Talk mit BürgermeisteranwärternKandidaten diskutieren über Gadbachs Zukunft
- Das Duell mit Gladbacher Bürgermeisterkandidaten begann ganz beschwingt und locker.
- Doch die Nettigkeiten der Kontrahenten hatten nach kurzem Geplänkel auch über die politischen Werdegänge ein Ende.
- Trotzdem entlockte Moderator Guido Wagner den beiden auch einige ganz persönliche Dinge.
Bergisch Gladbach – Beschwingt und fast lustig begann das Duell mit Gladbacher Bürgermeisterkandidaten, zu dem der Unternehmensverband Bergisches Land Christian Buchen (CDU) und Frank Stein (SPD/ FPD/Grüne) in den Sitzungssaal der Kreishandwerkerschaft eingeladen hatte. Moderator Guido Wagner, Redaktionsleiter der Lokalausgabe Kölner Stadt-Anzeiger/Bergische Landeszeitung, entlockte den beiden vor zahlreichen Vertretern aus der Wirtschaft, IHK-Präsidentin Dr. Nicole Grünewald und Gladbachs scheidendem Bürgermeister Lutz Urbach auch einige ganz persönliche Dinge.
In Jugendzeiten wurde Buchen „Buchi“ genannt, sein Vorbild ist Barack Obama, früher hat er getanzt. Und er interessierte sich schon als Kind für die Wirtschaft, konsequent verfolgte er das Ziel bis zum Diplom-Wirtschaftsinformatiker. Stein hieß früher „Steini“, seine Vorbilder sind Helmut Schmidt, Johannes Rau und Heinrich Böll. Archäologie, vor allem die Pharaonen, faszinierten ihn als Kind, geworden ist er Jurist, ist nach wie vor mit dem Rad unterwegs.
Seitenhieb auf die Ampelkoalition
Doch die Nettigkeiten der Kontrahenten hatten nach kurzem Geplänkel auch über die politischen Werdegänge ein Ende. Frank Stein wirft seine Lebenserfahrung in den Ring: Familienvater, seit drei Jahrzehnten kommunalpolitisch unterwegs, hauptberuflich in der Verwaltung und gleichzeitig als Politiker. Der 40-jährige Buchen, aufgewachsen in Herkenrath, noch ledig, hat lange ehrenamtlich im Katholischen Jugendverband KJG gewirkt, ist seit 2009 CDU-Ratsmitglied. Solche Lebensdaten erfährt der Wähler in der Kreisstadt nicht bei jedem Wahlkampftermin.
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Und dann kommt der erste Seitenhieb auf die Ampelkoalition: Buchen zitiert die bundesweiten Quoten von circa 38 bis 39 Prozent für CDU und für die Ampel: „Wir werden uns dann einen Koalitionspartner suchen müssen, doch was macht dann die Ampel aus SPD, Grünen und FPD?“ Frank Stein kontert ruhig mit den derzeitigen Umfrageergebnissen aus NRW-Landesebene: „SPD und Grüne jeweils mit 20 Prozent, die FPD mit sieben Prozent.“
Zukunft der Kreisstadt
Doch es ging um die Zukunft der Kreisstadt: Beide Kandidaten sind für bezahlbaren Wohnraum, Arbeiten und Wohnen vor Ort, bessere Infrastrukturen für Schulen und Mobilität, Digitalisierung. Buchen fordert eine schnelle Anbindung an das Datennetz für die bislang unterversorgten Gebiete: „Für Unternehmen wie Krüger sind die derzeitigen zehn Megabyte ein echtes Problem.“ Das schnelle Internet könnte auch dem Einzelhandel zugute kommen. Frank Stein spricht von der digitalen Konkurrenz mit dem Online-Handel für die Innenstädte: „Der Einzelhandel muss sich vernetzen – nicht nur Verkauf, sondern eine Plattform auch für Transport und Anschluss bieten.“
Eine zentrale Aufgabe für den neuen Bürgermeister, die Wirtschaftsförderung müsse dafür Plattformen bilden. Auch Buchen plädiert für die Verknüpfung von stationären und virtuellen Angeboten und stellt das „lokale GL-Geld“ vor, Stadt-Gutscheine für Handel und Gastronomie, die mit zehn Prozent, insgesamt 200 000 Euro subventioniert werden.
Thema Verkehrsanbindung
Doch beim Thema Verkehrsanbindung gehen die Meinungen auseinander. Frank Stein plädiert für einen schnell umsetzbaren Radweg auf der alten Bahntrasse, eine Umwandlung zum Autobahnzubringer sieht er nach jahrzehntelanger Diskussion und Planung in sehr weiter Ferne. Auch für die Straßenbahntrasse von Bensberg über Moitzfeld bis Spitze hat er eine neue Version für ein begegnungsfreies Shuttle, das autonom fährt. „Bevor wir uns noch zehn Jahre mit der Straßenbahn beschäftigen, sollten wir die Lösung überlegen.“ Und er plädiert für Home Office, das in Coronazeiten zu zehn Prozent weniger Verkehr geführt habe.
Christian Buchen setzt auf die Verkehrsführung eines Mobilitätsbandes über den Alten Bahndamm, unter anderem mit einer unterirdischen Cargo-Cap-Gütertransportbahn, einem Radweg und einer Autobahnanbindung an die A4. „Eine wichtige Infrastrukturfrage, bei der wir die Menschen in der Stadt mitnehmen müssen.“
Frank Stein hält hingegen die Möglichkeiten zur Realisierung für Spiegelfechterei: „Es wurde keine Bürgerbefragung gemacht. Mein Prognose: Dafür wird es nie eine große Mehrheit geben. Am Ende wird es eine politische Entscheidung. Doch das Thema ist älter als das Internet.“