Mehr als 120 Menschen kamen zur Feierstunde. Diese hatten der Freundeskreis Nümbrecht-Mateh Yehuda und die Gemeinde Nümbrecht organisiert.
Befreiung des KZ Auschwitz-BirkenauGedenkfeier in Nümbrecht setzt ein „starkes Zeichen“
![Schülerinnen und Schüler des Waldbröler Hollenberg-Gymnasiums und Lehrerin Nadine Friederichs (im Hintergrund) beteiligten sich ebenfalls an der Feier im Rathaus der Nachbargemeinde Nümbrecht.](https://static.ksta.de/__images/2025/01/28/d939bf64-a069-43a0-82af-a8d331cd4b0e.jpeg?q=75&q=70&rect=128,535,3556,2000&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=5bcafee7374d385fd4964dc1ecb4cb8a)
Schülerinnen und Schüler des Waldbröler Hollenberg-Gymnasiums und Lehrerin Nadine Friederichs (im Hintergrund) beteiligten sich ebenfalls an der Feier im Rathaus der Nachbargemeinde Nümbrecht.
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Jüngst hat sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau zum 80. Mal gejährt. 1996 hat der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar zum nationalen Gedenktag erklärt, seither findet in Nümbrecht an diesem Tag im Rathausfoyer eine Feierstunde zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ statt, die der Freundeskreis Nümbrecht-Mateh Yehuda und die Gemeinde Nümbrecht gemeinsam gestalten.
Leiter der Kölner Weltmusik-Akademie eröffnete in Nümbrecht die Gedenkfeier
Mit einer klagenden Weise eröffnete Igor Epstein, Leiter der Kölner Weltmusik-Akademie, die Gedenkfeier auf der Violine, ergänzt durch das Flötenspiel der Nümbrechterin Mechthild Franke. „Das ist ein starkes Zeichen“, freute sich Bürgermeister Hilko Redenius über mehr als 120 Anwesende. Er unterstrich, dass diejenigen, die Erinnerungskultur pflegen und die Mahnung aufrechterhalten, sich nicht zu den „ewig Gestrigen“ zählen dürften.
„Die Befreiung bedeutete das Enden der Leiden“, sagte Ruth Schulhof-Walter, Vorstandsvorsitzende des Kölner Vereins „Jüdisches Leben in Europa“, die als Ehrengast an der Gedenkstunde teilnahm. „Aber war es für die Menschen eine wirkliche Befreiung? Konnten sie danach ein ganz normales Leben führen?“, fragte sie. Die Betroffenen hätten Höllenqualen erlebt und von Traumata habe damals keiner gesprochen: „Sie haben einfach weitergelebt, gearbeitet und funktioniert – und nachts kamen die Alpträume.“
Mit Tränen in Augen das Schicksal eines Bekannten geschildert
Mit Tränen in den Augen berichtete Schulhof-Walter von einem Bekannten, der das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau überlebt hatte und auch Jahrzehnte danach nicht richtig in den Schlaf finden konnte. Einmal habe sie ihn gefragt, ob er denn nicht erzählen wolle, wie es damals im KZ gewesen sei. Darauf habe sie nur einen einzigen Satz zur Antwort bekommen: „Frag mich das nie wieder!“
An der Nümbrechter Gedenkfeier hatten sich auch Antonia Riederer und Anna Jäger mit ihrer Lehrerin Britta Elkmann vom Homburgischen Gymnasium beteiligt. Nach ihrer Fahrt zur Gedenkstätte Birkenau schilderten die Schülerinnen, dass sie das Zitat von Primo Levi „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen“ besonders beeindruckt habe. Maßgeblich für die damaligen Geschehnisse seien Gleichgültigkeit und fehlende Wachsamkeit gewesen: „Das Gegenteil von Gleichgültigkeit ist Liebe und unsere Aufgabe ist es, die Geschichte weiterzuerzählen.“
Gedichte seien eine Möglichkeit, Schmerz und Lebensgefühl auszudrücken, ohne die Gräuel explizit zu benennen, erklärte danach Lehrerin Nadine Friederichs vom Waldbröler Hollenberg-Gymnasium. So drückten Yannick Steiniger und seine Mitschülerinnen Emilie Selent und Mirja Ising in lyrischer Form die Gedanken ehemaliger KZ-Insassen von „Das Licht der Sonne kam hier nie zu uns“ bis „Erinnern trägt die Last einer zerbrochenen Welt“ aus.
Marion Reinecke, Vorsitzende des Freundeskreises Nümbrecht-Mateh Yehuda, dankte besonders den Jugendlichen: „Ihr seid meine Hoffnung. Bleibt so, wie Ihr seid und gestaltet die Zukunft dieses Landes.“