Das ist der aktuelle Stand zum Deutschlandticket in den oberbergischen Kommunen.
UmstiegspläneOberbergs Politik diskutiert das Deutschlandticket für Schüler
„Große Welt für kleines Geld – einfach zugreifen, einsteigen und den Sommer genießen“, heißt es auf einem Plakat, mit dem die Leipziger Verkehrsbetriebe zuletzt für das sogenannte Deutschlandticket warben. Für Oberbergs Schüler steht dagegen fest: Die Einführung der bundesweit gültigen Fahrkarte ist alles andere als simpel. Und in diesem Sommer wird das Ganze ohnehin nichts mehr.
Wie ist die Ausgangssituation?
Die Entscheidung über das Deutschlandticket für Schüler treffen die jeweiligen Schulträger, also die Kommunen. Bisher kommen Kinder und Jugendliche zwischen Waldbröl und Lindlar auf drei Wegen zum Unterricht: Sie steigen in einen von der Kommune organisierten Schulbus, erhalten ein bezuschusstes Ticket für den Linienbus oder aber sie wohnen so nah an ihrer Schule, dass sie die Fahrkarte selbst bezahlen müssten.
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Beim Modell Linienbus überweist jede oberbergische Kommune im Schnitt 59 Euro pro Kind und Monat an die Oberbergische Verkehrsgesellschaft (Ovag). Dazu kommen durchschnittlich neun Euro Eigenanteil für die Eltern – dafür kann der Nachwuchs das Ticket aber auch nach Schulschluss, am Wochenende und im gesamten Verkehrsverbund Rhein-Sieg nutzen.
Einer der Knackpunkte ist der Eigenanteil der Eltern
Lohnt sich der Umstieg auf das neue Ticket?
Das von Bund und Ländern beschlossene Deutschlandticket ist seit Mai für 49 Euro im Monat zu haben – da liegt die Frage nahe, ob Kommunen wie auch Eltern durch einen Umstieg Geld sparen können. Das neue Angebot ist günstiger und obendrein wäre für Oberbergs Schüler dann nicht schon in der Eifel, sondern tatsächlich erst auf Sylt oder in Garmisch Endstation.
Welche Modelle werden diskutiert?
Deutschlandticket ja oder nein? Mit oder ohne Eigenanteil der Eltern? Und was geschieht mit den bisherigen Selbstzahlern? Um diese Punkte dreht sich ein Papier der Ovag, das die Konferenz der oberbergischen Bürgermeister zuletzt beraten hat. In Bergneustadt diskutierte der Hauptausschuss jüngst das Thema. Dabei sprach sich Bürgermeister Matthias Thul für einen Eigenanteil – in Bergneustadt bis zu 14 Euro im Monat, je nach Zahl und Alter der Kinder einer Familie – aus.
„Es geht um die Frage, ob wir zusätzlich zu dem, was wir über Umlagen an die Ovag zahlen, auf Kosten der Steuerzahler noch etwas obendrauf geben wollen“, brachte es Thul auf den Punkt und ließ durchblicken, dass er die Einführung mit Eigenanteil kreisweit für mehrheitsfähig hält. Ulrich Stücker, Sprecher der oberbergischen Bürgermeister-Konferenz, betont jedenfalls, dass es den Willen gebe, kreisweit möglichst einheitlich zu entscheiden. Am 13. September kommen die Bürgermeister erneut zusammen.
Reichshof und Lindlar wollen Sonderwege gehen
Gibt es bereits Sonderwege?
Ja, drei Kommunen sind bereits aus einer gemeinsamen Linie ausgeschert. In Reichshof wird die Verwaltung der Politik empfehlen, auf das Deutschlandticket zu verzichten. „Weil wir sehr schlecht an den ÖPNV angebunden sind, die Kinder das Angebot praktisch kaum nutzen könnten“, sagt Sarah Schmidt, Vertreterin des Bürgermeisters. Der Lindlarer Rat hat den Umstieg für Schüler weiterführender Schulen bereits im Juni abgelehnt, dort erhalten alle Jugendlichen ein Schülerticket, auch die, die nah an der Schule wohnen. In Marienheide wiederum stimmte der Hauptausschuss bereits einstimmig für den Eigenanteil mit Rabattsystem für Selbstzahler.
Was sagen die Kritiker der Einführung?
Quer durch alle Kommunen und Parteien wird bemängelt, dass Bund und Länder die Subventionierung nur für dieses Schuljahr zugesagt haben. Bereits im nächsten sollen die Mittel gedeckelt sein, was im übernächsten geschieht, ist völlig offen. Man schaffe einen Standard, den es demnächst schon nicht mehr geben werde oder zumindest nicht zu diesem Preis, warnte Thul.
Was sagt die Ovag zum Deutschlandticket für Schüler? Auf genau 30 Seiten hat die Ovag alle Optionen aufgelistet und den Kommunen ausgehändigt. Dabei warnt die Gesellschaft vor sinkenden Fahrgelderlösen durch das neue Ticket, schließlich mache die Schülerbeförderung bislang mehr als 60 Prozent der Fahrgeldeinnahmen aus.