Ovag-Geschäftsführerin Corinna Güllner stellte sich im Wiehler Hauptausschuss der Kritik an ausgefallenen und verspäteten Schulbusverbindungen.
Nach Ovag-KritikWiehler Schulbusverkehr ist besser als sein Ruf
Es gab schwerwiegende Probleme, aber diese sind weitgehend überwunden. Und in Wiehl sind die Busverbindungen sogar besser als andernorts im Kreis. Das waren die Kernaussagen eines Vortrags von Ovag-Geschäftsführerin Corinna Güllner im Hauptausschuss des Wiehler Stadtrats. Am Ende nahm sie damit den Kritikern im Saal den Wind aus den Segeln.
In Wiehl hatten sich CDU und SPD zusammengetan, um auf bessere Schulbusverbindungen hinzuwirken. In einem gemeinsamen Antrag, der vom Rat einstimmig angenommen wurde, forderten die beiden Fraktionen, Ovag-Geschäftsführerin Corinna Güllner vorzuladen. Diese möge Stellung nehmen zu Vorwürfen, welche die Fraktionen aus Elternkreisen erreicht haben: „Busse fahren nicht passend zu Schulzeiten, kommen zu früh oder zu spät, Busse fallen aus – Eltern und Schüler können sich nicht auf die derzeitigen Angebote verlassen“, hieß es im Antrag.
Gute Busanbindungen in Wiehl
Bei ihrem Vortrag vor dem Ausschuss nannte Ovag-Chefin Güllner diese Kritik „schwammig und unspezifisch“ und hielt mit allerlei Zahlen dagegen. Wiehl verfüge im Vergleich zu anderen oberbergischen Kommunen über eine gute ÖPNV-Versorgung: 97,5 Prozent der Bevölkerung lebten nicht weiter als einen Kilometer entfernt von der nächsten Bushaltestelle mit mindestens 20 Abfahrten am Tag. Die durchschnittliche Distanz betrage 347 Meter. Bessere Werte gebe es nur in Bergneustadt und Gummersbach. Dazu komme in Wiehl noch das komfortable Monti-Angebot.
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Unverständlich und umso bedauerlicher sei vor diesem Hintergrund die geringe Verbreitung des Deutschlandtickets, sagte Güllner. Nur 6,6 Prozent der Wiehler Bevölkerung hätten das Ticket. Somit liege die Stadt unter dem Kreisdurchschnitt von 8,6 Prozent und auf dem vorletzten Platz vor Reichshof, wo der Nutzen des ÖPNV aber viel geringer sei. „Für den Reichshof kann ich es verstehen. Aber über Wiehl bin ich ein bisschen erschrocken“, sagte Güller. „Sie könnten hier mehr Werbung dafür machen.“
71 Ausfälle am Wiehler Busbahnhof
Busausfälle sollten kein Hinderungsgrund sein, sagte Güllner. Im Zeitraum nach Ende der Sommerferien bis Ende November seien nur 71 von 4030 Fahrten ausgefallen, die am Wiehler Busbahnhof starten. Am Bielsteiner Busbahnhof waren es 32 von 3200 Fahrten. Fälle, in denen ein Bus sich mehr als fünf Minuten verspäte, seien die absolute Ausnahme. Der oft kritisierte Anschluss der Linien 304 und 319 in Bielstein sei knapp bemessen, aber erreichbar. Wenn es dennoch vorkommt, dass einem Schüler der Bus vor der Nase wegfährt, möge man das bitte mit Hinweis auf die konkrete Verbindung melden, bat Güllner.
Also alles in Ordnung? Jetzt wieder, sagt Güllner. Im Herbst 2023 sei die Situation tatsächlich „katastrophal“ gewesen, gab die Ovag-Geschäftsführerin zu. Wegen einer zu dünnen Personaldecke habe es massive Ausfälle gegeben. Ein „Teufelskreis“ von Überlastung und Krankheitsfällen habe zu einer großen Kundenunzufriedenheit geführt. Daraufhin habe man die Reißleine gezogen und im Dezemberplan viele Fahrten gestrichen. Allerdings nicht im Schülerverkehr.
Nach verstärkter Anwerbung und Ausbildung auch von Quereinsteigern habe sich die Personalsituation im Laufe des Jahres verbessert. Zwar habe es wieder mehr Krankheitsfälle unter den Fahrern gegeben, nachdem die Ovag nach den Sommerferien weitere Fahrten in den Plan aufgenommen hat. Ausfälle gebe es aber eher am Wochenende, der Schülerverkehr habe Priorität. „Die letzten Tage waren gut“, lautete Güllners aktuelle Information, „wir haben die Situation im Griff.“
Die Sprecher der Ratsfraktionen bedankten sich für die ausführliche Darstellung. Carlo Riegert (SPD) sagte: „Das hat die Probleme ins Verhältnis gesetzt.“ Larissa Gebser (CDU) bat die Ovag-Chefin: „Sie sollten auch das Gespräch mit den Eltern suchen, damit sie das gefühlte Problem mit den Fakten abgleichen können.“ Elke Zakaria (Grüne) glaubt. „Die Lage hat sich deutlich verbessert.“ Bürgermeister Ulrich Stücker warnte: „Wenn wir mehr wollen, müssen wir mehr Geld ausgeben. Die Mobilitätswende werden wir nicht kostenfrei bekommen.“ Für ihn habe allerhöchste Priorität, dass das erfolgreiche Monti-Angebot, das einst in Wiehl gestartet ist, auch nach dem Auslaufen der Bundesförderung fortgesetzt wird.
Herausforderung Schülerverkehr
Den Schülerverkehr in Oberberg stellt Ovag-Chefin Corinna Güllner als besondere Herausforderung dar: 13 500 oberbergische Schülerinnen und Schüler nutzten täglich den Linienverkehr und würden 900 Haltestellen zu 40 weiterführenden und berufsbildenden Schulen chauffiert, dazu kämen noch die Grundschulen. „Ein Viertel der täglichen Nachfrage konzentriert sich auf die Stunde vor Schulbeginn.“ Mit dem Bild einer Halle voller parkender Busse illustrierte Güllner das Problem: „An einem Schultag ist die Verkehrsleistung um 30 Prozent höher als an einem Ferientag.“ Außerhalb der Schulzeiten sei jeder zusätzliche Bus samt Fahrer überflüssig.