AboAbonnieren

Sieben KinosWie Helmut Brunotte von Bergisch Gladbach aus sein Leinwand-Imperium aufbaute

Lesezeit 5 Minuten
Helmut Brunotte im großen Saal des Cineplex in Bergisch Gladbach-Bensberg.

Helmut Brunotte im großen Saal des Cineplex in Bergisch Gladbach-Bensberg.

Das Bergisch Gladbacher Familienunternehmen hat auch Kinos in Köln, Leverkusen, Siegburg, Troisdorf, Euskirchen und Olpe.

Nach kurzem Überlegen geraten Helmut Brunotte und seine Tochter Claudia Hebbel ins Schwärmen. Die Liebe zum Film, oder genauer, zum Kinofilm ist den beiden anzumerken. „Aber sich auf einen Lieblingsfilm festzulegen, das ist schon schwer“, sagt Claudia Hebbel und lacht. Ein paar Namen fallen ihr dann doch ein: „Pretty Woman“, „Top Gun“, „Star Wars“, „Skyfall“. Für ihren Vater ist „Jenseits von Afrika“ seit vielen Jahren der Favorit.

Die Familie Brunotte betreibt seit 40 Jahren die Brunotte Filmtheater GmbH und ist nach eigener Aussage der größte private Kinobetreiber in Nordrhein-Westfalen.

Seit 2004 gehört die Firma der Cineplex-Gruppe an und ist damit eines von 26 Familienunternehmen, die deutschlandweit 88 Kinos in 68 Städten mit 559 Leinwänden und 90 000 Sitzplätzen anbieten.

Die blau beleuchtete Überbauung des Cineplex in Bergisch Gladbach-Bensberg.

Das Cineplex in Bensberg gibt es seit 1988. Inzwischen hat es vier Säle Für die Überbauung hatte Brunotte jahrelang gekämpft.

Rund 30 Festangestellte hat das Bergisch Gladbacher Unternehmen, dazu kommen Teilzeitler und Aushilfen. Geführt wird die Brunotte Filmtheater GmbH von Helmut Brunotte, seiner Tochter Claudia Hebbel und seinem Schwiegersohn Peter. Auch Chantal und Cassandra, die Enkelinnen von Helmut Brunotte, arbeiten bereits im Familienunternehmen. Im Bensberger Kino beschäftigen die Brunottes/Hebbels fünf Festangestellte.

Angefangen hat damals alles mit einer „gut gehenden Werbeagentur“, erinnert sich Gründer Helmut Brunotte. Die „Express-Agentur“ war unter anderem dafür zuständig, für Filmverleiher Werbepartner zu finden, Anzeigen zu schalten und Plakate aufzuhängen. So knüpfte Helmut Brunotte schon damals Kontakte ins Filmgeschäft.

Bergisch Gladbach: Start mit Viktoriakino

Ins Kinogeschäft stieg er nach einem Gespräch mit einer Filialleiterin des Filmverleihers Universal ein. „Die sagte mir: „Schauen Sie sich mal das Viktoriakino in Bergisch Gladbach (inzwischen geschlossen, Anm. d. Red.) an, das läuft gut, aber es kommt zu wenig bei uns an““. Das tat Helmut Brunotte dann, er einigte sich mit dem vor der Insolvenz stehenden Betreiber und war schließlich Kinobesitzer. 1983 gründeten er und seine inzwischen gestorbene Frau Marianne dann das Unternehmen.

Helmut Brunotte erinnert sich gern zurück an die vielen Begegnungen mit Filmschaffenden und die Verbindungen, die mit ihnen entstanden sind. Zum Beispiel an die Zeit, in der sie das Metropol in Bonn führten. „Dort gab es Premieren am laufenden Band.“ Die Zeit der alten Filmpaläste, wie es das Metropol eines war, sei um die Wendezeit allerdings vorbei gewesen, sagt Brunotte. Stattdessen Begann die Ära der Multiplexkinos, an die sich das Familienunternehmen anpasste und das Metropol an die UFA verkaufte.

Helmut und Marianna Brunotte (2. und 3. v.r.) mit Gästen des damaligen US-Botschafters Richard Burt in Siegburg.

Helmut und Marianna Brunotte (2. und 3. v.r.) mit Gästen des damaligen US-Botschafters Richard Burt in Siegburg. (Repro)

Brunotte erinnert sich aber auch an Premieren in anderen Kinos. 1997 kamen zur Premiere von „Air Force One“ sogar Regisseur Wolfgang Petersen und Hauptdarsteller Harrison Ford nach Leverkusen. Til Schweiger sei 1991 zur Premiere von Manta Manta sogar mit dem entsprechenden Wagen nach Bensberg gekommen, berichtet Claudia Hebbel.

Über die Jahrzehnte habe man viele Kontakte in die Branche geknüpft. „Zu Bernd Eichinger hatten wir ein gutes Verhältnis“, erzählt Brunotte. „Und in der Filmfamilie kennt man sich“, sagt auch seine Tochter Claudia. Häufig sei man bei den Filmfestspielen in Cannes gewesen oder habe den deutschen Filmball in München besucht. Vielleicht ist das nach Corona nun wieder möglich. Im Kölner Filmpalast, den sie laut Brunotte 2016 „wieder zum Leben erweckt haben“, stellt das Unternehmen die Säle für das Cologne Film Festival zur Verfügung.

Ich denke, Streamingdienste sind wegen der Serien eher Konkurrenz fürs Fernsehen.
Claudia Hebbel, Kinobetreiberin

Ihr Cineplex-Kino in Bensberg, das sie selbst gebaut haben, hat vier Säle, drei waren es zu Beginn, später folgte die imposante Überbauung über die Steinstraße. Weitere Erweiterungspläne gibt es derzeit nicht. „So, wie es ist, ist es gut“, sagt Claudia Hebbel. Zumal das Unternehmen erst einmal wieder auf die Besucherzahlen von Vor-Corona kommen müsse. Bei etwa 60 bis 65 Prozent der Besucher von vor der Pandemie habe man 2022 gelegen. Und es läuft inzwischen noch besser. Trübsal blasen ist für Helmut Brunotte und Claudia Hebbel keine Option. Sie sind zufrieden mit ihrer Situation.

Etwa 50 Prozent („45 bis 53 Prozent“, Claudia Hebbel) einer Kinokarte gehe an die Filmverleiher. Das Bensberger Kino sei kein Arthouse-Kino, man zeige Mainstream-Filme. Weil es in Bensberg nur vier Säle gibt, müsse man hier und da auch mal eine Härtefallentscheidung treffen.

Der Filmpalast in Köln im Dunkeln von außen.

Den Filmpalast in Köln führt das Unternehmen seit 2016. Man habe ihn „wieder zum Leben erweckt“. (Repro)

Streamingdienste wie Netflix und Amazon Prime sieht Claudia Hebbel gar nicht so sehr als Konkurrenz. „Ich denke, die sind wegen der Serien eher Konkurrenz fürs Fernsehen.“ Filme wie Avatar oder Top Gun seien fürs Kino gemacht und das wüssten die Leute auch.

Die Kinobetreiber Helmut Brunotte und Claudia Hebbel selbst versuchen, regelmäßig ins Kino zu gehen. Etwa einmal die Woche, sagt Hebbel. Dann meistens in Leverkusen, das sei näher zu ihrem Wohnort Odenthal.

Sie freut sich jedenfalls schon auf die nächsten Blockbuster: „Fast and Furious“, „Mission: Impossible“ oder „Super Mario“ – wieder gerät Claudia Hebbel ins Schwärmen.


Das Unternehmen

Das Unternehmen wurde 1983 gegründet, seit 2004 gehört die Filmtheater GmbH zur Cineplex-Gruppe. Sieben Kinos betreiben Helmut Brunotte, Claudia Hebbel und Peter Hebbel. Je eines in Leverkusen (Kinopolis seit 1997), Siegburg (Cineplex seit 1999), Euskirchen (Cineplex Galleria seit 2000), Troisdorf (Cineplex seit 2000), Olpe (Cineplex seit 2007), Köln (Filmpalast seit 2016) und in Bergisch Gladbach-Bensberg, wo auch die Firmenzentrale ist. Ehemalige Häuser sind das Viktoriakino (Bergisch Gladbach, bis 2013) sowie Kinos in Siegburg (Marktpassage 1985 bis 2007), Dormagen (Cineplex 2000 bis 2017) und Bonn (Metropol 1990 bis 1994).