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Mitinitiator von #OutInChurch„Man durfte ja nicht als homosexuell auffallen“

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Bernd Mönkebüscher

Der Pfarrer Bernd Mönkebüscher hat sich 2019 geoutet. Im Rahmen der Initiative #OutInChurch haben sich nun 125 Mitarbeitende der katholischen Kirche ebenfalls als queer geoutet. Im Interview spricht Monkebüscher über die Initiative und die Idee dahinter.

Herr Mönkebüscher, Sie sind Mitinitiator von #OutInChurch. Wie kam es zu der Initiative?

Bernd Mönkebüscher: Die Idee entstand am 5. Februar 2021. Das war der Tag, an dem 185 Schauspieler*innen mit #ActOut an die Öffentlichkeit gegangen sind. Jens Ehebrecht-Zumsande und ich fanden die Aktion toll und haben gesagt: „So etwas müsste es auch für die Kirche geben!“ Und so haben wir es dann in die Hand genommen.

Zur Person

Bernd Mönkebüscher ist seit 2007 als Pfarrer im Erzbistum Paderborn in Hamm in der Kirchengemeinde Sankt Agnes tätig. 2019 outete er sich öffentlich als homosexuell.

Gemeinsam mit Jens Ehebrecht-Zumsande und Christoph Simonsen hat er die Initiative #OutInChurch ins Leben gerufen: Ein Zusammenschluss von 125 Mitarbeitenden der katholischen Kirche, die sich gemeinsam als queer geoutet haben. Die Initiative will auf die anhaltende Diskriminierung von LGBTQI+-Personen in der katholischen Kirche aumerksam machen.

An einer ersten Online-Konferenz haben bereits 80 Menschen teilgenommen, fast die Hälfte anonym. Bis zuletzt wollte etwa ein Drittel der Teilnehmenden anonym bleiben – aus Angst.

Welche Reaktionen haben Sie von den Teilnehmenden erfahren?

Viele sind einfach froh, in einer geschützten Gruppe einen Austausch über diese Themen gefunden zu haben. Das stärkt und ermutigt, denn man steht nicht mehr alleine da. Für viele ist es ein bedeutender Schritt, damit nach außen zu gehen und zu sagen: Ich kann das nicht mehr, ich möchte das nicht mehr, ich verbiege mich nicht mehr!

Einige hat es ja auch krank gemacht. Wenn ein junger Mann sagt, er hat mit 12, 13 Jahren wegen der Sexualmoral der Kirche Suizidgedanken gehabt, ist das einfach erschreckend.

Wie erleben Sie die Diskriminierung von LGBTQ+-Personen in der katholischen Kirche?

Diskriminierung kann ja auf verschiedene Weisen geschehen. Es fängt damit an, dass kein Umfeld da ist, zu dem Sie offen sagen können, wie Sie empfinden. Diskriminierend ist, wie ich finde, auch, was die Kirche in ihrer Lehre sagt. Nämlich, dass Menschen zwar homosexuell sein können, es aber nicht ausleben dürfen. Das impliziert: Das ist etwas ganz schlimmes. Im Sündenregister, das die Kirche aufstellt, ist gelebte Homosexualität eine Todsünde! Ich finde, das ist mehr als diskriminierend. Das macht Menschen kaputt und hat Menschen bereits zerstört.

Und welche Erfahrungen mit Diskriminierung haben Sie persönlich gemacht?

Im Rahmen meiner Ausbildung war es unmöglich, über das Thema Sexualität zu sprechen. Es gab tatsächlich eine Reihe von Studenten, die vor die Tür gesetzt wurden, weil sie als homosexuell denunziert worden waren. Man hatte ständig Angst, sich irgendwie zu verraten: Durch eine Bewegung, durch bestimmte Formulierungen, durch die Art wie man spricht. Man durfte ja nicht als homosexuell auffallen, ja nicht durchschaut werden.

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Das erzeugt einen Krampf, das war bei mir auch so. Ich habe mich mit 52 Jahren geoutet, bis dahin war es ein langer Weg. Auch bei mir war dieser Weg mit Depressionen und Suizidgedanken verbunden. Das ziehe ich nicht aus wie einen Pullover. Diese Wunden bleiben. Ich erlebe die Kirche, was die Sexualität von Priestern angeht, nach wie vor als verschlossen. Es gibt überhaupt kein Forum, wo man angstfrei über diese Themen sprechen könnte.