Waldbröl macht weiter: Weil sich am Raabeweg eine riesige Photovoltaikanlage rechnen könnte, vertiefen die Stadtwerke ihre Untersuchungen.
VorhabenWo Waldbröl mit Freiflächen-Photovoltaik Geld verdienen könnte
Nach nicht mal einer halben Stunde war am Mittwochabend klar: Es lohnt sich, Waldbröl macht weiter. Während andere Kommunen gerade auf der Suche sind nach freien Flächen, die sich für den Bau großer Photovoltaikanlagen eignen, ist die Marktstadt bereits fündig geworden: Im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats hat Mirco Kujbida, Geschäftsführer der Waldbröler Stadtwerke, erste Ergebnisse aus seinen Berechnungen für den mehr als 7000 Quadratmeter großen Parkplatz zwischen den Lebensmittelmärkten und den Fachgeschäften am Raabeweg vorgestellt – Bilanz: „Es rechnet sich – und wir sollten dieses Vorhaben weiterverfolgen.“ Und nicht nur das: „Es lohnt sich, ganz groß zu denken.“
Anlass dieser Arbeit war ein Antrag der SPD-Fraktion von April, eben diesen Parkplatz mit einer Freiflächen-Photovoltaikanlage zu überbauen, der gehört nämlich der Stadt. „Hier kann Waldbröl Geld verdienen“, ist Initiator Wastl Roth-Seefrid überzeugt. Auch käme die Stadt dem im vergangenen Februar veröffentlichten Handlungsleitfaden zu Freiflächen-Photovoltaik des Oberbergischen Kreises nach: Dieser fordert dazu auf, vorzugsweise versiegelte Flächen in den Blick zu nehmen und nicht in die Forst- und Landwirtschaft einzugreifen.
In Waldbröl soll aber nicht der ganze Parkplatz „überdacht“ werden, sondern nur die Stellplätze soll die Photovoltaik tragen
Jedoch würde der Stadtwerke-Mann nicht den gesamten Platz „überdachen“, sondern nur die Parkstreifen. „Das sind 224 Stellplätze – und ich gehe davon aus, dass wir kaum einen davon verlieren.“ Als Beispiel nannte er das „Aqua Magis“-Freibad in Plettenberg, da steht eine solche Anlage. „Die tragenden Pfeiler stehen auf den Trennlinien zwischen den Parkplätzen“, führt Kujbida aus.
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Errichtet hat die Technik dort ein Unternehmen aus Süddeutschland, nach einem Termin in Soest habe ein Mitarbeiter einen Abstecher nach Waldbröl gemacht. Kujbida: „Auch sein Fazit war: Das geht.“ Den Berechnungen der Stadtwerke zufolge könnte eine Anlage gewählt werden, die jährlich 601.306 Kilowattstunden Strom liefert und einen Ertrag von mehr als 120.200 Euro einfährt.
Waldbröler Stadtwerke möchten ab sofort „ganz groß denken“
Bei allen Kosten für die Planung, das Material und den Aufbau von etwas mehr als einer Million Euro und nach Gegenrechnen von Zinsen und Abschreibungen, würde sich das unterm Strich rechnen, versichert Kujbida. Und da die Stadtwerke ein reines Tochterunternehmen der Stadt sind, bliebe nahezu jeder erwirtschaftete Cent in Waldbröl.
Zugrunde gelegt hat Kujbida eine Vergütung von 20 Cent pro Kilowattstunde – ein Durchschnittspreis, der im vergangenen Jahr an der Strombörse erzielt worden sei. Denn aufgrund der zu erwartenden Leistung dürfte die Stadt ihren Strom nicht selbst verkaufen, sondern müsste einen Vermarkter engagieren – „zu überschaubaren Kosten“. Jetzt werde geprüft, ob einzelne „Pakete“ aus der Gesamtsumme gelöst werden dürfen, um benachbarte Gebäude der Stadt, etwa das Schwimmbad „Balneo“ und das Schulzentrum zu versorgen, und zudem, ob am Standort nur eine Anlage stehen darf.
Bürgermeisterin Larissa Weber hofft, dass Waldbröl ein Vorbild wird für Oberberg
Während Bürgermeisterin Larissa Weber hofft, dass dort ein Vorzeigeprojekt für Oberberg entsteht, ist SPD-Mann Roth-Seefrid sicher, dass Waldbröl für das gesamte Rheinland vorbildlich sein könnte. Für die CDU wünschte sich Andre Steiniger, dass das gesamte Stadtgebiet nach geeigneten Flächen abgesucht werde. Und von Mirco Kujbida holte er sich die Zusage ab, dass die Stadtwerke das Vorhaben auch personell stemmen können. Kujbida: „Wir holen jetzt Angebote ein und sehen uns andere Plätze an – hier macht es Spaß, ganz groß zu denken.“
Auch Wiehl sucht Standorte
Wiehl ist ebenfalls auf der Suche nach Flächen, die als Standorte für Freiflächen-Photovoltaikanlagen dienen können. Den Auftrag dazu hat der Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Umwelt jetzt einstimmig der Verwaltung gegeben. Vorrangig gesucht werden soll in Siedlungsgebieten und dort auf Dachflächen, über Parkplätzen oder sonstigen versiegelten Flächen.
Dass das nicht reichen wird, scheint aber von vornherein ausgemacht. „Ein behutsamer Ausbau der Photovoltaik im Freiraum ist daher nicht zu umgehen“, darauf hatte die Stadtverwaltung hingewiesen. Potenzielle und zu erwartende Nutzungskonflikte sollen im Oberbergischen möglichst frühzeitig entschärft werden. Ausdrücklich nicht orientieren will sich Wiehl am Leitsatz Nummer 1 des Oberbergischen Kreises: „Es wird empfohlen, eine strategische Entscheidung über die Anzahl und Größe der Anlagen zu treffen.“ Es könne von Vorteil sein, sich auf wenige größere anstatt auf mehrere kleine Anlagen zu konzentrieren – allein, um die Zahl der Bauleitplanverfahren zu reduzieren.
Davon möchte man in der Stadt Wiehl zunächst Abstand nehmen: „Dem Flächengefüge des Stadtgebiets geschuldet, wird Leitsatz 1 in der Praxis kaum Anwendung finden können.“ Nun soll also zunächst eine Flächenpotenzialanalyse als Werkzeug zur Planung des weiteren Vorgehens her.