Gummersbach – Von klein auf hat Handballer Fynn Herzig (23) beim VfL Gummersbach gespielt, alle Mannschaften durchlaufen und vor drei Jahren seinen Profi-Vertrag unterschrieben. Zum Ende der Saison verlässt das Gummersbacher Eigengewächs seinen Heimatverein und wechselt zum Zweitligisten Coburg. Linda Thielen hat mit ihm über diesen Schritt gesprochen.
Nach 16 Jahren beim VfL Gummersbach verlassen Sie zum Ende der Saison den oberbergischen Handballverein und somit auch ihre Heimat, um zum HSC Coburg zu wechseln. Wie fühlt sich das für Sie an?
Herzig: Das ist ein ziemlich großer Schritt für mich, denn es ist tatsächlich das erste Mal, dass ich Gummersbach für längere Zeit verlasse und nicht nur kurz in den Urlaub fahre. Gummersbach ist meine Heimat und beim VfL bin ich groß geworden. Dort habe ich meine ersten Handballerfahrungen gesammelt und meine Karriere Schritt für Schritt aufgebaut. Ich werde in Coburg sicher eine Einfindungsphase brauchen. Aber ich freue mich auch auf die neuen Erfahrungen in einem anderen Verein.
In Coburg beginnt für Sie zwar ein neues Kapitel, ganz so ungewohnt ist das neue Umfeld aber nicht, denn Sie treffen dort auch alte Bekannte wieder, oder?
Ja genau, Max und Felix Jaeger wechseln zur kommenden Saison auch nach Coburg und die beiden kenne ich sehr gut. Wir haben in der Jugend lange zusammen Handball gespielt. Die beiden dort wiederzutreffen, wird mir den Neustart in Coburg sicher etwas erleichtern.
Nehmen Sie uns doch noch mal mit zurück an die Anfänge Ihrer Handballkarriere beim VfL. War schon immer klar, dass Sie Handballer werden möchten?
Handball hat bei uns zuhause immer eine große Rolle gespielt. ich komme aus einer Handballfamilie. Mein Vater und mein Opa haben auch beide Handball gespielt, mein Vater sogar lange in der Zweiten Mannschaft des VfL. Wenn man in Gummersbach aufwächst, dann gibt es natürlich nur den VfL. Dort habe ich zunächst alle Jugendmannschaften durchlaufen und bin danach in die Handballakademie gekommen. Ich hatte das Glück, dass ich sehr früh in der Zweiten Mannschaft spielen durfte, schon in meinem ersten Jahr in der A-Jugend. Und dann bin ich schließlich in die Erste Mannschaft gewechselt und habe vor drei Jahren meinen ersten Profi-Vertrag unterschrieben. Das war das größte für mich.
War das von Anfang an Ihr Ziel, auch Profi zu werden? Oder hat sich das dann einfach so ergeben?
Das war schon seit der E-Jugend mein Wunsch und, dass ich diesen Schritt beim VfL schaffe. Nach unserem Training mit der E-Jugend haben wir immer den Profis beim Trainieren zugesehen. Das hat mich darin bestärkt, meinem Traum nachzugehen. Dass ich den Schritt in die Profikarriere als Gummersbacher Eigengewächs geschafft habe, ist natürlich noch mal etwas ganz Besonderes und war nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie etwas Großes.
Nach einer so langen Zeit im Heimatverein sind sicher nicht nur Sie, sondern auch viele in Ihrem Umfeld traurig, dass Sie in der kommenden Saison nicht mehr für den VfL auflaufen. Was bekommen Sie für eine Resonanz?
Ich habe viele Nachrichten erhalten von Menschen, die das natürlich sehr schade finden. Und das verstehe ich auch, denn auch mir fällt es nicht leicht, meine Heimat zu verlassen. Meine Familie und meine Freundin waren von Anfang an in den Prozess des Vereinswechsels integriert. Wir haben gemeinsam geschaut, wo ich welche Perspektiven habe und womit ich am glücklichsten bin.
Wieso ist es dann Coburg geworden? Was erwarten Sie in dem neuen Verein und wie können Sie sich beim HSC weiterentwickeln?
Ich denke in Coburg kann ich mich sportlich und persönlich weiterentwickeln. Da ich dort alleine bin, ist das auch persönlich erstmal ein großer Schritt für mich. Ich hoffe, dass ich dort viele neue Erfahrungen und Erkenntnisse sammeln werde. Und es hat mich überzeugt, wie in Coburg mit mir geplant wird. Ich soll dort eine zentrale Rolle spielen und das ist das, was ich möchte. Ich möchte mehr Verantwortung in der Mannschaft übernehmen. Das hat den Ausschlag gegeben, diesen Schritt zu wagen. Außerdem finde ich es spannend zu sehen, wie es ist in einem anderen Verein und in einem anderen Umfeld zu spielen.
Ist der Schritt nach Coburg mit Ihrem Studium an der Sporthochschule in Köln vereinbar?
Da bin ich ehrlich gesagt selber noch in der Findungsphase. Ich studiere im fünften Semester „Sport und Leistung“. Das wird aus Coburg nicht so einfach fortzusetzen sein. Ein Präsenzstudium neben dem Profi-Handball ist anspruchsvoll, aber ich wollte das unbedingt und ich bin stolz, dass ich es neben dem Handball schon so weit geschafft habe. Ich werde das Studium wahrscheinlich erstmal ruhen lassen und in Coburg ein Fernstudium in einem ähnlichen Fach zum Thema Sportgesundheit beginnen.
Das heißt, Sie planen auf lange Sicht wieder nach Gummersbach zurückzukommen? Wäre für Sie auch ein Comeback beim VfL eines Tages denkbar?
Das schließe ich nicht aus. Gummersbach ist meine Heimat und wird es immer bleiben. Vielleicht werde ich eines Tages auch wieder beim VfL spiele.
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Der HSC Coburg spielt derzeit wie der VfL in der Zweiten Handball-Liga. Was wäre, wenn Gummersbach zum Ende der Saison wieder in die Bundesliga aufsteigen würde. Würde es Sie dann ärgern, in der Zweiten Liga zu bleiben?
Natürlich ist der Aufstieg in die Bundesliga immer das Ziel eines Sportlers. Dass ich bereits in der Ersten Liga gespielt habe, war für mich das Größte, das ich erreichen konnte. Aber ärgern würde es mich nicht. Ich fände es für mich auch einen schönen Abschluss in Gummersbach, mit dem VfL wieder aufzusteigen, bevor ich gehe.