- Seine Tochter war gerade einmal ein Jahr und acht Monate alt.
- Die Polizei fand in seinem Haus Datenträger mit hunderttausenden Bildern, Videoszenen und Chat-Protokollen.
- Vier weitere Tatverdächtige sind festgenommen.
Bergisch Gladbach – Sandspielzeug steht unter der Bank vor dem Einfamilienhaus, ein Windrad dreht sich im Vorgarten eines der gehobeneren Stadtteile Bergisch Gladbachs. Doch die Idylle, in der allein ein rotes Schild „Warnung vor dem Hund!“ Gefahr signalisiert trügt. Hinter der idyllischen Reihenhausfassade soll ein 42-jähriger Bergisch Gladbacher seine Tochter sexuell missbraucht, davon Bildmaterial angefertigt und dieses im Internet verbreitet haben.
Das Mädchen war da laut Ermittlern gerade mal ein Jahr und acht Monate alt. Seit der Festnahme des Vaters vergangene Woche ist das Kleinkind laut Polizei in der Obhut des Jugendamtes, wird ebenso wie die Mutter betreut. „Nach derzeitigem Kenntnisstand wusste sie nichts von den Taten ihres Mannes“, sagt Kölns Kripochef Klaus-Stephan Becker.
Hausdurchsuchung
Durch einen Hinweis der Staatsanwaltschaft Kassel, waren die Ermittler auf den 42-jährigen Bergisch Gladbacher aufmerksam geworden. Zunächst ging es um den Verdacht, dass der 42-Jährige, von dem man anfangs nur den Decknamen aus einem Internetchat kannte, kinderpornografisches Material besitze.
Bis die Polizei Bergisch Gladbach sein Haus durchsuchte und dabei unter anderem Datenträger mit hunderttausenden Bildern, Videoszenen und Chat-Protokollen fand. Mehrere Streifenwagen seien an dem Tag in der Straße gewesen, erinnert sich eine Nachbarin. „Die haben ihn mitgenommen und Kisten aus dem Haus getragen.“ Nach Beginn der Auswertung des sichergestellten Materials fanden die Ermittler nach eigenen Angaben rasch Hinweise, dass der Tatverdächtige selbst schweren Kindesmissbrauch begangen haben muss.
Weitere Tatverdächtige
Durch Protokolle von Internetchats, die er geführt und in denen er offenbar kinderpornografisches Bildmaterial ausgetauscht hatte, kamen die Ermittler der rheinisch-bergischen Polizei auf die Spur weiterer Tatverdächtiger. Ein 26-jähriger Mann in Kamp-Lintfort wurde ebenso festgenommen, wie ein 38-Jähriger im hessischen Niedernhausen bei Wiesbaden. Bei dem 26-jährigen Bundeswehrsoldat habe sich nach einer Hausdurchsuchung ebenfalls der Verdacht des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern bestätigt, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Moers der Deutschen Presseagentur.
Ein vierter Verdächtiger wurde am Mittwochabend in Langenfeld festgenommen. Derzeit geht die Kölner Polizei, die die Ermittlungen mittlerweile übernommen hat, von sechs Opfern im Alter zwischen unter einem Jahr und zehn Jahren aus. Dabei handele es sich um die Kinder beziehungsweise Stiefkinder der Tatverdächtigen.
Material wurde getauscht
Die Männer sollen das kinderpornografische Material laut Kripochef Becker über Messengerdienste wie Whatsapp untereinander getauscht haben. Ob sie Kinderpornografie auch verkauften, dazu machten die Ermittler keine Angaben.„Sie sehen mich fassungslos und bestürzt in Anbetracht der schrecklichen Taten der bisher ermittelten Beschuldigten“, sagte Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob in Köln.
„Wir stellen uns darauf ein, dass es bei diesen vier Tätern möglicherweise nicht bleibt“, so Kölns Kripochef am Donnerstag. Bislang gebe es keine Hinweise auf weitere Täter, aber bei der schieren Datenmenge von mehr als drei Terabyte könne man das nicht ausschließen. „Deshalb gilt unser Hauptaugenmerk, diese vielen Datenträger von Handys bis USB-Sticks schnellstmöglich auszuwerten.“ Von einem Kinderpornoring wollte der Kripochef noch nicht sprechen: „Dazu ist es noch zu früh.“ Es sei aber auch erst ein Bruchteil der Daten ausgewertet.
Das könnte Sie auch interessieren:
In Bergisch Gladbach sind die Nachbarn fassungslos darüber, was in dem Einfamilienhaus schräg gegenüber dem Spielplatz geschehen sein soll. Der 42-Jährige, der auch bei der Polizei zuvor nie auffällig geworden war, sei „so normal“ gewesen, berichtet eine Frau aus der Nachbarschaft. Unauffällig und ruhig habe die junge Familie mit dem Hund gewirkt. Er habe als Pförtner einen guten Job gehabt, sei ruhig und freundliche gewesen, erzählt ein Nachbar. „Und dann das eigene Kind . . . das ist doch nicht zu fassen.“