Waldbröl – Etwa 30 Euro weniger muss eine vierköpfige Musterfamilie im kommenden Jahr für die Entsorgung und Aufbereitung ihres Abwassers ausgeben. Aber nicht nur diese gute Nachricht hatte Mirco Kujbida, Geschäftsführer der Waldbröler Stadtwerke, im Gepäck, als er am frühen Freitagabend vor dem Betriebsausschuss des Stadtrats die Gebührenkalkulation und den Wirtschaftsplan 2021 für das Abwasserwerk vorstellte: „Danach sind wir mit unseren Gebühren wahrscheinlich nicht mehr trauriger Spitzenreiter“, sagte Mirco Kujbida mit Blick auf Erhebungen, die der Bund der Steuerzahler vorgenommen hat.
Diesem Zahlenwerk zufolge mussten die Waldbröler in ganz Nordrhein-Westfalen am tiefsten in die Tasche greifen, um die Kosten für das Abwasser zu bezahlen. Grundlage dieser Berechnung im Sommer dieses Jahres war ein Vier-Personen-Haushalt, der im Jahr 200 Kubikmetern an Frischwasser verbraucht und bei dem eine versiegelte Fläche mit einer Größe von rund 130 Quadratmetern für das Niederschlagswasser hinzugezogen wird.
Bürgermeisterkanäle müssen weg
Im kommenden Jahr wollen – und müssen – die Stadtwerke kräftig investieren. Die geplanten Ausgaben bezifferte Markus Mitze, stellvertretender Betriebsleiter Technik der Stadtwerke, vor dem Betriebsausschuss auf rund 4,2 Millionen Euro. Diese Summe soll vor allem für die Sanierung des Kanalnetzes sowie für den Neubau von Kanälen ausgegeben werden.
Größter Batzen darunter sind die Sanierung und der Abbruch der sogenannten Bürgermeisterkanäle: Dies sind zumeist Leitungen in den Waldbröler Ortschaften, die Niederschlagswasser abführen und die im Laufe der vergangenen 150 Jahre ohne eine Baugenehmigung von den Dorfgemeinschaften angelegt worden sind. Weil dieses System aber funktioniert, wurden sie nachträglich genehmigt und gingen in die Obhut der 2010 gegründeten Stadtwerke über.
Als sehr teuer bezeichnete Markus Mitze im Bürgersaal auch die derzeit laufenden Arbeiten unter und entlang der Kaiserstraße im Waldbröler Stadtzentrum: Dort stoße man immer wieder auf unterirdische Überraschungen, zuletzt etwa an der Gerichtsstraße: „Dort fanden wir Kanäle, die uns vorher nicht bekannt waren.“ (höh)
Der Bund der Steuerzahler kam somit für Waldbröl auf Jahreskosten in Höhe von 1239,40 Euro. Zwar hatte Kujbida schon damals kritisiert, dass der Bund auf falsche Gebührensätze zurückgegriffen habe, doch räumte der Geschäftsführer auch ein: „An diesem Ranking insgesamt hätten auch die richtigen Zahlen nichts geändert.“
Freude bei Ausschussmitgliedern
Groß war also die Freude bei den Ausschussmitgliedern um ihren Vorsitzenden Ingo Solbach (CDU), als Mirco Kujbida die neuen Zahlen an die Wand warf. Im Sport, so Solbach, müsse man die „Pole Position“ verteidigen. „Hier in Waldbröl aber geben wir sie gerne ab.“ Warum die Stadtwerke für ihre Kunden günstiger werden können, erklärt Kujbida vor allem mit einer effizienteren Organisation der Stadtwerke, es könnten heute viel mehr Synergien genutzt werden als zuvor. „Damit können wir die Betriebsführung im Abwasserwerk, die Aufgabe der Stadtwerke ist, verbessern und Kosten senken.“
Als Beispiel nennt der Geschäftsführer Mitarbeiter, die sowohl für das Abwasserwerk als auch für die Stadtwerke tätig sind. Er betont: „Stellen wurden dafür nicht abgebaut.“ Vielmehr befänden sich die Stadtwerke weiter erfolgreich auf dem Weg der Konsolidierung.
Seit 2019 Geschäftsführer
Dieser hat am 1. Januar 2019 begonnen, nachdem der heute 43-Jährige die Geschäftsleitung übernommen hatte. Im November 2019 konnte Kujbida den ersten Reingewinn seit langem verkünden, damals lag er dieser bei rund 125 000 Euro. „Machen wir weitere Gewinne, werden wir diese in den kommenden vier Jahren an die Kunden zurückgeben“, kündigt Kujbida an. „Und das ist durchaus realistisch.“ Aus der Sicht eines Buchhalters arbeiteten die Stadtwerke also gebührendeckend. Kujbida: „Wir nehmen keinen Cent mehr ein als wir wirklich brauchen.“
Vorsichtig gibt sich der Stadtwerke-Mann bei der Prognose, wer den Spitzenplatz Waldbröls 2021 übernimmt, da die Kommunen derzeit noch rechneten. Jedoch: „Wahrscheinlich wird’s die Gemeinde Monschau in der Städteregion Aachen sein.“