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KonjunkturumfragePessimismus greift um sich in Oberbergs Wirtschaft

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Der hohe Energiebedarf in der Industrie, hier das Ründerother Stahlwerk Dörrenberg, schwächt die oberbergische Wirtschaft.  

Oberberg – Noch ist die Rezession nicht da, aber die Mehrheit der Unternehmen rechnet damit, dass in Oberberg schon sehr bald ein Wirtschaftsabschwung spürbar wird. Laut der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK) bewerten 82 Prozent der 111 beteiligten Unternehmen ihre Lage als gut oder befriedigend. 58 Prozent der Firmen gehen allerdings davon aus, dass diese sich in den kommenden zwölf Monaten verschlechtern wird. Im Frühjahr waren nur 34 Prozent so pessimistisch gewesen.

Hintergrund ist natürlich der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Energiekrise. Sorge macht man sich in den Firmen aber auch wegen eines politischen Umgangs mit diesen Herausforderungen, die viele Geschäftsführer für zusätzlich schädlich halten. Michael Sallmann, Leiter der Geschäftsstelle Oberberg der Kölner IHK, berichtet, dass die Unternehmensleiter über eine zögerliche Bundesregierung klagen. „Es herrscht der Eindruck vor, dass die Politik die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat, wenn sie über Wochen über eine kurze Laufzeitverlängerung für die Atomkraftwerke streitet.“ Auch die fortdauernde Unklarheit, wer wann mit welcher Entlastung rechnen darf, schüre eine Verunsicherung, die Unternehmer davon abhalte, zu investieren und neues Personal einzustellen.

Kaum einer will investieren

Nur noch 16 Prozent (Vorumfrage: 20 Prozent) der Betriebe planen höhere Investitionen, 44 Prozent (+14 Prozentpunkte) möchte weniger ausgeben. 21 Prozent der Unternehmen planen mit mehr Mitarbeitenden, 27 Prozent möchten mit weniger Personal auskommen als zuvor (+13). Während die von Industriebetrieben geprägte oberbergische Wirtschaft besser durch die Corona-Pandemie gekommen ist als die in anderen Regionen, treffe die aktuelle Krise sie mit aller Härte, sagt IHK-Chef Sallmann. Als Hauptrisiko gelten die unkalkulierbaren Energie- und Rohstoffpreise, diese werden von 89 Prozent der Unternehmen beklagt. Damit zusammen hängt die Sorge vor einer sinkenden Inlandsnachfrage aufgrund steigender Lebenshaltungskosten, die 65 Prozent befürchten, sowie weiterhin der Fachkräftemangel (60 Prozent).

Immerhin: Eben wegen des Fachkräftemangels sei eine Entlassungswelle nicht zu befürchten, sagt Sallmann. „Die Unternehmen halten ihre Leute so lange wie möglich an Bord .“ Und natürlich sei es ein positiver Effekt der Energiekrise, dass die Bemühungen um Nachhaltigkeit überall verstärkt würden. Allerdings habe er die große Sorge, dass die regenerativen Energien bis zum für 2030 angesetzten Kohleausstieg nicht in ausreichenden Kapazitäten zur Verfügung stehen. „Die Gefahr ist, dass die Produktion in Länder verlagert wird, die sich nicht so abhängig von russischem Gas gemacht haben wie wir. Das wird dann sehr schwierig für die Region.“

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Handel und Gastronomie hätten sich auch in Oberberg insgesamt ganz gut vom Corona-Schock erholt, berichtet Sallmann. „Umso wichtiger ist es aber, neue Schließungen zu vermeiden. Ein Lockdown wäre in dieser Situation für die Betriebe nicht verkraftbar.“