Bergisch Gladbach – Die Erwartungen der Bensberger sind groß, ihr Interesse an der Modernisierung der Schloßstraße ist von Anfang an beachtlich gewesen. Das gilt auch, wenn es um Detailfragen wie die Bepflanzung ihrer Einkaufsstraße geht. Erst recht, melden sich die Anwohner zu Wort, wenn gesunde Bäume gefällt werden sollen – aus planerischen und optischen Gründen.
In diesen Punkten klaffen sogar die Meinungen von Experten weit auseinander. Dies zeigen die beiden Stellungnahmen von Architekturhistoriker Professor Michael Werling und Mark vom Hofe, Vorsitzender des Rheinisch-Bergischen Naturschutzvereins (RBN).
Bensberger sind zum Infoabend eingeladen
Bei einem Infoabend stellt das Planungsbüro Club L94 Details der Planung für die gesamte Schloßstraße den Bensbergern vor: am Dienstag, 5. November, 18 Uhr, im Rathaus Bensberg. Mit Förderbescheid vom 11. Oktober hat die Bezirksregierung Köln der Stadt Bergisch Gladbach weitere 1,067 Millionen aus dem Städtebauprogramm 2019 bewilligt.
Wichtigstes Ziel des Entwurfs von Club L94: Die in die Jahre gekommene Schloßstraße soll zu „einem Boulevard der Begegnungen“ umgebaut werden und ein „neues, zeitloses, und zukunftsfähiges Freiraumkonzept mit eigener Identität erhalten.“ Auf der Südseite bildet eine Baumreihe das räumliche Rückgrat der Straße. Entgegen der ursprünglichen Planung sollen zusätzlich auf der Nordseite sieben Solitärbäume gepflanzt werden. Auf der nördlichen Straßenseite entstehen zudem mehrere platzartige, multifunktional nutzbare Teilräume. Der Straßenbelag besteht aus Naturstein.
Anders als im Ursprungsentwurf vorgesehen, soll der Emilienbrunnen an seinem jetzigen Standort verbleiben. Im Gegensatz zu heute soll die Brunnenanlage aber etwas zurückgesetzt werden. Auf Wunsch der Geschäftsleute wurde die Anzahl der Stellplätze von 65 auf 100. Neben bestehenden Grundstückseinfahrten mussten bei der Platzierung der Stellplätze auch Belange des Brandschutzes sowie die Anlage der neuen Baumreihe berücksichtigt werden, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung. (ub)
Werling blickt mit der Brille des Architekten und Denkmalpflegers auf das Geschehen. Er befürwortet die vorliegende Konzeption des Kölner Büros „Club L94“. Diese sieht vor, dass 34 Bäume an der Schloßstraße gefällt werden – darunter sind Gehölze, die bereits abgestorben sind. Als Ersatz dafür sind insgesamt 57 neue Bäume vorgesehen – allein 31 einheitliche Exemplare auf der Südseite der Straße sowie sieben unterschiedliche Einzelbäume auf der gegenüberliegenden Nordseite, da wo das Einkaufszentrum gebaut wird.
Baumreihen haben lange Tradition in Bensberg
Bereits in früheren Zeiten seien einseitig verlaufende Baumreihen gerne eingesetzt worden, um den Verlauf zum Beispiel der Schloßstraße städtebaulich zu stärken, verweist Werling auf ein Foto aus den 1920er Jahren. Dass diese Baumreihe in Bensberg auf der Südwestseite und nicht auf der Nordostseite zu verorten sei, hätten schon Generationen vor uns so gesehen: Damals waren wie heute auf der Nordseite hauptsächlich Erschließungsflächen hoch zum Schloss und auf den Marktplatz angeordnet, wie das Foto belege.
Diese Bäume hätten nur aus einer einzigen Baumart bestanden. Das habe nichts mit Monokultur zu tun, sondern sei reine Gestaltung: „Sie geben der Straße ein einheitliches Rückgrat.“ Genau diese Leitfunktion übernehme auch die Baumlinie, wie sie die aktuelle Planung vorsehe: „Es wäre bedauerlich, wenn sie nicht umgesetzt würde“, findet Werling.
RBN-Vorsitzender Marc vom Hofe dagegen bewertet die künftige Gestaltung unter klimatischen und naturschützerischen Gesichtspunkten. Sein Fazit: „Es ist nicht sinnvoll, sich nur auf eine Baumart zu beschränken.“ Stattdessen müsse es eine breite Streuung an Laubbäumen geben. Diese Streuung gewährleiste, dass man sinnvoll nachpflanzen könne, wenn aufgrund von Trockenheit oder Krankheit eine Baumart ausfalle.
Deshalb setzt sich der RBN auch dafür ein, dass zumindest einige der Kugelahornbäume , die auf der Südseite vor 40 Jahren gepflanzt wurden, nicht gefällt werden: vor allem auch aus klimatischen Gründen. „Alles, was neu gepflanzt wird, braucht erheblich länger, Krone, Stammumfang und Laubwerk auszubilden, als die bereits bestehenden und vitalen Bäume“, argumentiert vom Hofe. Deshalb halte der RBN auch den Erhalt von zwei gesunden Weißdornbäumen auf dem Stück zwischen Progymnasium und Bank für angebracht.