Nach Staßenumbennung in NümbrechtLeserin erinnert sich an Otto Kaufmann
Nümbrecht – Im Zusammenhang mit der vom Nümbrechter Gemeinderat einstimmig beschlossenen Umbenennung der Otto-Kaufmann- und der Dr.-Schild-Straße hat sich nun eine ehemalige Schülerin von Otto Kaufmann zu Wort gemeldet. Die Recherche-Ergebnisse von Michael Kamp vom Landschaftsverband Rheinland (wir berichteten) hätten sie sehr überrascht „und fassungslos gemacht“, sagt Inge Millhoff-Kessler.
Die gebürtige Gummersbacherin berichtet, dass sie 1940 in der Diesterwegschule – damals eine Volksschule – eingeschult worden sei. Die Schule stand dort, wo heute die Jakob-Moreno-Schule, eine Förderschule mit den Schwerpunkten Lernen und emotionale und soziale Entwicklung, steht – an der Einmündung Moltkestraße/Reininghauser Straße in Gummersbach. Dort sei Otto Kaufmann ihr Klassenlehrer geworden.
„Erkenntnisse nach über 70 Jahren! Kamp schreibt, dass sich Otto Kaufmann mit dem Regime mehr als notwendig ,arrangiert’ habe“, so die Leserin, die heute in Reichshof lebt.
Um die Integration aller Kinder bemüht
Und weiter: „Die Liste über Otto Kaufmanns Funktionen im NS-Regime ist erheblich und kann auf gar keinen Fall gutgeheißen werden. Aber Otto Kaufmann hat als Heimat- und Brauchtumsforscher, wie es auf den entsprechenden Straßenschildern zu lesen ist, viel bewegt, worauf die Menschen besonders im Kreissüden , stolz gewesen sind. Wäre das nicht ein guter Grund, die Benennung der Straße zu belassen?“ Eins steht für Inge Millhoff-Kessler fest: „Nichts, aber auch gar nichts aus der NS-Zeit sollte verschwiegen werden.“
Um aber dem Menschen Otto Kaufmann gerecht zu werden, findet sie, müsse man auch dessen positives Wirken als Pädagoge einbeziehen. Otto Kaufmann, so erinnert sich unsere Leserin, sei bis Anfang der 1940er Jahre Hilfsschullehrer gewesen – das war eine Schulform, die in etwa heutigen Förderschulen entspricht. Er sei dann Volksschullehrer an der Diesterwegschule in Gummersbach geworden. „Dort bin ich 1940 eingeschult worden und Herr Kaufmann wurde mein Klassenlehrer.“
Bei den Kindern sei Kaufmann sehr beliebt gewesen, und die Eltern hätten ihn auch wegen einer besonderen Lehrmethoden sehr geschätzt. „Er hat sich um jedes Kind bemüht – auch um die Kinder, die aus der Hilfsschule gekommen waren. Das habe auch für die Kinder gegolten, über die manche Eltern gesagt hätten, es seien „Zigeunerkinder“, mit denen man nicht spiele. Kaufmann habe sich auch um deren Integration in die Klassengemeinschaft gekümmert.
Frau Millhoff-Kessler erinnert sich auch noch gut an die Methode, wie er den Schülerinnen und Schülern das ABC beigebracht hat – mit einer Art Gebärdensprache, in der jedem Buchstaben eine Geste entsprach. „Im zweiten oder dritten Schuljahr war unser Lernmaterial eine Kreiskarte des damals noch kleineren Oberbergischen Kreises, die ich heute noch besitze. Bei Otto Kaufmann lernten wir unsere Heimat sehr genau kennen und vielleicht auch lieben.“
„Kein Grund, alles andere zu vergessen“
Durch das von ihm verfasste Heimatbuch, das ihr abhanden gekommen sei, hätten die Kinder gelernt, wie man „platt“ im Süd- und Nordkreis spricht, der Lehrer habe auch dafür gesorgt, dass die Kinder mit alten Bräuchen und Kinderspielen wieder vertraut gemacht worden seien – etwa mit dem Eiersingen.
„Anfang der 1970er Jahre hat Otto Kaufmann die Kinder ausfindig gemacht, die noch aus seiner Klasse in Gummersbach und Umgebung wohnten. Er brachte uns ein Blatt vorbei, das wir 1941 in Sütterlin mit der Überschrift: „Mein 1. Aufsatz“ geschrieben haben.“#
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Inge Millhoff-Kessler sagt, sie habe sich zu Wort gemeldet, um auch eine andere Seite Otto Kaufmanns , die des „tollen Pädagogen“, zu erwähnen. „Das ist kein Grund, alles andere zu vergessen“, stellt unsere Leserin fest, „aber seine Lehrtätigkeit oder die Heimatforschung eben auch nicht.“