AboAbonnieren

Herz-Tag am SamstagPremiere an kranker Herzklappe gelingt in Waldbröl ohne großen Eingriff

Lesezeit 4 Minuten
Ein fast 80 Jahre alter Mann hat in Waldbröl als erster Herz-Patient einen sogenannten Mitra-Clip erhalten. Diese medizinische Premiere soll wegweisend sein für das Klinikum Oberberg.

Ein fast 80 Jahre alter Mann hat in Waldbröl als erster Herz-Patient einen sogenannten Mitra-Clip erhalten. Diese medizinische Premiere soll wegweisend sein für das Klinikum Oberberg.

Im Kreiskrankenhaus können nun auch Menschen behandelt werden, die für eine OP am offenen Herzen zu schwach sind. Ein Clip wird implantiert.

Zum ersten Mal ist in der Kardiologie des Waldbröler Kreiskrankenhauses an einem fast 80-Jährigen eine neue, schonende Behandlungsmethode von Erkrankungen an einer Herzklappe angewendet worden, mit der nun eben auch Patientinnen und Patienten operiert werden können, die zu schwach für einen Eingriff am offenen Herzen sind. Das berichtet Vedat Tiyerili, seit dem Herbst vergangenen Jahres ist er neuer Chefarzt der Kardiologie. Solche Erkrankungen, berichtet der Mediziner, belasteten die Gesundheit der Betroffenen schwer, vor allem Ältere litten oft unter Atemnot und Herzschwäche.

Der in Waldbröl implantierte Herz-Clip funktioniert wie eine Wäscheklammer

Die neue Operationsmethode ist dem Klinikum Oberberg zufolge minimalinvasiv. Das heißt, dass dafür nur wenige Schnitte erforderlich sind: Bei der sogenannten Mitra-Clip-Therapie werde ein winziger Clip über einen Katheter zur defekten Mitralklappe des Herzens geführt und dort implantiert.

Dieser Clip greife nach dem „Leck“ in der Klappe und ziehe dieses zusammen, sodass der Rückfluss des Blutes verringert werde, den Clip könne man sich also wie eine Wäscheklammer vorstellen, die den undichten Teil der Mitralklappe verschließt. Tiyerili: „Dies ermöglicht es dem Herzen, wieder effizienter zu pumpen und mindert die Beschwerden erheblich.“ Für die Waldbröler Kardiologie sei das ein großer Fortschritt: „Diese Therapie ist dies eine schonende Alternative mit exzellenten Erfolgsaussichten.“

Aus dem Herzkatheter-Labor in Waldbröl ist ein Operationssaal geworden

Seitdem der gebürtige Duisburger die Klinikleitung in der Marktstadt angetreten hat, arbeite er bereits an der Einführung dieses Verfahrens: „Dafür brauchen wir speziell ausgebildetes Personal und wir mussten uns für diese Therapie zertifizieren lassen.“ Ein Umbau des Herzkatheter-Labors, das nun die Raumluftbedingungen eines Operationssaals erfüllt, sei dafür notwendig gewesen. Die benötigte Ultraschalltechnik war in Waldbröl vorhanden.

So konnte am Donnerstag vergangener Woche die erste Operation an einem bald 80 Jahre alten Mann ausgeführt werden: „Er ist schwer vorerkrankt und daher nicht operationsfähig“, sagt Tiyerili. Diesem Patienten und vielen anderen Betroffenen gebe die Mitra-Clip-Therapie Hoffnung auf eine verbesserte Lebensqualität. „Der Erfolg des Eingriffs ist für Patientinnen und Patienten sofort spürbar.“ Auch verringere sich die Regenerationszeit erheblich.

In der Kardiologie des Kreiskrankenhauses in Waldbröl ist erstmals ein Mitra-Clip implantiert worden. Den Eingriff hat Chefarzt Vedat Tiyerili im Herzkatheterlabor ausgeführt.

In der Kardiologie des Kreiskrankenhauses in Waldbröl ist erstmals ein Mitra-Clip implantiert worden. Den Eingriff hat Chefarzt Vedat Tiyerili im Herzkatheterlabor ausgeführt.

Der Arzt: „Studien zeigen, dass Patienten nach dem Eingriff meist schon nach wenigen Tagen das Krankenhaus verlassen können.“ Symptome wie Atemnot und Erschöpfung ließen nach. „Unser Patient war einen Tag zur Überwachung auf der Intensivstation und ist nach ein paar Tagen der stationären Versorgung bei uns inzwischen wieder zu Hause“, sagt der 47 Jahre alte Kardiologe. Auch plane das Krankenhaus die Einführung weiterer, ähnlicher Therapieformen.

Für Sascha Klein, den Geschäftsführer des Klinikums Oberberg, bedeutet diese medizinische Premiere „eine wichtige Erweiterung des Behandlungsangebots – und sie zeigt den hohen Standard der Klinik für Kardiologie“. Ziel sei es, eine kardiologische Vollversorgung für den Oberbergischen Kreis und die angrenzenden Regionen zu erreichen, dafür sei der Einstieg in die Mitra-Clip-Therapie ein großer Schritt. Rund 4500 Patientinnen und Patienten werden jährlich in der Waldbröl Klinik stationär behandelt.

Die Kardiologie in Waldbröl ist die zweitgrößte Abteilung des Klinikums Oberberg

Zudem werden dort etwa 400 ambulante Eingriffe pro Jahr vorgenommen sowie rund 450 diagnostische Verfahren zur Darstellung der Herzkranzgefäße, zudem wurden zuletzt mehr als 1200 Behandlungen nach Notfällen gezählt und rund 1500 Untersuchungen in den zwei Katheterlaboren der Klinik vorgenommen.

Mit 95 Betten, darunter zwölf mit Überwachung, ist die Kardiologie die mit Abstand größte Klinik am Standort Waldbröl und die zweitgrößte des Klinikums Oberberg insgesamt – größer ist nur die Klinik für Innere Medizin in Gummersbach. Zurzeit arbeiten in der Kardiologie unter der Leitung von Vedat Tiyerili sechs Oberärzte und Oberärztinnen sowie 22 Assistenzärzte und Assistenzärztinnen.


Am Samstag, 9. November, ist in Waldbröl „Herz-Tag“

Der Herz-Insuffizienz gilt in diesem Monat alle Aufmerksamkeit, denn sie steht im Mittelpunkt der bundesweiten „Herzwochen“. Diese nutzt auch die Kardiologie am Kreiskrankenhaus in Waldbröl, um über die Herzschwäche, ihre Symptome, ihre Folgen und über Therapiemöglichkeiten aufzuklären.

Das übernehmen Chefarzt Vedat Tiyerili und sein Team am Samstag, 9. November, im Bürgerdorf am Alsberg, an der Nümbrechter Straße 19. Der Informationstag unter dem Titel „Stärke Dein Herz!“ beginnt um 10 Uhr mit Grußworten von Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber, dann folgen bis etwa 15 Uhr sechs Vorträge, von 11.30 bis 13 Uhr ist eine Runde mit Fragen und Antworten vorgesehen.

Zum weiteren Programm des Informationstags rund um das Herz gehören ein begehbares Herzmodell, Informationsstände, Blutzucker- und Blutdruckmessungen durch Apotheken aus der Marktstadt sowie ein EKG-Check durch den Rettungsdienst des Oberbergischen Kreises.