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SorgenkindWieso die S11 nur bis Köln-Mülheim und nicht bis nach Bergisch Gladbach fährt

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt eine S-Bahn im Gladbacher Bahnhof.

Die S11 nach ihrer Ankunft in Bergisch Gladbach

Das zweite S-Bahngleis wird sehnlichst erwartet. Das ist der aktuelle Stand der Pläne.

Geduld und Spucke muss man in schwierigen Situationen haben, besagt ein Sprichwort, dann werde alles gut. Ob dies auch auf die Gladbacher Pendler zutrifft, die auf die S11-S-Bahn angewiesen sind, ist nicht überliefert.

Neben den tagtäglichen Ausfällen und verspätungsbedingten Kurzfahrten bis zum Bahnhof Köln-Dellbrück macht in diesen Tagen eine Bahnbaustelle zwischen Köln-Mülheim und Köln Hauptbahnhof mächtig Stress. Umgebaut wird für den künftigen Bahnknoten Köln. Die Fahrt der Gladbacher Bahnpendler endet bis einschließlich Freitag, 8. November, am Bahnhof in Mülheim.

Von dort geht es per Regionalzug, Bus oder Stadtbahn weiter in die Kölner Innenstadt, je nach Ankunftszeit der S-Bahn. Aus dem bereits nervigen 20-Minuten-Takt ist ein Halbstundenrhythmus geworden. Von Köln stadtauswärts zu kommen, gelingt ebenfalls nur auf diese holprige Weise.

Das Foto zeigt den Bahnübergang Tannenbergstraße

Der Bahnübergang-Tannenbergstraße wird stillgelegt.

Zahlreiche Probleme mit der BahnDies ist aber nur eines der zahlreichen Probleme, die sich beim Blick auf die Gladbacher Bahnstrecke auftun, trotz aller Bemühungen von Stadt, Nahverkehrs-Zweckverband go. Rheinland und Deutscher Bahn zum Bau des sehnsüchtig erwarteten zweiten S-Bahn-Gleises von Dellbrück nach Bergisch Gladbach.

Auch nach der Sondersitzung des Gladbacher Mobilitätsausschusses und seiner zahlreichen Beschlüsse und Absichtserklärungen zu Gleis zwei steht eine verbindliche Planungsvereinbarung zwischen den Akteuren aus. Darauf aber schaut der Bund, hieß es zuletzt von Dr. Norbert Reinkober, dem Chef des Zweckverbands.

Ausfälle und Verspätungen

Ohne Vertrag könnte der Bund auf die Idee kommen, das Projekt finanziell zu kippen. Offenbar eine ernstzunehmende Mahnung. Erst vor wenigen Tagen schlugen in Niedersachsen die Wellen der Empörung hoch, als der Bund unerwartet beim Ausbau der „Marschbahn“ nach Westerland auf Sylt auf die Bremse trat.

Dort geht es um 221 Millionen Euro, die investiert werden sollen. Parallel zu Bergisch Gladbach fehlt auf dieser Strecke, beliebt bei Urlaubern, ein zweites Gleis. Ausfälle und Verspätungen gibt es hier wie dort, auf der Fahrt nach Sylt betrifft dies auch IC-Züge.

Das Foto zeigt einen Schienenbus auf den Gleisen des Bahndamms.

Im April 2019 führte eine Sonderfahrt auf den Gleisen des Bahndamms bis zur Bahnbrücke am Refrather Weg. Im Hintergrund die Moschee.

Was den Nordfriesen widerfahren ist, könnte auch der bergischen Metropole mit ihrer S-Bahn zustoßen, wird von manchen Akteuren befürchtet. Nur mit einem Schulterschluss könne man möglichen Einsparungen widersprechen. Bergisch Gladbach gilt als größte Großstadt in Deutschland, die weder einen Anschluss mit Regionalbahn, Regionalexpress und Intercity und Intercity-Express hat. Das wird sich auch mit dem zweiten Gleis nicht ändern.

Aber die S-Bahnen werden auf den Gleisen dichter nach Köln fahren, in den Hauptzeiten nahezu in einem Fünfminutentakt. Wahrscheinlich ist Bergisch Gladbach auch die einzige Großstadt in Deutschland, die über kein Bahnhofsgebäude verfügt. So kritisch wie bei der Marschbahn ist es in der Kreisstadt noch nicht, und auch die Bahn plant weiter.

Alle vier Verfahren laufen

Alle vier Planfeststellungsverfahren für die Streckenausbauten von Gladbach bis zum Kölner Hauptbahnhof, dort mit Bau zwei neuer Einfahrtsgleise , laufen im Moment parallel. In Bergisch Gladbach wird in diesem Kontext hart um den Ersatz für den zu schließenden Bahnübergang an der Tannenbergstraße gerungen. Eine Brücke, entlang der Schienen bis zum Anschluss an die Straße Britanniahütte geführt, ist der Favorit der Planenden.

Aber ein Vertragskonstrukt, das Bahn und Stadt unterzeichnet haben, fehlt. Dies soll bis zur nächsten Beratung beim Eisenbahnbundesamt im November vorliegen. Auch vertiefte Planungen stehen noch aus, und ob das Ganze überhaupt baulich gelingen kann, ist halbwegs offen.

Radfahrer und Fußgänger sollen eine Unterführung bekommen oder die Hochstraße nutzen. Planerisch könnte es auch erforderlich werden, private Grundstücke im Umfeld des Bahnübergangs (Kalkstraße) für die Anbindung der neuen Umgehungsstraße zu nutzen.

Sollten die Experten auch dem Wunsch eines Kölner Eisenbahnmuseums nachkommen und den Streckenabzweig nach Bensberg als Gleis freihalten, müsste dort noch ein neuer Bahnübergang kommen. Auch nach der Sondersitzung des Mobilitätsausschusses mit seinen einstimmigen Beschüssen bleiben viele Fragen.