KostenexplosionPlan für Grundschule auf Zanders-Gelände in Bergisch Gladbach ist geplatzt

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Runtergekommene Gebäudefront eines Ziegelbaus. Davor liegen Holzlatten gestapelt.

Die Gebäude der früheren Papiermühle auf dem Zanders-Gelände in Bergisch Gladbach,dort wo die neue Grundschule in Bergisch Gladbach errichtet werden sollte, sind mit Altlasten belastet.

Die Kosten für den Bau der Grundschule würden auf 130 Millionen Euro explodieren. Unter Zeitdruck sucht die Stadt nach einem Interimsstandort. 

Der Plan für den Bau einer neuen Grundschule am südwestlichen Rand des Zanders-Geländes an der Cederwaldstraße ist geplatzt. Dies ist das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie, die jetzt vorliegt. Demnach sind die baulichen Probleme und Hochwasser-Risiken an dem Standort deutlich größer als bisher angenommen. Die Kosten würden auf über 130 Millionen Euro explodieren. Unter dem Druck steigender Schülerzahlen in der Stadtmitte und Gronau sucht die Stadt nun nach einem Interimsstandort, um bis 2026 neue Schulplätze zu schaffen.

„Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie“, sagt Thore Eggert, zuständiger Beigeordnete für den Schulbau, „bringen uns zu der Erkenntnis, dass die Weiterführung der Planung zu einem Bau einer Grundschule auf dem ehemaligen Weig-Gelände keinen Sinn macht.“

Grundstück liegt in einem Überschwemmungsgebiet

Insbesondere wegen der Lage in einem Hochwasser- und Überschwemmungsgebiet sowie wegen der Bodenbeschaffung und Schadstoffbelastungen prognostiziert die Machbarkeitsstudie Gesamtkosten von mindestens 130 Millionen Euro – ein Vielfaches der 32 Millionen Euro, die die Stadt rein für die Baukosten angesetzt hatte.

Ein gravierender Grund für die Kostenexplosion ist die Grundstückssituation, die die Bebauung erschwert. „Die Lage in einer topografischen Senke an der Strunde macht das Schulgelände zum Überschwemmungsgebiet und zur Starkregengefahrenzone“, erläutert Eggert. Laut Gutachten müsste unter anderem ein Damm errichtet werden, der die Schule vor Hochwasser schützt.

Wir suchen mit höchster Priorität nach dem geeigneten Standort, um unser Ziel der Schulöffnung nach den Sommerferien 2026 zu erreichen.
Thore Eggert, Dezernent für den Schulbetrieb

Erschwerend dazu kommt, dass der Untergrund nicht tragfähig ist und sich nur mit aufwendigen Vorbereitungen für den Bau eines Gebäudes eignet. Für die Gründung kommen folgende Möglichkeiten in Betracht: Tiefgründung auf Pfählen und Bodenverbesserung durch Rüttelstopfsäulen, das sind pfahlartige Tragelemente, heißt es in dem Gutachten.

Weitere kostspielige Unbekannte sind die Altlasten im Boden des 16.800 Quadratmeter großen Grundstücks der früheren Papiermühle. Die Freiflächen, auf dem Kinder spielen würden, müssten laut Gutachten mindestens 30 Zentimeter tief ausgegraben werden. Auch in bestehenden Gebäuden gibt es viele Schadstoffe – unter anderem Asbest, PCB, Zink und Quecksilber. Abbruch- und Entsorgung der Bestandsgebäude stellen einen weiteren großen Kostenfaktor dar.

Hohe PCB-Werte in der Beschichtung der Gebäude

In dem Gebäude, das erhalten und als Mensa genutzt werden sollte, gibt es hohe PCB-Werte in der Beschichtung. Bei dem Erhalt des Gebäudes müsste die Beschichtung mit dem Putz entfernt werden: „Ob das PCB in das darunterliegende Mauerwerk eingedrungen ist, kann derzeit nicht gesagt werden“, stellen die Gutachter fest.

Im Worst Case müsse von einem Neubau ausgegangen werden. Einer zeitnahen Lösung auf dem Weig-Gelände steht zudem im Weg, dass erst das passende Baurecht geschaffen werden müsste. Der aktuelle Bebauungsplan sieht ein Industriegebiet vor.

Das frustrierende Fazit lautet: Für Gladbachs mit Priorität 1 versehene dreizügige 21. Grundschule mit Turnhalle und Mensa – Arbeitstitel „GS21“ – muss ein neuer Standort im Stadtzentrum gesucht werden. „Der Bedarf an Schulplätzen ist weiterhin groß, und wir werden bis 2026 Schulplätze schaffen müssen“, betont Eggert, „unter Anbetracht des Zeitdrucks fokussieren wir uns nun auf eine Interimslösung.“ Bis zur Sitzung des Schulausschusses im September wolle die Verwaltung einen Vorschlag für einen geeigneten Ort und eine Errichtungsbauweise vorlegen.

Die neue Schulgemeinschaft könne sich in der Interimsschule gründen, so die neue Strategie, und erst zu einem späteren Zeitpunkt in den neuen, dauerhaften Schulbau ziehen. „Wir suchen mit höchster Priorität nach dem geeigneten Standort, um unser Ziel der Schulöffnung nach den Sommerferien 2026 zu erreichen“, versichert Eggert.

Die Gutachter gehen von einem langen Zeitrahmen bis 2033 aus, bis die Wasserproblematik und technische Infrastruktur auf dem Weig-Gelände gelöst sind. Ein Schulbau an dieser Stelle rückt wohl in weite Ferne.

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