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Gewalt an FrauenNürmbrechter Politik dikustiert über vorhandene Beratungsangebote

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Politik und Verwaltung diskutieren, ob Nümbrecht über bestehende Angebote hinaus eine Stelle für Frauen in Not braucht.

Nümbrecht – Verfügt Nümbrecht über ausreichende Beratungs- und Hilfsangebote für Frauen, die in Not geraten sind? Demnächst sollen Praktiker der Caritas und des Oberbergischen Kreises den Nümbrechter Familienausschuss über das Thema informieren, beschloss der Rat der Gemeinde einstimmig. Vorausgegangen war eine Diskussion, die ihren Ursprung in einem Antrag der Sozialdemokraten und einer Anfrage des Ratsherrn Jan Köstering (Linke) hatte.

Die SPD wollte die Einrichtung einer „Beratungsstelle für Frauen in Not“ prüfen lassen. Die Stelle sei gedacht als erste Anlaufstelle, Angebote wie Information, Begleitung, Beratung und Therapie für Frauen in Lebenskrisen, Notsituationen, bei Trennung oder Scheidung und anderen Notsituationen vorhalten. „Sie soll sich als Fachstelle für Frauen verstehen, die von physischer, psychischer, ökonomischer und sexualisierter Gewalt betroffen sind“, erklärten die Genossen. Sie soll außerdem kostenlos, vertraulich, auf Wunsch anonym und „parteilich für Frauen“ arbeiten.

Angebot sei bereits umfangreich

Bedarf es einer solche Stelle? Die Verwaltung meint nein – und riet dem Rat deshalb, den Antrag abzulehnen (Was der Rat auch mehrheitlich tat, nachdem klar war, dass die Diskussion im Familienausschuss weitergeführt wird). Die Verwaltung argumentiert, dass es unter dem Dach der Beratungsstelle für Frauen“ in Oberberg bereits ein umfangreiches Hilfsangebot zum Beispiel der Kirchen, ehrenamtlicher Institutionen und des Oberbergischen Kreises gebe, sodass der Bedarf einer nur lokal zuständigen Einrichtung nicht gesehen werde. Vorhandene Angebote könnten auch Nümbrechterinnen nutzen.

Daneben sei Nümbrechts Gleichstellungsbeauftragte Petra Hein die Anlaufstelle, die eine erste Beratung und Hilfestellung zur Inanspruchnahme von Hilfsangeboten gebe.

„Es gibt ein Netzwerk“

Genau da setzte die Anfrage der Linken an, die unter anderem wissen wollen, inwiefern die Gleichstellungsbeauftragte eine qualifizierte Fachkraft für die Beratung und gegebenenfalls Betreuung von Frauen sei, die von physischer, psychischer, ökonomischer oder sexualisierter Gewalt betroffen sind.

Jan Köstering wies darauf hin, dass die Frauenhäuser voll seien und die Zahl der Frauen, die dort Zuflucht suchten, während der Corona-Pandemie gestiegen sei. Eine Beratung durch die Gleichstellungsbeauftragte könne man „weder den Frauen noch der Verwaltungsfachkraft“ zumuten. Bürgermeister Hilko Redenius warb dafür, die inhaltliche Diskussion von den klar geregelten Zuständigkeiten zu trennen. In Oberberg gebe es ein entsprechendes Netzwerk, und ein solches könne nicht parallel dazu auch noch in jeder der 13 oberbergischen Kommunen aufgebaut werden.

Wilhelm Weber (GUD) bemängelte, dass sich der SPD-Antrag so lese, als sei die Gemeinde Nümbrecht noch gar nicht tätig. „Aber die Gemeinde zahlt ja über die Kreisumlage auch für das Kreisjugendamt, also sind wir tätig.“ Gisa Hauschild (CDU) sagte, dass jeder, der von entsprechenden Fällen höre, gehalten sei, Frauen an die Hand zu nehmen und ihnen dabei zu helfen, die bestehenden Hilfsangebote wahrzunehmen.

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Reiner Gottschlich (Grüne) gab zu bedenken, das gerade junge Frauen oft gar keinen Zugang zu den bestehenden Netzwerken hätten. Andrea Saynisch (Grüne) schlug vor, statt Vermutungen in den Raum zu stellen, die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises, Sabine Steller, einzuladen.

Reiner Mast, Nümbrechts Kämmerer und Leiter des Fachbereiches Familie und Soziales, sagte, wer im Rathaus anrufe, der erreiche im Bereich Soziales oder beim Ordnungsamt gut ausgebildetes Personal, das helfen könne. Er habe „ein bisschen den Eindruck, dass hier Fälle konstruiert werden“.