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NotfallstrategienUnternehmen in Oberberg bereiten sich auf Engpässe bei Gas vor

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Damit bei Dörrenberg in Ründeroth die Öfen glühen, müssen die Lieferungen von Gas gewährleistet sein.

Oberberg – Wer sich jetzt nicht an die Arbeit macht, der habe die Welt nicht verstanden. Mit diesen Worten beschreibt Rainer van Loon, Energie-Referent der Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK), den Ernst der Lage auf den Gasmärkten. „Wenn die Zulieferungen weiter reduziert oder gar eingestellt werden, haben viele Unternehmen in Oberberg ein riesengroßes Problem“, sagt van Loon, etwa mit Blick auf die Stahl- und Kunststoffindustrie. „Überall dort, wo etwas eingeschmolzen wird, muss Hitze her. Und dafür brauchen die Unternehmen Gas, viel Gas.“ Zwar wisse er, dass viele Unternehmen gerade Strategien für diese Fälle entwickeln, „doch wie diese am Ende aussehen, das ist meist noch nicht bekannt“.

Würde heute der Gashahn zugedreht, dann habe die Industrie auch übermorgen keine Lösung, sagt auch Gerd Böhner, geschäftsführender Gesellschafter bei Dörrenberg Edelstahl in Engelskirchen-Ründeroth. Für die Öfen in der Gießerei werde im Jahr eine achtstellige Menge an Gas benötigt. „Synthetikgas etwa, auch Wind- und Solarenergie, sind sicherlich Alternativen, doch sind solche Lösungen noch lange nicht fertig“, sagt Böhner.

Edelstahlproduzent S + C aus Lindlar spart beim Heizen

Auf rund 34 Millionen Kilowatt Gas beziffert Sprecher Lars Niemczewski die Menge, die der Lindlarer Edelstahlproduzent S + C in einem Jahr verbraucht. Bei der Suche nach Ideen für die Zukunft habe das Unternehmen auch die eigenen Beschäftigten eingebunden – „alles zählt, im Kleineren wie im Größeren“. Und das Krisenmanagement habe erste Sparpotenziale ausgemacht: beim Heizen. „Wir können Wärme für unsere Hallen und Gebäude auch auf einem anderen Weg herstellen, zum Beispiel über Abluftwärme, Wärmepumpen und Heizlüfter“, führt Niemczewski aus.

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„Niemand will gerade zeigen, wie verletzbar er wirklich ist“, sagt Rainer van Loon, Energie-Referent der IHK zu Köln. 

„Natürlich geht das bei uns nicht so leicht wie bei einem Einfamilienhaus.“ Damit biete sich in der Krise aber auch die Chance, künftig nachhaltiger zu wirtschaften, betont der S+C-Sprecher. Bei einer Belegschaftsversammlung in dieser Woche sei der drohende Gasmangel angesprochen worden: „Oberstes Ziel wird es immer sein, die Produktion in Gang zu halten, und wenn nötig, nur in Nebenprozesse einzugreifen.“

Gelassen gibt sich derweil Lothar Fröhlich, Chef des Facility-Managements bei Abus Kransysteme in Gummersbach. „Wir sind zum Glück an vielen Stellen autark, können Wärme, die wir benötigen, selbst herstellen – über Wärmepumpen.“ Doch bei gewissen Temperaturlagen reiche die dann nicht mehr aus, Gas müsse her. „Für diesen Fall haben wir ein Notfallkonzept, über das wir aber nicht sprechen.“

Das sagen auch andere Unternehmen in Oberberg auf Nachfrage dieser Zeitung. So bittet etwa Sprecher Robin Becker für den Konzern BPW Bergische Achsen in Wiehl „um Verständnis, dass wir uns in diesem Sachverhalt aktuell nicht äußern möchten“. Und in Bielstein erklärt Sprecherin Marion Weber, dass sich der Edelstahlproduzent Kind und Co. „eines Kommentars enthalten“ wolle.

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IHK-Mann Reiner van Loon vermutet, dass die große Sorge Anlass dazu ist. „Niemand will gerade zeigen, wie verletzbar er wirklich ist“, glaubt der Energie-Referent. „Schließlich haben die wenigsten Unternehmen bereits Zugriff auf Ersatzbrennstoffe.“ Er wisse jedoch, dass manche Firma noch Zwei-Stoff-Brennanlagen besitzt und alte Öltanks auf dem Gelände hat. „Aber um die jetzt wieder in Betrieb zu nehmen, braucht es eine neue Genehmigung. Und die zu bekommen, das braucht Zeit. Denn darauf seien die Behörden zurzeit nicht vorbereitet.“

So müssten etwa die Anwohner befragt werden, bevor solche Anlagen angeworfen würden. „Deswegen müsste ein Notfall-Gesetz aus Berlin kommen, das diesen Einsatz wenigstens für eine definierte Zeit regelt.“ Die Bundesnetzagentur in Bonn habe ebenso wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag Umfragen zum Gasbedarf in den Regionen gestartet, um im schlimmsten aller Fälle über einen Abschalt-Plan entscheiden zu können. „Antworten liegen bisher aber kaum vor“, berichtet Rainer van Loon. „Am Ende ist es sicherlich viel schwieriger, ein Gasnetz lahmzulegen als den Strom abzustellen.“

Versorger in Oberberg sind vorsichtig optimistisch

„Wir gehen davon aus, dass wir die für das Wirtschaftsjahr 2022/2023 eingekauften Gasmengen auch bereitstellen – sowohl für unsere Privatkunden als auch für unsere Geschäftskunden“, sagt Frank Röttger, Geschäftsführer der Aggerenergie. Er hoffe dennoch, dass Oberbergs Unternehmen vorbereitet sind, sollte die Bundesregierung die dritte Stufe des Notfallplans ausrufen. Viele namhafte Firmen sind Großkunden der Aggerenergie. „Wie es weitergeht und was geschieht, das kann niemand voraussagen – das wäre Glaskugelleserei.“

Die Lage sei nicht zu unterschätzen, warnt Heinz-Peter Schröder, Geschäftsführer der Energiewerke Waldbröl (EWW). Für die EWW sei Gas ein reines Vertriebsgeschäft. „Die Krisenstäbe der Netzbetreiber werden dafür sorgen, dass alles für den Kunden stabil bleibt“, gibt sich Schröder optimistisch. „Anlass zu Sorge gibt es noch nicht.“ Großkunden habe die EWW zurzeit nicht. (höh)