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ErinnerungskulturZeitzeugin Philomena Franz wird Ehrenbürgerin von Bergisch Gladbach

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Beeindruckt von ihrem Leben und ihrer Botschaft verlieh Bürgermeister Frank Stein im Namen des gesamten Gladbacher Rates Philomena Franz die Ehrenbürgerschaft. 

Bergisch Gladbach – „Die ganze Stadtgesellschaft verneigt sich vor Ihnen.“ Mit diesen Worten an Philomena Franz hat Bürgermeister Frank Stein (SPD) die Ehrenbürgerwürde an die Zeitzeugin und Autorin verliehen. In der von Stein überreichten Urkunde würdigt die Stadt die „menschliche Größe“ von Philomena Franz und ihr Engagement für die Erinnerungskultur, in Deutschland und international. Sie habe sich „um das Ansehen und Wohl der Stadt Bergisch Gladbach außerordentlich verdient gemacht“.

Das feierliche Programm zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde fand in der Villa Zanders in Anwesenheit der Spitzen von Politik und Stadtverwaltung statt, alle Stadtratsfraktionen waren vertreten. Ehrenbürger Erich Bethe trug einen Gastvortrag bei, auch Ehrenbürgerin Roswitha Bethe richtete persönliche Worte an Philomena Franz. Cellist Lev Gordin und Pianist Roman Salyutov sorgten für den passenden musikalischen Rahmen – mit Werken von Max Bruch wie auch des jüdischen Komponisten Ernest Bloch, darunter „Gebet“, „Anflehen“ und „Hebräische Meditation“.

„Schon zwei“ Frauen Ehrenbürgerinnen von Bergisch Gladbach

„Philomena, du bist für mich ein Phänomen“, sagte Erich Bethe der neuen Ehrenbürgerin als Freund. Sie sei trotz ihrer Verfolgung durch das NS-Regime „ein lebensbejahender Mensch“. Die Bethe-Stiftung habe bereits 30.000 Schülerinnen und Schülern einen Besuch in Auschwitz ermöglicht, doch mindestens ebenso beeindruckt wie von der KZ-Gedenkstätte seien die jungen Menschen von Begegnungen mit Philomena Franz gewesen.

Es sei „einfach unglaublich“ gewesen, „wie die gelauscht haben“. Bethe äußerte Anerkennung für Steins Engagement für die Ehrenbürgerschaft: „Ich finde, Sie sind ein guter Bürgermeister.“ Roswitha Bethe sagte, Philomena Franz sei für sie „ein großes Vorbild“. Sie zeigte sich erfreut, dass nun „immerhin schon zwei“ Frauen in Bergisch Gladbach Ehrenbürgerin seien.

Schulklassen, Talkshows, Radiosendungen

„Ich habe heute die große Ehre, die höchste Auszeichnung zu verleihen, die es in unserer Stadt gibt“, sagte Bürgermeister Stein in seiner Laudatio. Mit ihrem Einsatz für Versöhnung, für Toleranz und das Brückenbauen zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen zeige Philomena Franz „ungeheure menschliche Größe“. Als „erste Sinti-Schriftstellerin Deutschlands“ habe sie zur „Anerkennung und Wertschätzung der Sinti und Roma“ beigetragen.

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Stein würdigte Franz’ zentrale Botschaft: „Wenn wir hassen verlieren wir. Wenn wir lieben, werden wir reich.“ Obwohl sie fast ihre ganze Familie durch das NS-Regime verloren habe, sei sie „gläubige Christin“ geblieben: „Den Glauben nicht zu verlieren nach diesen Lebenserfahrungen, ist bemerkenswert“, sagte Stein. Durch ihr Wirken als Zeitzeugin – vor Schulklassen, aber auch in Talkshows und Radiosendungen – habe sie um die Erinnerungskultur sehr verdient gemacht. Er sei „stolz“, Philomena Franz die Ehrenbürgerschaft zu verleihen.

Kommentar zur Ehrenbürgerschaft – Gute, wichtige Entscheidung

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Philomena Franz, hier mit Erich und Roswitha Bethe (v.l.)

Die Ehrung für Philomena Franz durch die Stadt Bergisch Gladbach ist eine gute Nachricht – inmitten der vielen Katastrophen-Meldungen dieser Wochen und Monate. Dass die persönliche Katastrophe, die Philomena Franz im Konzentrationslager erleben musste, auf diese Art im öffentlichen Bewusstsein verankert wird, ist wichtig.

Neben der Würdigung, die für die verdiente Zeitzeugin und Botschafterin für Versöhnung gewiss eine Genugtuung ist, ist die Ehrenbürgerschaft ein Schritt für die Gesellschaft: Er zeigt, dass die heute Lebenden ihre Verantwortung wahrnehmen – das Grauen der Vergangenheit als Auftrag für eine bessere Zukunft annehmen.

Für die Kommunalpolitik in Bergisch Gladbach war die Ehrung eine gute Gelegenheit, einen positiven Akzent zu setzen, der ohne langen planerischen Vorlauf machbar war und nichts kostet. Es zeugt von politischem Geschick, sie zu nutzen.

Umso unverständlicher ist, dass die Stadt Rösrath, wo seit Jahren immer wieder über eine Ehrung von Philomena Franz diskutiert wird, eine Entscheidung weiter hinausschiebt. Ein von vielen Seiten begrüßter Vorschlag liegt auf dem Tisch, die Benennung der neuen Gesamtschule Rösrath nach Philomena Franz. Die Verantwortlichen in Rösrath sollten sich ein Beispiel an der Bergisch Gladbacher Politik nehmen.