Bergisch Gladbach – 250 zumeist junge Demonstranten für ein „buntes Bergisch Gladbach“ vor der Laurentiuskirche, 350 oft ältere Menschen, die sich die Rede von AfD-Chef Jörg Meuthen im Bergischen Löwen anhörten, ihm aber bei weitem nicht alle applaudierten: Bergisch Gladbach hat gestern Abend viel friedlichen Protest erlebt.
Größere Zwischenfälle auf dem Konrad-Adenauer-Platz blieben aus, es gab lediglich mehrere Platzverweise: Die Polizei drängte nach eigenen Angaben ein Grüppchen von etwa zwölf Gegendemonstranten vom Eingang des Bergischen Löwen ab.
Gegen Rassismus und Fremdenhass
Zu der Kundgebung vor der Laurentiuskirche hatte das linksorientierte Aktionsbündnis „Bergisch Gladbach gegen Hass und Fremdenfeindlichkeit“ gemeinsam mit „Köln gegen Rechts“ aufgerufen. Die Demonstranten wandten sich gegen Rassismus und Fremdenhass, den sie bei Politikern der Alternative für Deutschland“ (AfD) verorteten: „Bunt ist schöner“ und „Liebe ist stärker als Hass“ stand auf zwei selbst fabrizierten Transparenten.
Mehrere Redner, darunter Ex-Schülervertreter Jonathan Bilo, Linken-Politiker Tomas Sántillán, die Kabarettistin Anni Hartmann und Redouan Tollin, Vertreter der in Gladbach lebenden Muslime, kritisierten die AfD als rückwärtsgewandte Partei, die das friedliche Zusammenleben der Menschen gefährde und keine Lösungen anzubieten habe.
Tollin: „Die Muslime in dieser Stadt sprechen sich laut und unmissverständlich aus: Nein zu Antisemitismus. Nein zum antimuslimischen Rassismus. Nein zu gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit.“
Ganz anders war dagegen der Auftritt des gestern von Erfurt nach Bergisch Gladbach angereisten AfD-Politikers Jörg Meuthen. Der Wirtschaftswissenschaftler gilt als „gemäßigter“ Gegenspieler rechtspopulistischer AfD-Größen wie Frauke Petry oder Alexander Gauland, doch bei seinem Vortrag im Bergischen Löwen spielte auch er geschickt mit Begrifflichkeiten, titulierte die demokratischen Parteien im Bundestag gleich mehrfach als die „Kartellparteien“ oder sprach von der „Schuldenparty der europäischen Rotweinstaaten“.
Zitate-Quiz mit Adolf Hitler
Bereits vor Meuthens Auftritt hatten die rheinisch-bergischen AfDler ein Quiz an die Wand projiziert, bei dem nach dem Urheber von Zitaten gefragt wurde. Eine Antwortmöglichkeit unter vielen demokratisch gewählten Politikern: Adolf Hitler – ein Tabubruch ganz am Rande.
Die Bergisch Gladbacher Polizei hatte zunächst geplant, die Veranstaltungen der AfD und ihrer Gegner ausschließlich mit eigenen Beamten zu begleiten. Im Laufe des Tages wurde laut Polizei erkennbar, dass statt der zunächst angemeldeten 50 Demonstranten deutlich mehr kommen würden, womit die Ordnungshüter dann doch noch Bereitschaftspolizei anforderten. Gestern Abend waren Beamte aus Bonn mit mehr als einem Dutzend Fahrzeugen in Gladbach.
