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Wipperfürther WaldBorkenkäfer und Trockenheit haben ein Drittel des Waldes vernichtet

Lesezeit 3 Minuten

Im Revier Klüppelberg zeigt Förster Michael Woesler Schäden durch den Borkenkäfer.

Wipperfürth – Mindestens 20 Millionen Euro Vermögen haben Trockenheit und Käferplage in den vergangenen drei Jahren im Wipperfürther Forst vernichtet. Diese Bilanz zieht Michael Woesler, Revierförster von Klüppelberg, beim einem Wald-Rundgang mit unserer Zeitung. Und er nennt weitere Zahlen aus dem gerade abgelaufenen Sommer 2020, die die Dimension des hiesigen Fichtensterbens beschreiben.

Von einem „Dammbruch“ spricht der Förster mit Blick auf die Käferpopulation der zurückliegenden Wochen. „2019 hat der Buchdrucker praktisch alle Fichtenbestände in Bergisch Gladbach und Kürten vernichtet, in diesem Sommer ist die Welle nach Wipperfürth geschwappt und im kommenden Jahr wird das Sauerland dran sein“, fürchtet Woesler.

1500 Fußballfelder toter Fichtenbestand

In der flächenmäßig größten oberbergischen Kommune rechnet der Förster aktuell mit etwas über 1000 Hektar totem Fichtenbestand – das sind mindestens 1500 Fußballfelder und damit gut ein Drittel der gesamten Wipperfürther Waldfläche. Allein in der Hansestadt geht der Landesbetrieb Wald und Holz NRW momentan von 400 000 Festmetern Schadholz aus – Tendenz weiter steigend. Vor 2018 wurden hier um die 9000 Festmeter pro Jahr eingeschlagen. Wie rasant die Zerstörung abläuft, zeigt Woesler im Ahetal nahe Thier, wo sich die drei Forstreviere Wipperfürth, Klüppelberg und Wipperfeld treffen.

Im Mai bat ihn der Eigentümer einer vier Hektar großen Fichtenfläche um die Kontrolle seiner Bäume. „Es gab nicht die geringsten Hinweise auf einen Befall“, erinnert sich Woesler. Im Juni tauchten erste Anzeichen auf, im Juli waren schon 1000 Festmeter betroffen. Zehn Wochen später hat die Parzelle den Kahlschlag bereits hinter sich. Gerade einmal 1000 Quadratmeter sind verschont geblieben, den dürren Rest des 60-jährigen Bestandes karrt ein Unternehmen aus Baden-Württemberg gerade im Akkord aus dem Wald zum Binnenhafen nach Duisburg.

„Inzwischen gibt es keinerlei Widerstand mehr“

Der Laie entdecke derzeit überall im Stadtgebiet braune Fichten, sagt Michael Woesler. Doch der tatsächliche Schaden sei größer, viel größer. „Braune Bäume wurden schon 2019 befallen. Die in diesem Jahr erkrankten Fichten werden gar nicht mehr braun – sie werfen plötzlich ihre grünen Nadeln ab und das wars dann.“ Ein erwachsener Borkenkäfer habe im Sommer 2020 um die 100 000 Nachkommen produzieren können. Gleichzeitig fehle den Fichten durch die erneut enorme Trockenheit das Harz zur Abwehr. „Inzwischen gibt es keinerlei Widerstand mehr – der Käfer frisst sich durch die Bäume wie durch ein riesiges Frühstücksbuffet“, erklärt der Förster.

Ein Borkenkäfer in der Nahaufnahme.

95 Euro pro Festmeter konnten bergische Waldbesitzer vor 2018 für Fichtenholz der höchsten Qualität nehmen. Aktuell liegt der Preis bei 30 Euro. Für jahrzehntelang gewachsene und gepflegte Bestände macht das derzeit einen Gewinn von maximal drei Euro pro Festmeter. Auch beim Restholz fiel der Preis von zuletzt 40 auf vier Euro. Allerdings, das betont Woesler, erhielten die Abnehmer in Fernost das Käferholz nicht zum Spottpreis, wie oft behauptet werde. „Die Stämme werden ja etliche Male umgeladen. Bevor sie endlich in China vor der Säge liegen, kalkuliert man mit Logistikkosten von 90 Euro pro Festmeter“, so der Förster.

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Die Frage nach dem geeigneten Waldaufbau der Zukunft (siehe auch Kasten) hört Michael Woesler derzeit immer wieder. Zumindest in dem Waldstück im Ahetal haben sich Lärche und Douglasie gut gegen den Käfer behauptet. Erstere benötigt nur halb so viel Wasser wie die Fichte, erklärt Woesler. Und die Douglasie besitze eine Rinde, die viermal dicker als die Fichtenrinde sei, was die Käferabwehr erleichtere. Fest steht für den Förster allerdings, dass die Käferplage im Bergischen demnächst vorbei ist – wenn auch anders als von den Waldbesitzern erhofft. „Der Käfer hat hier alles abgefressen. Er wird keine Nahrung mehr finden“, prophezeit Michael Woesler. „Und ohne Fichten keine Käfer mehr.“