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Festival „Wippkultur“Ein bisschen Südamerika in der Hansestadt Wipperfürth

Lesezeit 3 Minuten
Für die Kultur vereint: Wipperfürths Bürgermeistern Anne Loth (Zweite von links) und die Organisatorenschar von „WippKultur“ (von links), Jens Kaufmann, Petra Pfaff und Rolf Fahlenbock in der Alten Drahtzieherei vor einem Werk der Künstlerin Anke Büttner.

Für die Kultur vereint: Wipperfürths Bürgermeistern Anne Loth (Zweite von links) und die Organisatorenschar von „WippKultur“ (von links), Jens Kaufmann, Petra Pfaff und Rolf Fahlenbock in der Alten Drahtzieherei vor einem Werk der Künstlerin Anke Büttner.

Zum siebten Mal hat am Wochenende in Wipperfürth das Festival „WippKultur“. Neben Musik und Malerei standen diesmal Keramikarbeiten im Fokus.

Niemals, versichert Klaus Alles, werde er einen Menschen so lange anstarren, wie er ein Foto anstarren könne. Deswegen sitzt dem Künstler aus Wuppertal bei seiner Arbeit niemand gegenüber. Der 72-Jährige greift zu Fotos, wenn er Gesichter auf die Leinwand bringt – Gesichter, das ist ihm wichtig, sind es. Und keine Porträts. „Ich möchte, dass sich der Betrachtende auf das Gesicht einlässt und sich nicht fragt: Wer ist das?“

Mit der siebten Auflage kehrt das Wipperfürther Festival zurück zur Malerei

Am vergangenen Wochenende hat Alles sechs großformatige Gesichter und 18 Stelen mit Gesichtern in Wipperfürths Alter Drahtzieherei ausgestellt, denn nach der ersten Ausstellung im Jahr 2011 ist das Festival „WippKultur“ der Bürgerstiftung „Wir Wipperfürther“ bei seiner siebten Auflage wieder bei der Malerei angekommen.

Alle zwei Jahre findet es statt mit wechselnden Themen. „Mit Malerei haben wir damals angefangen“, blickt Petra Pfaff, die künstlerische Leiterin, zurück. Für Bürgermeisterin Anne Loth ist dieses kleine, aber feine Festival die Einladung „zu einer Auszeit vom Alltäglichen“: „Kunst hat so viel zu bieten, sie bietet Gelegenheit zum Austausch, schafft neue Perspektiven und auch neue Blickwinkel.“

„Wippkultur“ findet nicht nur in der Alten Drahtzieherei statt, sondern auch im Pfarrsaal

Aber „WippKultur“ wäre eben nicht „WippKultur“, gäbe es nicht auch immer etwas Neues. Diesmal sind es Keramikarbeiten, diese hat die Keramikkünstlerin Mariana Alsonso (49) im Pfarrheim am Hausmannsplatz zwischen den Gesichtern von Klaus Alles ausgebreitet. Erst vor einem Jahr hat die 49-Jährige ihre Heimat Argentinien verlassen und ist nach Rösrath-Hoffnungsthal gezogen.

Ihre figürlichen, manchmal mythischen Werke wurzeln in den Jahrhunderte alten Handwerkstraditionen Südamerikas, bereist hat Alsonso etwa Kolumbien, Chile, Bolivien, Peru und Ecuador. „Ich nehme das Alte, trage es ins Moderne und entwickle es ins Abstrakte“, erklärt sie die Gestalt ihrer 14 Arbeiten. Sie sei sehr glücklich, diese nach so kurzer Zeit im Bergischen zeigen zu dürfen.

Kunstschaffende aus dem Bergischen Land sollen in Wipperfürth ein Forum finden

Das ist es, was das Organisationsteam Petra Pfaff, Jens Kaufmann (Gesamtorganisation) und Rolf Fahlenbock (Musikalischer Leiter) erreichen möchte. Pfaff erklärt: „Viele Kunstschaffende sind sogar im Ausland bekannt, aber nicht in ihrer Heimat, im Bergischen.“ Daher sei es wichtig, ihnen auch vor der Haustür ein Forum zu schaffen.

Das möchte Pfaff auch 2026 wieder tun, aber das Auf-die-Beine-stellen werde von Mal zu Mal schwerer. „Termine dafür sind heute rar gesät – und wir brauchen dringend Sponsoren, weil wir den Mitwirkenden auch Honorare zahlen möchten.“ Jetzt heiße es erst mal, den Stress zu verarbeiten und kräftig durchzuschnaufen. Aber: „Mit diesem Festival sind wir sehr zufrieden, es sind doch recht vielen Menschen gekommen, wenn auch oft schubweise.“

Auch ist „WippKultur“ nicht nur etwas fürs Auge, sondern stets auch fürs Ohr. So eröffnet be cool, die Bigband der Musikschule, das Festival in der Drahte mit Klassikern aus der Popmusik und dem Jazz, der Pianist Pablo Paredes ist ebenso zu hören wie das Trio Madeira, das Markus Bartelt Quartett und zum Ausklang Big Stuff mit Sängerin Miett Molnar.

Ging es nach Bürgermeisterin Loth, bliebe die Kunst einfach in der Alten Drahtzieherei, in der etwa großformatige Arbeiten von Anke Büttner (Wuppertal) zu sehen sind, hängen: „Daran könnte man sich gut gewöhnen.“