar nicht“, warnte der Fraktionsvorsitzende Rolf Petri.
Ein Argument, dem die Mehrheit nicht folgte. Gegen die Stimmen von SPD und Grünen empfahl der Ausschuss dem Rat, das Angebot abzulehnen. Stattdessen soll die Verwaltung prüfen, ob die Gemeinde als Betreiber auftreten kann und die errichtete Infrastruktur dann einem Telekommunikationsanbieter gegen einen Pachtzins zur Verfügung stellt. Sprich: Morsbach möchte den Breitbandausbau selbst machen. „Letztlich“, erklärt Bukowski, „wäre das nichts anderes als das, was Aggerenergie und Netcologne gemeinsam vor einigen Jahren hier gemacht haben – damals allerdings ohne Förderung. Nur, dass wir jetzt die Rolle der Aggerenergie übernehmen“. Und mit dem Unterschied, dass auch ein Betreibermodell förderfähig sei.
„Wenn wir Fördergelder haben wollen, geht das nur so“
Allerdings nur, wenn der Glasfaserausbau mit Anschlüssen bis in jedes Haus geführt wird. Das stieß bei der Ausschussmehrheit auf wenig Gegenliebe: Weniger Geschwindigkeit könne reichen – Hauptsache, es gehe schnell. Bukowskis Antwort: „Stimmt, aber wenn wir Fördergelder haben wollen, geht das nur so.“
Die SPD blieb dennoch skeptisch. Ob die Verwaltung das überhaupt leisten könne und ob das nicht noch länger dauere. Bukowski reagierte mit sichtbarer Ironie: „Ich wage die steile Aussage, dass es nicht länger dauern wird, wenn wir es selber machen – und auch nicht teurer.“ Da spürte man dann auch beim Bürgermeister den weit verbreiteten Morsbacher Frust.
Im Mai 2020 rollt in Waldbröl der erste Bagger an
Wann denn der Saft endlich fließe, wollte Andre Steiniger als Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung in der Sitzung am Mittwochabend von der Deutschen Telekom wissen und bekam von Telekom-Regionalmanager Stefan Mysliwitz die übliche Antwort: „In den kommenden 24 Monaten soll das Glasfasernetz stehen und bis in jedes Waldbröler Haus führen.“ Gemeinsam mit Volker Lüders, neuer Leiter der Technischen Infrastruktur bei dem Kommunikationsunternehmen, war Mysliwitz ins Bürgerdorf am Alsberg gekommen, um dort Fragen aus der Politik zu klären.
Unterschieben hatten Waldbröls Bürgermeister Peter Koester und Telekom-Mann Mysliwitz die 3,3 Millionen Euro schweren Verträge über den Ausbau des schnellen Internets am 29. März. Damals hatte die Telekom angekündigt, dass sie noch in diesem Jahr den Spaten in die Hand nehme. Doch daraus wird wohl nichts: Wahrscheinlich im Mai rolle der erste Bagger nach Waldbröl, erklärte Lüders und berichtete, dass zurzeit die letzte Etappe der Planungsphase laufe:
So werde ermittelt, wem die 775 Anschlüsse in den Haushalten gehören, die jetzt noch lahmen und in Schwung gebracht werden sollen. Diese Anschlüsse finden sich in zehn Waldbröler Ortschaften, auch dort werden Übertragungsraten von weniger als 30 MBit/s gemessen. Technikchef Lüders: „Insgesamt verlegen wir auf einer Strecke von 60 Kilometer neue Leitungen, sowohl über der Erde als auch darunter.“
Auch sollen 33 neue Verteilerkästen aufgestellt werden. „Da klären wir gerade ebenfalls, wem der benötigte Boden gehört.“ Ende 2020, so Lüders, sollen die vorbereitenden Bauarbeiten beendet sein, „dann kommt die Technik ins Gelände“. Danach wiederum starte die vierte und letzte Phase, nämlich die Vermarktung des Netzes. (höh)