Tonnenschwer sind die Betonteile, die ein Spezialkran an ihren Platz hievt: In Waldbröl errichtet das Baucentrum Cronrath eine neue Halle.
NeubauIn Waldbröl kommen die Bauteile für eine neue Halle hoch aus der Luft
Zentimeter für Zentimeter senkt sich der Betonpfeiler seinem künftigen Platz entgegen, nach wenigen Minuten bereits ist das Ziel erreicht: Der Pfeiler steht fest auf der Bodenplatte – Nummer zwei an diesem Morgen. Mindestens 15 solcher Betonteile – die schwersten davon wiegen jeweils zwölf Tonnen – sollen täglich aufgestellt werden. Und schon am kommenden Donnerstag soll die neue Halle des Baucentrums Cronrath im Waldbröler Gewerbegebiet an der Wiehler Straße stehen. Um sechs hat Kranführer Christian Seidemann den Einsatzort erreicht und den 72 Tonnen schweren Spezialkran startklar gemacht für die große Herausforderung.
Auf der Baustelle in Waldbröl wird der Kran auf eine Länge von 54 Metern ausgefahren
„Ich bin sozusagen blind“, erklärt Seidemann vom Kranservice Floßdorf in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Denn zwischen seinem Kran und der Baustelle stehen die Mauern einer alten Halle, deren Dach am Wochenende entfernt worden ist – der 38-Jährige sieht also nicht, wo er die 70 Teile für den Neubau abstellt. „Ich muss immer genau hinhören und dem Einweiser auf der anderen Seite vertrauen.“ Und eine ruhige Hand brauche es zudem. Fast 18 Meter misst Seidemanns Fahrzeug, ein LTM 1300 der Marke Liebherr, in der Länge und drei in der Breite. Den Ausleger könnte er auf 90 Meter ausfahren. „Hier in Waldbröl haben bisher aber 54 ausgereicht.“
Fast drei Millionen Euro investiert Inhaber und Geschäftsführer Stefan Sandor in das Baucentrum Cronrath. Anfang 1919 hat sein Urgroßvater Otto Cronrath die damalige Dampfziegelei Boxberg gekauft und bis 1993 auch betrieben, dem Klinkerwerk hat Cronrath dann 1954 einen ersten Fachhandel für Baumaterial hinzugefügt. Diesen mietet und betreibt aber seit 2021 ein Dortmunder Konzern.
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Früher wurden in Waldbröl rund 30.000 Klinkersteine am Tag hergestellt
An die Zeit der Klinkerproduktion – 30.000 Steine werden damals in Waldbröl täglich hergestellt – erinnern heute noch der rote Schornstein und die frühere Lehmgrube, die in diesem Frühjahr unter Naturschutz gestellt werden soll – sobald auch die Bezirksregierung diesem Vorhaben zugestimmt hat.
„Dort, wo wir die neue, rund 600 Quadratmeter große Halle errichten, da war früher der 1993 abgebrochene Ringofen“, sagt Sandor. Im vergangenen November haben der Umbau und die Erweiterung des Baumarkts begonnen, die große Modernisierung aber läuft bereits seit bald drei Jahren. „Wir arbeiten auf einer Fläche von 4800 Quadratmetern, die dabei um etwa 800 Quadratmeter wächst um – und das immer im laufenden Betrieb“, berichtet der 49 Jahre alte Waldbröler, der sich als Franchise-Nehmer 1983 den Hagebaumärkten angeschlossen hat.
Dafür schuften die Arbeiter sogar auch unterirdisch – im wahrsten Sinne.Weil die einzelnen Gebäude aus etlichen Jahrzehnten stammen, sind sie nicht immer auf einer Höhe. So wird die neue Halle nicht nur in eine historische Lagerhalle aus rotem Klinker gewuchtet: Fast zwei Meter hohe Stelzen tragen die Bodenplatte des Neubaus, dunkel ist es da unten und es staut sich dort das Regenwasser.
Pläne an jeder Ecke weisen den Mitarbeitenden in Waldbröl den Weg durch den Umbau
Fertig werden soll der Betrieb im kommenden April. Zwei große Gänge, Straßen beinahe, ziehen sich dann längs und quer durch das vergrößerte Geschäft. Da hängen nun Pläne an jeder Ecke – Wegweiser sind das für die Arbeiter, die den Laden gerade umkrempeln. Sandor: „Wenn der Ladenbauer heute das Regal mit den Kaugummis auseinanderschraubt, dann räumt der Kaugummi-Lieferant morgen schon seine Ware an einem neuen Platz in ein neues Regal.“
Alles ist präzise getaktet, seit Beginn dieses Monats und bis zum 30. April sind 20 Kolleginnen und Kollegen täglich nur damit beschäftigt, Regale ab- und wieder aufzubauen: An diesem Morgen sind es die Mitarbeitenden eines Herstellers von Geräten für den Garten, die Kisten und Kartons auspacken und Verkaufsplätze mit dessen Produkten bestücken. „Unser Gartencenter wird deutlich größer“, verrät Stefan Sandor. „Und neu ins Sortiment kommt Tiernahrung.“ Denn auf so etwas könne ein Baumarkt heute nicht mehr verzichten.
Vier Kassen zum Selberscannen, neue Info-Tresen und eine energiesparende Beleuchtung sind weitere Neuheiten im Waldbröler Traditionsbetrieb. Rund 7000 Quadratmeter drinnen und draußen soll der am Ende dann haben. „Alle zehn bis zwölf Jahre, so sagt man heute, sollte ein Baumarkt sein Aussehen verändern, sich neu strukturieren und auch sein Sortiment erweitern“, führt Inhaber Sandor aus.