Eine Wildkamera hat im Wald bei Herrenstrunden einen mutmaßlichen Wolf aufgenommen. Der Wolfsberater des Kreises sucht nach Spuren.
Experten prüfen BildMutmaßlicher Wolf bei Herrenstrunden gesichtet – Eltern warnen in Chatgruppen
Er streicht durch den lichten Laubwald, im Hintergrund ist eine umgestürzte Buche zu sehen. Eine Wildkamera hat im Wald bei Bergisch Gladbach-Herrenstrunden am Mittwoch (29.1.) einen mutmaßlichen Wolf aufgenommen. Das Bild liegt der Redaktion vor, darf aber aus urheberrechtlichen Gründen aktuell nicht gezeigt werden.
Kreissprecherin Nina Eckardt bestätigt auf Nachfrage der Redaktion, dass es eine entsprechende Meldung gegeben habe. „Unser Wolfsberater Wilfried Knickmeier ist gestern gleich vor Ort gewesen, um mögliche Spuren wie Kot zu sichern“, so die Pressesprecherin. „Und er wird auch heute wieder draußen sein.“
In Chatgruppen warnen Einheimische sich davor, in den Wald zu gehen
Das aufgenommene Bild werde dann das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, kurz: Lanuv, von den dortigen Experten bewertet, so Eckardt.
In Herrenstrunden hat sich die Nachricht von der mutmaßlichen Wolfsichtung rasant verbreitet. In Chatgruppen warnten Eltern bereits davor, Kinder in den Wald zu lassen.
Kreisveterinär rät zu Gelassenheit und zur Unterhaltung beim Spaziergang
Kreisveterinär Dr. Thomas Mönig rate allerdings zu Gelassenheit, sagt Kreissprecherin Nina Eckardt. Wölfe seien Wildtiere und hielten sich in der Regel von Menschen fern. Gut sei es, sich beim Spaziergang im Wald ruhig deutlich zu unterhalten, um auf sich aufmerksam zu machen.
Im Eifgenbachtal bei Wermelskirchen war im vergangenen Jahr unterdessen ein mutmaßlicher Wolf gesichtet worden, der einer Jugendlichen auf einem Pferd einige Meter in nicht allzu großem Abstand gefolgt war. Spuren für die tatsächliche Anwesenheit eines Wolfs hatte der Wolfsberater zwar trotz intensiver Suche nicht finden können, das Lanuv hatte die Wolfssichtung allerdings damals in seine Statistik mit aufnenommen.
Wolfsexperten weisen auf die Nähe Rhein-Bergs zum Leuscheider Wolfsrudel an der Sieg hin. Außerdem werden in der Winterzeit seit einigen Jahren immer wieder durchziehende Wölfe beobachtet. Sie bewegen sich in der Regel in Nord-Süd-Richtung beziehungsweise umgekehrt, da der Rhein für die Tiere eine schwerer zu überwindende Barriere ist.
Experte gibt Tipps, was bei einer Begegnung mit einem Wolf zu tun ist
Was bei einer Begegnung mit einem Wolf zu tun ist? „Der Wolf ist weder ein Kuscheltier noch ein zu fürchtendes Monster“, sagt Kreisveterinär Dr. Thomas Mönig. „In den seltenen Fällen einer Begegnung sollten sich Menschen vorsichtig verhalten. Das gilt im Übrigen auch bei Begegnungen mit anderen Wildtieren, zum Beispiel einer Bache mit Frischlingen.“
Seit mehr als 20 Jahren gibt es laut Mitteilung des Kreises in Deutschland wieder wildlebende Wölfe. Bislang sei in dieser Zeit kein einziger Übergriff auf einen Menschen dokumentiert worden, so Kreisveterinär Mönig. Wölfe seien in der Regel scheu und Begegnungen mit dem Menschen daher eher selten. „Wichtig ist es, dass der Wolf den Menschen nicht mit Nahrung in Verbindung bringt“, so der Veterinär. „Daher sollten Menschen niemals einen Wolf mit Nahrung anlocken oder füttern.“ Bei einer Begegnung sei die wichtigste Maßnahme, nicht wegzulaufen.
„Ziehen Sie sich langsam zurück, ohne dem Wolf dabei direkt in die Augen zu starren“, rät Wolfsberater Wilfried Knickmeier. „Wenn Sie einen Hund dabeihaben, sollten Sie ihn anleinen und dicht bei sich führen. Nähert sich der Wolf dennoch, sollten Sie ihm mit einer aufrechten Haltung und selbstbewussten Gesten begegnen“, so der Wolfsberater. Junge Tiere seien manchmal neugierig und näherten sich, seien dann aber auch leicht zu beeindrucken. „Wölfe mit Welpen oder Beute sind verteidigungsbereit“, weiß Knickmeier. „Doch auch hier ist ein langsamer Rückzug möglich.“