Was den Kindern fehltBergneustädter Kunstaktion geht an Familienministerium
Bergneustadt – Wieder zum Kinderturnen gehen dürfen. Ohne Mund-Nasen-Schutz in die Schule gehen können. Schwimmen gehen im Gummersbacher Gumbala oder einfach mal wieder unbeschwert auf dem Spielplatz toben. Es sind keine weltbewegenden Wünsche, die die Bergneustädter Kinder auf Zetteln, zum Teil bunt bemalt, geäußert haben.
Doch sie zeigen, wie tief die Corona-Pandemie in den gewohnten Alltag der Kinder einschneidet, wie sehr Kinder unter Maßnahmen leiden, die auch den Erwachsenen schwerfallen. Ein Zettel macht besonders nachdenklich: Darauf beschreibt ein Kind, dass seine Oma eigentlich gar keinen Abstand zu ihm halten will: Das sei noch schlimmer als Corona.
Aufgezeichnet haben die Kinder der Kindergärten, Kindertagesstätten, der Grundschulen und der weiterführenden Schulen ihre Gedanken und Wünsche auf Einladung der Teams der Präventiven Kinder-, Jugend- und Sozialarbeit (PKJS/BGS Hackenberg) der Stadt Bergneustadt und des Förderkreises für Kinder, Kunst und Kultur in Bergneustadt (BGS Krawinkel). Angeregt wurde die Aktion unter anderem von Eltern, die angemerkt hatten, dass ihren Kindern Gehör verschafft werden müsse.
Kinder brauchen eine Lobby
Matthias Thul, Bergneustadts Bürgermeister, hat die Schirmherrschaft der einwöchigen Aktion übernommen und sagt: „Die Kunstwerke, Stofftiere und Bücher, die bei uns im Rathaus abgegeben wurden, werden jetzt in einen großen Karton gepackt und mit einem Schreiben an das Familienministerium geschickt.“ Deutlich machen wollen die Stadt Bergneustadt und ihre in der Kinder-, Jugend- und Sozialarbeit Tätigen damit, dass die Kinder in den Zeiten der Pandemie nicht übersehen werden dürfen. „Es sind wirklich berührende Aussagen darunter. Darum hoffe ich sehr, dass wir vom Ministerium eine Antwort erhalten werden“, so der Bürgermeister.
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Auch Michael Morfidis von der Hackenberger Begegnungsstätte findet, dass Kinder eine Lobby brauchen. Der Diplom-Sozialpädagoge sieht mit Sorge, dass schon gut ein Jahr alles an Kinder- und Jugendarbeit in seinem Stadtteil fast vollständig lahmgelegt war und fürchtet langfristige Folgen: „Die Kinder fühlen sich alleingelassen und verstehen manches noch nicht. Das belastet die Psyche. Was das bedeutet, können wir jetzt vermutlich noch gar nicht richtig einschätzen.“
Immerhin, so waren sich die Initiatoren der Aktion einig, hätten die Kinder in der Feste Bergneustadt nun gesehen, dass ihre Sorgen, ihre Gedanken und Wünsche von den Erwachsenen ernst genommen werden und dass sie nicht vergessen werden – trotz aller Sorgen, die auch die Erwachsenen in diesen Zeiten plagen.