Die Schülersternwarte in der Waldbröler Ortschaft Schnörringen beherbergt ein seltenes Messgerät, das Daten aus dem Weltall lesbar macht.
Neuer SpektrografRegenbogen-Bilder aus dem Weltall landen in Waldbröl
Noch schützen graue Kisten den großen Schatz. Wer ihn anschauen will, muss Abstand halten und am besten auch den Mund. „Denn Speichel enthält Säure, Säure schadet dem Gerät“, erklärt Thomas Eversberg, während er behutsam die Kisten lüftet. Aber spektakulär sieht die neue Errungenschaft nicht gerade aus, die er und sein Kollege Klaus Vollmann in die Schülersternwarte nach Waldbröl-Schnörringen geholt haben: Die Wissenschaftler leiten die Sternwarte, die nun eben auch einen Spektrografen besitzt – und der kann Dinge, die vielleicht noch vier weitere Geräte dieser Art in Deutschland draufhaben.
Waldbröler Neuanschaffung ist ein echtes Schnäppchen, in Australien wurde es gekauft
„Etwa 85 Prozent des gesamten Wissens über den Weltraum hat uns die Spektrografie geliefert“, sagt Vollmann. 88.392 Euro hat der Spektrograf gekostet. 57.455 Euro davon sind aus der Kasse des Förderprogramms Leader geflossen, weitere 20.000 Euro hat die Wipperfürther Hans-Hermann-Voss-Stiftung beigesteuert und 10.937 Euro kommen vom Initiativkreis „Schnörringen Telescope Science Institute“, also dem Trägerverein.
Keinen Hehl macht Thomas Eversberg daraus, dass der in Australien und in Kooperation mit der Universität Sidney hergestellte Spektrograf ein echtes Schnäppchen ist, der eigentlich übliche Verkaufspreis bleibe daher geheim. Am Montag haben Oberbergs Leader-Chef Frank Herhaus und Kreisdirektor Klaus Grootens die Förderurkunde übergeben, während Stiftungsvertreterin Johanna Holst und Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber einen Blick auf den Neuerwerb werfen durften.
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Mit einem Gerät wie dem in Waldbröl wurde ein Planet jenseits unseres Sonnensystems entdeckt
Gern hört Weber, dass 1995 mit einem solchen Gerät der erste Planet jenseits des bekannten Sonnensystems, der Exoplanet Dimidium, entdeckt worden ist, wofür 2019 der Nobelpreis nach Genf gegangen ist. „Ich gebe gern an mit der Sternwarte – bei jeder Gelegenheit und bei jeder Ungelegenheit auch“, flachste Weber und betonte, wie wichtig die Investitionen in die im Sommer 2020 eingeweihte und im Mai vergangenen Jahres dann eröffnete Sternwarte sind: „In die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen zu investieren, heißt, in die Zukunft zu investieren.“
Denn auch zum Spektrografen sollen junge Forscherinnen und Forscher aus ganz Oberberg Zugang haben, wenn er – wahrscheinlich im Laufe des Sommers oder im Herbst – in Betrieb geht. Ans Teleskop angeschlossen, schießt dieser Regenbogen-Lichtbilder im All, und das in 3D. Zwischen den Farben des gesamten Spektrums sind es indes die feinen, schwarzen Linien, die der Wissenschaft immer Freude machen – weil sie Daten bergen.
„Die verraten uns, was auf einem Planeten los ist“, schildert Eversberg. „Sie zeigen etwa, welche Temperatur da herrscht, welcher Druck dort besteht, ob und wie sich der Planet bewegt, und woraus er gemacht ist.“ Die Spektrografie, so der Wissenschaftler, sei das Arbeitspferd der Astrophysik. „Nach einem einzigen Schuss können wir tagelang Daten analysieren.“
Geliefert worden ist der Spektrograf im September, Fachleute aus Australien haben ihn aufgebaut. Zweimal waren sie in Schnörringen, ein drittes Mal folgt bald. Zurzeit reist eine der beiden dazugehörigen Kameras jedoch zur Reparatur nach Großbritannien: „Ein Teil daran funktioniert nicht.“
Mehr als 85 Kilogramm wiegt allein die Aluminiumplatte, die das Messgerät später trägt. Dieses verschwindet dann unter einer Thermalhaube, die extrem verlässlich für eine konstante Temperatur sorgt – was nötig ist, will man Ungenauigkeiten oder gar Messfehler vermeiden. Ist die Kamera zurück, können Eversberg und Vollmann endlich loslegen: „Wir müssen den Spektrografen dann justieren und kalibrieren“, sagt Vollmann. Beide schreiben übrigens schon an einem neuen Förderantrag. Die Sternwarte soll mit einem weiteren Teleskop – sozusagen mit Weitwinkel-Optik – ausgerüstet werden. Das Teleskop unter der Kuppel ist derzeit das größte in Nordrhein-Westfalen.